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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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strahlend und breitete triumphierend die Arme aus. In dieser Haltung
wirkte sie wie die Assistentin eines Zauberkünstlers, die hinter dem Vorhang
hervortritt, obgleich das Publikum ihren Leichnam in einem mit Schwertern gespickten
Kasten erwartet.
    »Tra-la«, sagte
sie.
    »Bitte?«
    »Ich schlage
vor, du beginnst gleich mit der Reparatur.«
    »Wie?«
    »Sorg dafür,
daß die hiesigen Computer wieder richtig funktionieren.«
    »Ach, komm
schon«, sagte Newt, »das klappt nie!« Er stützte sich auf die nächste Konsole.
    Ein Geräusch,
das er bisher überhaupt nicht wahrgenommen hatte, verklang plötzlich, und das
Summen eines fernen Generators wurde leiser. Einige Kontrollampen auf dem Pult
flackerten, und die meisten von ihnen erloschen.
    Was im Rest der
Welt geschah? Schalter, die sich bisher nicht von der Stelle gerührt hatten,
konnten wieder bewegt werden. Strom floß durch Kabel und dünne Drähte. Diverse
Computer gaben es auf, den Dritten Weltkrieg zu planen, werteten statt dessen
von Satelliten übermittelte Meßdaten aus und erstellten falsche
Wetterprognosen. In Bunkern unter der sowjetischen Tundra stellten nervöse
Uniformierte fest, daß sich die durchgebrannten Sicherungen endlich aus ihren
Halterungen lösen ließen. In Bunkern unter dem Boden von Wyoming und Nebraska
hörten andere Uniformierte auf, sich gegenseitig anzuschreien und mit ihren
Waffen zu hantieren. Vermutlich hätten sie jetzt ein Bier getrunken, wenn
Alkohol in Raketenbasen erlaubt gewesen wäre. Das war natürlich nicht der Fall,
aber ungeachtet dessen hatten sie trotzdem welchen.
    Die Lichter
gingen wieder an.
    Die
Zivilisation rutschte nicht mehr ins Chaos und begann damit, Briefe an
Zeitungen zu schreiben, in denen beklagt wurde, wie hysterisch die Leute
heutzutage auf Kleinigkeiten reagierten.
    In Tadfield
strahlten die elektronischen Geräte kein Unheil mehr aus. Irgend etwas in ihnen
fehlte – abgesehen von der Elektrizität.
    »Donnerwetter!«
stieß Newt beeindruckt hervor.
    »Wer sagt’s
denn?« erwiderte Anathema. »Du hast die Apparate vollkommen in Ordnung gebracht. Auf Agnes Spinner ist eben Verlaß. So, und jetzt
laß uns gehen.«
    »Er hat sich geweigert, den
Weltuntergang einzuleiten!« platzte es aus Erziraphael heraus. »Eine ziemliche
Überraschung für dich, nicht wahr, Crowley? Wenn man sich die Mühe macht, bis
in die innersten Gewölbe der Seele zu blicken, so findet man selbst im
dämonischsten Ich einen guten Kern, der …«
    »Es ist noch
nicht vorbei«, sagte Crowley.
    Adam drehte
sich um und schien sie erst jetzt zu bemerken. Crowley war nicht daran gewöhnt,
sofort durchschaut zu werden, aber für Adam schien sein ganzes langes Leben ein
offenes Buch zu sein, in dem er nach Belieben lesen konnte. Für einen
Sekundenbruchteil spürte der Dämon wahres, höllisches Entsetzen. Bisher hatte
er geglaubt, genau zu wissen, was Furcht und Grauen bedeuteten, doch seine
gegenwärtigen Empfindungen setzten jene Gefühle in die n-te Potenz. Die für
Strafen und disziplinarische Maßnahmen zuständigen Höllenfürsten konnten die
Existenz eines Dämonen beenden, indem sie ihm unerträgliche Qualen bereiteten,
aber dieser Junge konnte deine Existenz nicht nur mit einem kurzen Gedanken
auslöschen, sondern wahrscheinlich die Dinge so arrangieren, daß du niemals
existiert hast.
    Adams Blick
fiel auf Erziraphael.
    »Entschuldigung,
aber warum befinden sich zwei Personen in dem Körper?« fragte er.
    »Nun«, sagte
Erziraphael, »das ist eine lange Geschichte …«
    »Ich finde es
nicht richtig, daß zwei Personen einen Leib teilen müssen«, fuhr Adam fort.
»Jeder sollte seinen eigenen Körper haben.«
    Es kam zu
keinen optisch-akustischen Spezialeffekten. Von einem Augenblick zum anderen
saß Erziraphael neben Madame Tracy.
    »Oh, wie das
prickelte!« Die Frau kicherte und musterte den Engel von Kopf bis Fuß. »Hm«,
machte sie enttäuscht. »Ich habe mir Sie ein wenig jünger vorgestellt.«
    Shadwell
starrte Erziraphael eifersüchtig an und spannte demonstrativ den Hahn der Donnerbüchse.
    Der Engel sah
an sich hinab. Bedauerlicherweise schien sein neuer Körper genauso beschaffen
zu sein wie der alte. Wenigstens war der Mantel nicht ganz so schmutzig.
    »Nun, das
wär’s«, sagte er.
    »Nein«,
widersprach Crowley. »Nein, ganz und gar nicht.« Plötzlich befanden sich Wolken
über ihnen, die umeinanderwirbelten wie Nudeln in kochendem Wasser.
    »Es ist alles
weitaus komplizierter«, fuhr Crowley mit

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