Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
Vom Netzwerk:
Erziraphael. »Seht ihr meinen alten zerbeulten
Hut? Was für ein alter und zerbeulter Hut! denkt ihr sicher. Ein alter,
zerbeulter und völlig leerer Hut. Aber ach! Was hat dieser Bursche darin zu suchen? Oh, es ist unser pelziger
Freund, Karl Kaninchen!«
    »Sie hatten es
in der Tasche«, sagte Warlock. Die anderen Kinder nickten zustimmend. Wofür
hielt sie der Narr? Für Kinder?
    Erziraphael
erinnerte sich an Maskelynes Hinweise in bezug auf Zwischenrufer. ›Macht einen
Witz daraus, ihr Knallköppe – und damit meine ich Sie, Mister Eden.‹ (Diesen
Namen benutzte der Engel damals.) ›Bringen Sie das Publikum zum Lachen. Dann
verzeiht es Ihnen alles.‹
    »Oh-ho, ihr
habt meinen Huttrick durchschaut«,
erwiderte Erziraphael und lachte. Die Kinder musterten ihn verdrießlich.
    »Sie sind ein
Idiot«, brummte Warlock. »Zeichentrickfilme sind mir viel lieber.«
    »Er hat recht«,
pflichtete ihm ein kleines Mädchen mit Pferdeschwanz bei. »Sie sind ein Idiot. Und wahrscheinlich auch ein
Blödmann.«
    Erziraphael
bedachte Crowley mit einem verzweifelten Blick. Seiner Ansicht nach bestand
nicht mehr der geringste Zweifel daran, daß Warlock höllischen Einflüssen erlag.
Je eher der schwarze Hund eintraf und sie diesen unfreundlichen Ort verlassen
konnten, desto besser.
    »Nun«, fuhr er
fort, »hat jemand von euch zufälligerweise ein Klingelbingel dabei, vielleicht
auch ein kleines Kettilein? Nicht einmal du, junger Herr? Und was ist das hier,
hinter deinem Ohr …?«
    »Bei meinem Geburtstag habe ich mir ›Roadrunner‹ und
›Coyote‹ angesehen«, verkündete das Mädchen. »Und ich habe sogar ein ACME-Paket
mit Dynamit für Kinder, Raketenrollschuhen, mit Batman-Flügeln, Atomkleber, mit
Laserpistolen und einer Startrampe für Raketen gekriegt …«
    Crowley stöhnte
innerlich auf. Offenbar ging es bei Kindergeburtstagen immer ziemlich hektisch
zu, fand er. Jeder Engel mit gesundem Menschenver … Jeder Engel mit
gesundem Engelverstand sollte derartige Veranstaltungen meiden.
    Helle Stimmen
quietschten voller Schadenfreude, als Erziraphael drei miteinander verbundene
Metallringe fallenließ.
    Crowley wandte
sich von der improvisierten Bühne ab, und sein Blick fiel auf einen Tisch mit
Dutzenden von Geschenken. Zwei Knopfaugen glühten in einem kleinen
Kunststoffkasten.
    Der Dämon
beobachtete sie aufmerksam und rechnete fast damit, ein rötliches Schimmern zu
sehen. Man mußte auf Überraschungen gefaßt sein, wenn man es mit den Bürokraten
der Hölle zu tun hatte. Sie waren sogar imstande, Höllenhunde mit Springmäusen
zu verwechseln.
    Nein, es
handelte sich um eine ganz normale Springmaus. Sie wohnte in einer
komplizierten Anordnung aus Zylindern, offenen Kugeln und Tretmühlen.
Vermutlich hätte man so etwas während der spanischen Inquisition erfunden –
wenn den Inquisitoren die unerhörte Vielseitigkeit des Werkstoffs Plastik
bekannt gewesen wäre.
    Crowley sah auf
seine Armbanduhr. Die Batterie hatte schon vor drei Jahren den elektrischen
Geist aufgegeben, und es war dem Dämon nie in den Sinn gekommen, sie zu
wechseln. Warum auch? Die Uhr funktionierte bestens, zeigte gerade zwei Minuten
vor drei an.
    Erziraphael
wurde immer nervöser.
    »Hat irgend
jemand aus dem Publikum vielleicht ein Taschentuch dabei? Nein?« In der viktorianischen Epoche gehörte es sich
einfach nicht, kein Taschentuch
dabei zu haben. Der Engel spürte ein hartnäckiges Picken am Handgelenk, was ihn
sehr deutlich an die Taube in seinem Ärmel erinnerte. Um sie hervorzuzaubern,
brauchte er unbedingt ein geeignetes Tuch. Er versuchte vergeblich, Crowleys
Aufmerksamkeit zu erwecken, und wandte sich schließlich an einen Wächter, der
voller Unbehagen von einem Bein aufs andere trat.
    »Sie, mein
lieber Herr. Bitte kommen Sie zu mir. Nun, äh, wenn Sie in Ihrer Brusttasche
nachsehen … Ich glaube, dort finden Sie ein hübsches seidenes Taschentuch.«
    »Neinsir,
tutmirleidsir«, erwiderte der Sicherheitsbeamte und blickte starr geradeaus.
    Erziraphael
zwinkerte verzweifelt. »Vielleicht sind Sie so freundlich und sehen trotzdem
nach. Damit erwiesen Sie mir einen großen Gefallen. Bitte!«
    Der Mann griff in die Innentasche seiner Jacke, hob verblüfft die
Brauen und holte ein spitzenbesetztes Taschentuch aus kobaltblauer Seide
hervor. Erziraphael begriff sofort, daß er besser auf die Spitzen verzichtet
hätte. Sie verfingen sich an der im Halfter steckenden Waffe und schleuderten
sie quer durchs Zimmer. Ein leises Plopp

Weitere Kostenlose Bücher