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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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er ihn zum erstenmal aus der Nähe sah, vor vier
Tagen, hatte das Tier geknurrt und ihn aus rotglühenden Augen angestarrt. Was
R. P. Tyler zum Anlaß nahm, einen neuerlichen Brief an den Tadfield-Kurier zu schreiben. Er wies darauf hin, Hund sei
zweifellos tollwütig und stelle somit eine Gefahr für die Allgemeinheit dar,
die sofort energische Gegenmaßnahmen erfordere. Er verzichtete jedoch darauf,
den Brief abzuschicken, weil seine Frau meinte, kehliges Knurren und
rotglühende Augen seien keine Symptome für akute Tollwut. Sie fügte hinzu,
Tollwut bekomme man nur, wenn man sich bestimmte Filme im Fernsehen oder gar im
Kino ansähe, und an so etwas fanden Hunde kaum Interesse. Ihr Ronald nickte
weise und legte den angefangenen Brief für eine spätere Verwendung beiseite.
    »Hund ist kein Köter «,erwiderte
Adam beleidigt. »Er ist ein überaus begabter Hund. Und klug. Und gut erzogen. Hund, schnapp nicht dauernd nach Mister Tylers
häßlichem alten Pudel.«
    Hund achtete
nicht auf diese Worte. Er wollte seine weltliche Existenz so lange wie möglich
genießen.
    »Hund«, sagte Adam in einem drohenden Tonfall.
Woraufhin Hund zum Fahrrad Des Herrn zurückkehrte.
    »Ihr habt meine
Frage noch nicht beantwortet«, ließ sich R. P. Tyler vernehmen. »Wohin
seid ihr unterwegs?«
    »Zum
Luftwaffenstützpunkt«, entgegnete Brian.
    »Wenn Sie
erlauben«, warf Adam ein und hoffte, daß seine Stimme genug spöttischen
Sarkasmus zum Ausdruck brachte. »Ich meine, wenn Sie dagegen sind, kehren wir
natürlich sofort um.«
    »Du frecher
Bengel«, ereiferte sich R. P. Tyler. »Wenn ich deinen Vater sehe, Adam
Young, so werde ich ein ernstes Gespräch mit ihm führen und dabei kein Blatt
vor den Mund nehmen.«
    Die Sie hörten
ihn gar nicht mehr. Sie fuhren wieder über die Straße, in Richtung des
Luftwaffenstützpunkts von Lower Tadfield. Übrigens: Ihr Weg war weitaus kürzer
und landschaftlich schöner als der, den Mr. Tyler Tod und seinen Begleitern
beschrieben hatte.
    In Gedanken schrieb R. P.
Tyler einen langen Brief über die Untugenden der modernen Jugend. Er erwähnte
mangelhaftes Bildungsniveau, fehlenden Respekt weitaus klügeren Erwachsenen
gegenüber und kritisierte auch den Umstand, daß die Jungen und Mädchen
heutzutage nur noch latschten, anstatt sich geradezuhalten, wie es sich gehörte. Er schnitt auch
Themen wie Jugendkriminalität, Wiedereinführung der Wehrpflicht, Prügelstrafe
in der Schule und Hundemarken an.
    Sein geistiges
Werk erfüllte ihn mit großer Zufriedenheit. Er ahnte sogar, daß die Qualität
des Briefes weit über den üblichen Standard des Tadfield-Kurier hinausging, und deshalb beschloß er, ihn an
die Times zu adressieren.
    Putputputputputput.
    »Entschuldigen Sie, Teuerster«, flötete eine melodische weibliche
Stimme. »Ich glaube, wir haben uns verirrt.«
    R. P.
Tyler wandte sich um und sah eine Frau in mittleren Jahren, die auf einem schon
etwas älteren Motorroller saß. Ein kleiner Mann – er trug einen dunkelgrünen
Sturzhelm mit der Aufschrift EASY RIDER , und Mr. Tyler bemerkte sofort die Flecken am langen Regenmantel –
klammerte sich an ihr fest und hielt die Augen geschlossen. Zwischen den beiden
Personen ragte ein uraltes Gewehr mit trichterförmiger Mündung empor.
    »Oh. Wohin
möchten Sie?«
    »Nach Lower
Tadfield«, sagte die Frau. »Die genaue Adresse kenne ich leider nicht, aber wir
suchen nach jemandem namens …« Mit völlig veränderter Stimme fügte sie
hinzu: »Er heißt Adam Young.«
    R. P. Tyler riß die Augen auf. »Sie wollen zu dem Jungen?«
brachte er hervor. »Was hat er angestellt? Nein, sagen Sie’s mir nicht. Ich
will es gar nicht wissen.«
    »Junge?«
wiederholte die Frau verwirrt. »Sie haben mir nicht gesagt, daß es sich um
einen Jungen handelt. Wie alt ist er?« Und sie antwortete: »Elf.« »Hätten Sie mich gleich zu Anfang darauf
hingewiesen! Dadurch erscheint alles in einem ganz anderen Licht.«
    R. P.
Tyler starrte stumm. Und dann begriff er plötzlich. Die Frau war Bauchrednerin,
und der vermeintliche Mann mit dem grünen Sturzhelm – wahrscheinlich nur eine
Puppe. Er fragte sich nun, warum er das Ding zunächst für einen lebendigen
Menschen gehalten hatte.
    Die
Gratisvorstellung weckte vages Unbehagen in ihm. Er sah darin ein Beispiel für
ausgesprochen schlechten Geschmack.
    »Ich habe Adam
Young vor ein paar Minuten gesehen. Er und seine Komplizen sind zum
amerikanischen Luftwaffenstützpunkt unterwegs.«
    »Lieber
Himmel!«

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