Ein gutes Omen
Menschen umbringen. Vorgesehen
ist nur ein ganz persönlicher Service – jede Kugel wird von einem bestens
ausgebildeten Scharfschützen abgefeuert.«
Der Engel ging
nicht darauf ein. »Was unternehmen wir jetzt?«
»Wir legen eine
Pause ein und schlafen uns die Müdigkeit aus den Knochen.«
»Du brauchst
keinen Schlaf. Und ich ebensowenig. Das Böse ruht nie, und deshalb muß das Gute
immer wachen.«
»Vielleicht
hast du recht, soweit es das Böse im allgemeinen betrifft. Aber meine Wenigkeit
hat es sich zur Gewohnheit gemacht, dann und wann an der Matratze zu horchen.«
Crowley runzelte die Stirn. Vielleicht konnte er sich den Luxus des Schlafs
bald nicht mehr leisten. Wenn man Unten herausfand, daß er den Antichristen verloren hatte …
Wahrscheinlich holten die Fürsten der Finsternis alle Berichte über die
spanische Inquisition hervor, um die Foltermethoden erst einzeln und dann alle
gleichzeitig an ihm auszuprobieren.
Er öffnete das
Handschuhfach, griff nach einer Kassette und schob sie in den Recorder. Ein
bißchen Musik …
… Bee-elzebub
has a devil put aside for me, for me …
»For me«, wiederholte Crowley. »Für mich.« Einige Sekunden lang blieb
sein Gesicht völlig ausdruckslos. Dann gab er plötzlich einen erstickten Schrei
von sich und drehte den Ein-Aus-Knopf.
»Vielleicht
kann uns ein Mensch bei der Suche nach dem Sohn des Satans helfen«, sagte
Erziraphael nachdenklich.
»Wie?« fragte
Crowley geistesabwesend.
»Menschen
verstehen sich darauf, andere Menschen zu finden. Mit derartigen Dingen
beschäftigen sie sich schon seit vielen tausend Jahren. Und der Knabe ist menschlich. Eben menschlich wie … Du
weißt schon. Er mag uns verborgen bleiben, aber andere Menschen sind vielleicht
in der Lage, ihn zu, äh, spüren. Oder sie bemerken irgend etwas, das unserer
Aufmerksamkeit entgeht.«
»Das klappt
nicht«, erwiderte Crowley. »Bei allen Dämonen der Hölle, er ist der Antichrist! Er hat eine Art automatisches
Verteidigungssystem, und es funktioniert, ohne sein Bewußtsein zu bemühen. Es
läßt nicht einmal zu, daß irgend jemand Verdacht schöpft. Jedenfalls noch
nicht. Er offenbart sich erst, wenn er bereit ist. Bis dahin perlt der Argwohn von ihm wie Wasser von … von …
von irgendwelchen Gegenständen«, fügte Crowley unsicher hinzu.
»Hast du
bessere Vorschläge?« fragte Erziraphael. »Hast du auch nur eine
einzige bessere Idee?«
»Nein.«
»Na also.
Vielleicht haben wir tatsächlich Erfolg. Behaupte nur nicht, daß du keine
Organisationen hast, die dir helfen können. Ich kenne Personen, die sofort bereit wären, mit Ermittlungen zu
beginnen. Möglicherweise finden sie eine Spur.«
»Was erhoffst
du dir von solchen Leuten?«
»Nun, ich bin sicher, daß sie niemanden dazu bringen, auf andere
Menschen zu schießen. Außerdem neigen sie nicht dazu, hilflose Frauen zu
hypnotisieren. Sie …«
»Schon gut, ich
verstehe. Aber die Chancen, daß sie den Antichristen finden … Genausogut
könnte man erwarten, daß ein Schneeball die Höllenfeuer übersteht, ohne sich
zuerst in Wasser und dann in Dampf zu verwandeln. Glaub mir, ich weiß Bescheid.
Aber leider fällt mir nichts Besseres ein.«
Crowley lenkte
den Bentley auf die Autobahn und fuhr in Richtung London.
»Mir steht ein,
äh, Agentennetz zur Verfügung«, sagte Erziraphael zögernd. »Meine Mitarbeiter
leben in jeder größeren Stadt und sogar auf dem Land. Eine ausgesprochen
disziplinierte Gruppe. Ich könnte sie anweisen, mit der Suche zu beginnen.«
»Ich, äh, habe
ähnliche Assistenten«, gestand Crowley ein. »Du weißt ja, wie das ist. Man
denkt immer wieder: Irgendwann erweisen sie sich bestimmt als nützlich …«
»Wir sollten
unsere Leute alarmieren. Wie wär’s, wenn sie zusammenarbeiten?«
Der Dämon
schüttelte den Kopf.
»Davon rate ich
ab«, entgegnete er. »Die plötzliche Konfrontation mit dem Guten brächte meine
Agenten vielleicht in, äh, Versuchung. Und deinen könnte es ebenso ergehen.«
»Na schön.«
Erziraphael seufzte. »Jeder setzt sich mit seinen eigenen Mitarbeitern und
Assistenten in Verbindung. Der Auftrag ist klar: Sie sollen nach ungewöhnlichen
Dingen Ausschau halten.«
»Dürfte den
Versuch wert sein«, sagte Crowley. »Derzeit gibt es ohnehin nichts anderes für
mich zu tun, bei Gott.«
Dünne Falten
formten sich in seiner Stirn, und plötzlich schlug er triumphierend aufs
Lenkrad.
»Enten!«
platzte es aus ihm heraus.
»Wie bitte?«
»Das Wasser.
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