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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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Die Milchbüchse verharrte auf halbem Weg zu den
Lippen.
    »Ich habe nie
von irgend etwasch geträumt, alsch ich ein Kind far«, sagte er leise.
    Newt hatte das
Gefühl, dicht am Rand eines tiefen psychologischen Abgrunds zu stehen. Rasch
wich er einen geistigen Schritt zurück.
    »Ich finde
diese Sache höchst eigenartig«, fuhr er fort. »Der Artikel erwähnt einen
Meteorologen, der von Durchschnittswerten, Normen und Mikroklimata spricht.«
    »Fas bedoitet
dasch?« fragte Shadwell.
    »Es bedeutet,
daß er keine Erklärung anbieten kann«, entgegnete Newt. Wer zu viele
Fremdwörter benutzte, war ihm sofort suspekt.
    »Hexen stehen
in dem Ruf, das Wetter zu beeinflussen«, fügte er hinzu. »Ich hab’s in einem
Fachbuch gelesen.«
    »Ach?«
    Lieber
Gott, dachte er. Falls es dich
nicht geben sollte, wende ich mich hiermit an alle heiligen Entitäten, die
meine Gedanken lesen können und auf Empfang geschaltet haben: Bitte bewahrt
mich davor, einen weiteren Abend in diesem … diesem Aschenbecher-Zimmer
verbringen und Zeitungsartikel ausschneiden zu müssen. Schickt mich endlich in
den Außendienst, damit ich frische Luft schnappen kann.
    »Das Dorf ist nur vierzig Meilen entfernt«, sagte Newt, inzwischen
der Verzweiflung nahe. »Ich könnte morgen mal kurz hinfahren und mich dort
umsehen. Äh, für die Benzinkosten komme ich selbst auf.«
    Shadwell
wischte sich nachdenklich die Oberlippe ab.
    »Dasch Dorf …«,
brummte er. »Esch heißt nich’ zufällig Tadfield, oder?«
    »Doch, Mr.
Shadwell, Sir«, sagte Newt. »Woher wissen Sie das?«
    Der
Hexensucher-Feldwebel runzelte die Stirn. »Ob firklich wasch dran ischt?
Normalerweise fertraue ich keinen blöden Südlern, aber …«
    Er zögerte.
    »Nuuuun«,
murmelte er dann. »Farum nicht?«
    »Warum was
nicht?« erkundigte sich Newt besorgt.
    Shadwell
schenkte ihm keine Beachtung. »Jo. Esch kann schicher nicht schaden. Und du
bezahlst dasch Benzin schelbst?«
    Der junge Mann
nickte.
    »Dann komme
morgen früh um noin hierher«, sagte Shadwell. »Bevor du nach Tadfield
fährscht.«
    »Weshalb?«
    »Um die Waften
der Rechtschaffenheit entgegenzunehmen.«
    Kurz nachdem Newton
gegangen war, klingelte das Telefon erneut. Diesmal meldete sich Crowley und
gab dem Hexensucher-Feldwebel die gleichen Anweisungen wie zuvor Erziraphael.
Der Form halber schrieb Shadwell alles mit, während eine entzückte Madame Tracy
hinter ihm stand.
    »Zwei Anrufe an
einem Tag«, sagte sie. »Ihre kleine Armee marschiert wie geschmiert!«
    »Ach, hebe dich
hinfort, ferludertesch Luder«, knurrte Shadwell, stapfte durch den Flur, betrat
seine Wohnung und warf die Tür hinter sich zu. Tadfield, dachte er. Na ja. Solange die Auftraggeber pünktlich
zahlen.
    Weder Erziraphael noch Crowley leiteten die Hexensucher-Armee, aber
beide billigten sie, in der sicheren Überzeugung, daß man sie auch Oben und Unten zu schätzen wußte. Sie erschien auf Erziraphaels
Bündnispartner-Listen, weil nun, weil es sich um eine Hexensucher-Armee handelte.
Wer sich Hexensucher nannte, verdiente die Unterstützung des Himmels ebenso
sehr wie Antikommunisten das Wohlwollen der USA. Auf Crowleys Lohnliste
erschienen sie aus dem eher sophistischen Grund, daß Leute wie Shadwell der
Hölle nicht schaden konnten. Eher traf das Gegenteil zu.
    Eigentlich
konnte man auch Shadwell nicht als Befehlshaber der Hexensucher-Armee
bezeichnen. Wenn man den HA-Soldbüchern Glauben schenkte, traf
Hexensucher-General Smith alle strategischen und taktischen Entscheidungen
gegen die Finsternis. Unter ihm standen so bewährte Offiziere wie die beiden
Hexensucher-Obersten Green und Jones, sowie die Hexensucher-Majore Jackson,
Robinson und Smith (nicht mit dem General verwandt). Hinzu kamen einige andere
Majore, die Kochtopf, Büchse, Milch und Schrank hießen, weil Shadwells
begrenzte Phantasie an dieser Stelle das Handtuch warf. Die
Hexensucher-Hauptleute Smith, Smith, Smith, Smythe und Dito vervollständigten
das Offizierskorps. Anschließend folgten fünfhundert Stabsunteroffiziere, Feldwebel
und Gefreiten, von denen die meisten ebenfalls Smith hießen. Für Crowley und
Erziraphael spielte das keine Rolle, denn sie hatten nie so weit gelesen. Sie
beschränkten sich darauf, den Sold zu überweisen.
    Wenn man beide
Summen addierte, ergaben sich kaum 60 Pfund im Jahr.
    Shadwell plagte
sich nicht mit Gewissensbissen. Die Hexensucher-Armee war sein Lebensinhalt,
und an der Wichtigkeit des Kampfes gegen die Hölle konnte kein

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