Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
Vom Netzwerk:
ich benutze keine Strapse. Und ich trage auch keinen
seidenen, halb durchsichtigen Büstenhalter.« Ein wortloses Klicken unterbrach
die Verbindung.
    Shadwell holte
tief und röchelnd Luft. »Ach, hoite gibt esch keine richtigen Phänomene mähr«,
seufzte er. »Ich glaube kaum, daß Hexen hinter där Angelegenheit mit Atlantis
schtekken. Schie versenken Dinge, anschtatt sie aus dem Meer zu holen. Zum Beispiel Schiffe.«
    Newts Mund
öffnete und schloß sich mehrmals.
    »Fenn wir im
Kampf gägen die Hexerei einen Schieg erringen folIen, dürfen wir unsch nicht
von rein phänomenalen Phänomenen ablenken laschen«, fügte Shadwell hinzu.
»Hascht du nichts Hexerisches gefundet?«
    »Aber …«,
begann Newt. »Amerikanische Truppen sind auf Atlantis gelandet, um die Bewohner
vor irgend etwas zu schützen. Eine legendäre Insel mit vielen Geheimnissen und
Rätseln …«
    »Traiben sich
dort Hexen herum?« Ein Hauch von Interesse glomm in Shadwells Augen auf.
    »Davon ist
nirgends die Rede«, erwiderte Newton.
    »Ach, dann
haben fir’s nur mit Politik und Geographie zu tun.« Shadwell winkte ab.
    Madame Tracy
sah ins Zimmer. »Hu-hu, Mr. Shadwell!« rief sie und winkte Newt freundlich zu.
»Gerade hat ein Herr angerufen, der Sie sprechen möchte. Hallo, Mr. Newton!«
    »Hebe dich
hinfort, Hure«, entgegnete Shadwell aus einem Reflex heraus.
    »Er klingt sehr
vornehm.« Madame Tracy lächelte betont feminin. »Und ich besorge uns eine
leckere Leber für Sonntag.«
    »Eher schpeise
ich mit’m Toifel, verlottertesch Feib!«
    »Seien Sie doch
bitte so nett, mir die Teller vom letzten Sonntag zurückzugeben«, gurrte Madame
Tracy und stakte unsicher auf sieben Zentimeter hohen Absätzen in ihre Wohnung
zurück, um fortzusetzen, wobei sie gestört worden war.
    Der
Hexensucher-Feldwebel trat grummelnd in den Flur, und sein Gefreiter starrte
niedergeschlagen auf die Ausschnitte. Ein Artikel betraf mehrere Steine von
Stonehenge, die ihre Position verändert hatten, wie Eisensplitter in einem
Magnetfeld.
    Newton hörte
mit halbem Ohr auf das Telefongespräch, das Shadwell führte.
    »Wer? Ah. Jo.
Jo. Jo. Im Ernscht? Und forum handelt esch sich? Ah. Jo. Wie Schie meinen, Sör.
Und wie heischt der Ort …?«
    Doch auf
mysteriöse Art sich bewegende Steine waren anscheinend nicht Shadwells Bier,
oder besser gesagt, seine Dose Milch.
    »In Ordnung,
gut, funderbar«, versicherte der Hexensucher-Feldwebel dem Anrufer. »Fir
kümmern unsch sofort darum. Ich setze meine beschte Gruppe darauf an und halte
Schie schtändig auf dem laufigen. Geht klar. Guten Tag, Sör. Fielen Dank, Sör.«
Es klackte, als der Hörer wieder seinen Platz auf der Gabel einnahm, und
Shadwells Stimme hob den demütig gesenkten Kopf. »Beim Klabautermann!
Ferdammter schwuler Südler.«* [* Shadwell
verabscheute alle Südler, und ganz gleich, wo er auch stand oder saß: Unter ihm
befand sich immer der metaphorische Nordpol.]
    Er schlurfte
ins Zimmer zurück und starrte Newt so verwundert an, als erinnere er sich
überhaupt nicht mehr an den jungen Mann.
    »Forüber
schprachen wir eben?« fragte er.
    »Über seltsame
Vorfälle und …«, begann Newton.
    »Jo.« Shadwells
Blick reichte in die Ferne; nachdenklich klopfte er die leere Konservendose an
braune Zähne – pock-pock-pock.
    »Nun, es gibt da ein Dorf, dessen Bewohner seit einigen Jahren
seltsames Wetter erleben«, sagte Newton hilflos.
    »Regnet’s
fielleicht Frösche und so?« fragte Shadwell. Ein Teil seines Ichs fand ins Hier
und Jetzt zurück.
    »Nein. Es ist
nur immer völlig normales Wetter, das genau der Jahreszeit entspricht.«
    »Und scho etwas
soll ein Phänomen sein?« schnaufte ShadweIl. »Main lieber Junge, ich habe
Phänomene geschehen, bei denen dir die Haare zu Bärge schtünden.« Er setzte das
Klopfen mit der leeren Milchbüchse fort.
    »Wann herrscht
für die Jahreszeit normales Wetter?« Newt konnte den Ärger nicht ganz aus
seiner Stimme verbannen. »Für die Jahreszeit normales Wetter ist nicht normal,
Feldwebel. In jenem Ort schneit es zu Weihnachten. Wann haben Sie zum letzten
Mal während des Weihnachtsfests Schnee gesehen? Ich meine echten Schnee, nicht das Zeug, das man auf
Christbäume oder an Fenster sprüht. Hinzu kommen lange heiße Augustwochen.
Jedes Jahr. Und kühle Herbstmonate. Es ist genau die Art von Wetter, die man
sich als Kind wünscht. Es regnet nie am Martinstag, und am Heiligabend beginnt
es zu schneien.«
    Shadwells Augen
wirkten noch trüber als sonst.

Weitere Kostenlose Bücher