Ein gutes Omen
bestens für ein modernes
Hexenverhör eignete. Man brauchte nur einen Teich, mehrere Bretter und einen
Strick. Es fiel den Sie nie besonders schwer, derartige Kombinationen zu
finden.
Die Verdächtige
war nun bis zur Taille grün.
»Es ist wie mit
einer Wippe«, sagte sie und strahlte. »Huiieehh!«
»Wenn ich nicht
auf dem Ding festgebunden werden darf, gehe ich nach Hause«, brummte Bruder
Brian. »Warum sollen nur böse Hexen Spaß haben?«
»Inquisitoren
ist es nicht erlaubt, ebenfalls gefoltert zu werden«, sagte der Oberste
Inquisitor streng, aber es klang irgendwie enttäuscht. Es wurde bereits
erwähnt, daß an diesem Nachmittag eine recht hohe Temperatur herrschte. Die
inquisitorischen Umhänge aus altem Sackleinen kratzten und rochen nach alter
Gerste, während der Teich immer verlockender wirkte.
»Na schön, na
schön«, fügte Adam hinzu und wandte sich an das kleine Mädchen. »Wir haben
festgestellt, daß du eine Hexe bist, in Ordnung. Tu das nicht noch mal, und nun
sieh zu, daß du wegkommst, und laß einen anderen auf deinen Platz, o
leh! «
»Was passiert jetzt?« fragte Peppers Schwester.
Adam zögerte.
Wahrscheinlich ergaben sich eine Menge Probleme, wenn sie einen Scheiterhaufen
errichteten und das Mädchen verbrannten. Außerdem war es viel zu naß.
Darüber hinaus
ahnte er, daß die Zukunft Fragen in Hinsicht auf schlammverkrustete Schuhe und
algenverklebte rosarote Kleider bereithielt. Aber die Zukunft befand sich am
Ende eines langen warmen Nachmittags, der aus Brettern, Seilen und einem Teich
bestand. Sie konnte warten.
Die Zukunft kam und ging
auf eine für sie typische, eher enttäuschende Art und Weise. Mr. Young hatte
wichtigere Dinge im Sinn als schmutzige Kleidung; er verbot Adam nur das
Fernsehen, was bedeutete, daß sich der Junge mit dem alten Schwarzweiß-Fernseher
in seinem Zimmer begnügen mußte.
»Ich verstehe
überhaupt nicht, warum die Verwendung von Wasserschläuchen verboten ist«,
wandte sich Mr. Young an Mrs. Young. »Ich bezahle meine Steuern und Raten wie
alle anderen. Der Garten sieht aus wie die Sahara. Es überrascht mich, daß der
Teich überhaupt noch Wasser enthält. Tja, ich glaube, es liegt daran, daß keine
Atombomben mehr getestet werden. Früher war mit dem Wetter alles in Ordnung: Es
regnete die ganze Zeit über.«
Dieser Monolog
fand gestern statt.
Heute latschte Adam über einen staubigen Weg. Im
Latschen hatte er es bis zur Meisterschaft gebracht. Er ließ Kopf und Schultern
hängen, bewegte gummiartige Beine und setzte wie müde einen Fuß vor den
anderen. Gleichzeitig gelang es ihm, allein mit seiner Körperhaltung diverse
Botschaften zu übermitteln. Diesmal brachte er stumm die Niedergeschlagenheit
eines Jungen zum Ausdruck, der sich zu unrecht getadelt und bestraft fühlte.
Schließlich war es ihm nur darum gegangen, seine Mitmenschen vor Unheil zu
bewahren.
Staub lastete
schwer auf Büschen und Sträuchern.
»Geschieht den
Erwachsenen ganz recht, wenn Hexen die Herrschaft über das ganze Land antreten
und alle dazu zwingen, Reformkost zu essen, nicht in die Kirche zu gehen und
nackt zu tanzen«, sagte er und trat nach einem Stein. Eigentlich war diese
Vorstellung gar nicht so entsetzlich, sah man einmal von der Reformkost ab.
»Wahrscheinlich
könnten wir Hunderte von
Hexen finden, wenn man uns nur die Möglichkeit gibt, mit einer richtigen
Britischen Inquisition anzufangen«, brummte Adam vor sich hin und trat nach
einem weiteren Stein. »Ich wette, der alte Torturesmadas mußte nicht aufhören,
nur weil eine blöde Hexe mit schmutzigem Kleid heimkehrte.«
Hund latschte
pflichtbewußt hinter seinem Herrn. Höllenhunde haben natürlich keine
Erwartungen im eigentlichen Sinne, aber tief in der höllischen Hundeseele
regten sich Zweifel – eigentlich hatte er sich das Leben während der letzten
Tage vor dem Weltuntergang anders vorgestellt. Trotzdem fand er einen gewissen
Gefallen daran.
»Ich wette,
selbst die Viktorianer zwangen niemanden dazu, mit einem Schwarzweiß-Fernseher
vorliebzunehmen«, sagte Der Herr.
Gestalt schafft Identität. Es gibt bestimmte Verhaltensweisen, die
verwahrlost anmutenden kleinen Hunden angemessen und in den Genen fest
programmiert sind. Man kann nicht einfach ein kleiner Hund werden und hoffen,
die gleiche Person zu bleiben. Bei derartigen Metamorphosen schleicht sich
etwas Kleinhundartiges in die Struktur der Existenz.
Hund hatte
bereits eine Ratte gejagt – die vergnüglichste Erfahrung
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