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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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beschäftigten, von erheblichen
Zweifeln heimgesucht wurden. Einige von ihnen wiesen voller Stolz darauf hin,
daß sie gar nicht recht wußten, was es mit dem Universum auf sich hatte und ob
es, zumindest rein theoretisch, existieren konnte.
    Für das nach
Logik und Rationalität lechzende Bewußtsein Newts waren derartige Einstellungen
unerträglich.
    Er hatte nicht
an die Wölflinge geglaubt, und später begegnete er selbst den Pfadfindern mit
Skepsis.
    Dafür glaubte
er an etwas anderes: Sein Job als Lohnbuchhalter bei United Holdings [Holdings]
PLC war sicher der langweiligste auf der ganzen Welt.
    Sie möchten
wissen, wie der erwachsene Newton Läuterer aussieht? Nun gut: Wenn er eine
Telefonzelle aufgesucht und sich dort umgezogen hätte, wäre er vielleicht als
Clark Kent auf die Straße zurückgekehrt.
    Aber er mochte
Shadwell. Und es ging nicht nur ihm so, sehr zum Verdruß des
Hexensucher-Feldwebels. Die Radschits mochten ihn, weil er letztendlich immer
seine Miete bezahlte, keine Schwierigkeiten bereitete und so
allgemein-rassistische Meinungen vertrat, daß niemand Anstoß daran nahm.
Shadwell haßte einfach alle anderen Menschen auf der Welt, Hautfarbe, Glauben
und Abstammung spielten keine Rolle dabei, und er war auch nicht bereit, eine
Ausnahme zu machen.
    Madame Tracy
fand ihn ebenfalls sympathisch. Inzwischen wußte Newton, daß nebenan eine
mütterliche Frau in mittleren Jahren wohnte, deren Kunden manchmal nur kamen,
um eine Tasse Tee mit ihr zu trinken. An manchen Samstagabenden, wenn Shadwell
eine halbes Glas Guinness getrunken hatte, bezog er im Flur Aufstellung und
rief zum Beispiel: »Hure ausch dem Sündenbabel!« Madame Tracy vertraute Newton
an, daß sie derartige Bemerkungen sogar recht gern hörte, denn sie war nie näher
an Babylon herangekommen als bis nach Torremolinos. Sie sah darin eine Form
kostenloser Werbung.
    Sie hatte auch
nichts dagegen, daß Shadwell während ihrer spiritistischen Sitzungen an die
Wand klopfte und laut fluchte. Das Rheuma in den Knien hindere sie daran, den
Tischklopfer zu betätigen, und deshalb komme ein gelegentliches dumpfes Pochen
durchaus gelegen.
    Sonntags
stellte sie Shadwell das Mittagessen vor die Tür – mit einem zweiten Teller
zugedeckt, damit es warm blieb.
    Man müsse Shadwell mögen, meinte Madame Tracy. Obwohl
ihre Zuneigung wirkungslos an ihm abprallte – ebensogut hätte sie versuchen
können, ein schwarzes Loch mit Plätzchen zu füttern.
    Newt erinnerte
sich an die anderen Ausschnitte und schob sie über den fleckigen Tisch.
    »Was hat es
damit auf sich?« fragte Shadwell mißtrauisch.
    »Sie betreffen
Phänonomene«, erklärte Newt. »Sie sagten doch, ich solle nach Phänonomenen
Ausschau halten. Ich fürchte, heutzutage gibt es weitaus mehr Phänonomene als
Hexen.«
    »Hat irgend
jemand mit ainer Schrotflinte auf’n Hasen geschossen – und am nächschten Morgen
hinkte ein altesch Feib im Dorfe?« erkundigte sich Shadwell hoffnungsvoll.
    »Leider nicht.«
    »Geht es
fielleicht um Kühe, die tot umfielen, als schie der Bösche Blick einer Frau
trafet?«
    »Nein.«
    »Wasch dann?«
fragte Shadwell. Er schlurfte zum klebrig-braunen Schrank und holte eine Dose
Kondensmilch hervor.
    »Seltsame Vorfälle«,
antwortete Newt.
    Schon seit
Wochen beschäftigte er sich mit dieser Sache. Shadwell warf keine einzige
Zeitung weg, und somit standen dem Hexensucher-Gefreiten auch mehrere Jahre
alte Ausgaben zur Verfügung, die genaue Nachforschungen ermöglichten. Newton
hatte ein sehr gutes Gedächtnis (vielleicht deshalb, weil in den
sechsundzwanzig Jahren seines Lebens kaum etwas geschehen war, um es zu füllen)
und erinnerte sich an höchst esoterische Einzelheiten.
    »Offenbar
kommen jeden Tag andere seltsame Ereignisse hinzu«, sagte er und blätterte im
Sammelalbum. »In mehreren Atomkraftwerken ist etwas Sonderbares passiert, und
offenbar hat niemand eine Erklärung dafür. Außerdem heißt es, das versunkene
Atlantis sei an die Meeresoberfläche zurückgekehrt.« Er lächelte, stolz auf das
Ergebnis seiner Arbeit.
    Shadwells
Taschenmesser bohrte zwei Löcher in die Konservendose, und das leise kratzende
Geräusch wich dem deutlich zu hörenden Klingeln eines Telefons. Beide Männer
achteten nicht darauf. Die Anrufe galten ohnehin Madame Tracy, und einige von
ihnen waren nicht für männliche Ohren bestimmt. An seinem ersten Tag hatte der
noch unerfahrene Newt den Hörer abgenommen, einige Sekunden lang zugehört und
dann geantwortet: »Nein,

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