Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
Vom Netzwerk:
ich
nicht«, brummte Adam und runzelte die Stirn. »Sie schwimmen dauernd herum und
brauchen nur das Maul zu öffnen, wenn sie Hunger haben … Ich finde es
ziemlich schlau von ihnen, daß sie sich keine Beine wachsen lassen, um an Land …«
    Das Kreischen
von Bremsen und ein langgezogenes Reifenquietschen unterbrachen ihn. Die Sie
sprangen vom Gatter und liefen über den Weg zur Kreuzung, wo ein Wagen kopfüber
am Ende von zwei langen Streifen aus abgeriebenem Gummi lag.
    Etwas weiter
die Straße hinunter befand sich ein Loch. Offenbar hatte der Fahrer ihm
ausweichen wollen. Während sie noch hinsahen, entfernte sich ein orientalisch
aussehender Kopf aus dem Blickfeld.
    Sie zerrten die
Tür auf und zogen den bewußtlosen Newt nach draußen. Adam dachte an
Heldenmedaillen, während Wensleydale versuchte, sich an die elementaren Regeln
der Ersten Hilfe zu erinnern.
    »Wir dürfen ihn
nicht bewegen«, sagte er. »Vielleicht hat er sich was gebrochen. Und wir müssen
jemanden holen.«
    Adam sah sich
um. Hinter den Bäumen am Straßenrand ragte das Dach eines Hauses auf. Es
gehörte zum Jasmine Cottage.
    Anathema
Apparat saß an ihrem Tisch, auf dem schon seit einer Stunde Verbände,
Aspirintabletten und andere Arzneien bereitlagen.
    Anathema sah auf die Uhr. Er
müßte jeden Augenblick zu sich kommen, dachte
sie.
    Er entsprach
nicht unbedingt ihren Erwartungen. Besser gesagt: Sie hatte sich jemand anderen
erhofft.
    Zum Beispiel
einen hochgewachsenen, dunkelhaarigen und attraktiven Mann.
    Nun, Newt war groß, aber gleichzeitig wirkte er wie
ausgerollt. Er hatte dunkles Haar, ja, aber bei ihm erfüllte es keineswegs den
Zweck eines modischen Accessoires. Es handelte sich nur um ein schwarzes Etwas,
das ihm oben aus dem Kopf wuchs. In dieser Hinsicht traf Newton keine Schuld.
Als Junge ging er alle zwei Monate zum Friseur an der Ecke und nahm ein Foto
mit, das jemanden mit einem beeindruckend coolen Haarschnitt zeigte. Er zeigte
es dem Mann mit der Schere und meinte, so wolle er nachher aussehen, bitte.
Nun, der Friseur verstand sein Handwerk, warf einen kurzen Blick auf das Bild,
einen etwas längeren auf Newts Kopf und verpaßte ihm dann den üblichen
Rundschnitt, hinten und vorne kurz, die Ohren frei. Nach ungefähr einem Jahr
gelangte Newt zu dem Schluß, daß er einfach kein richtiges Haarschnitt-Gesicht
hatte. Das Beste, was sich Newton Läuterer von einem Haarschnitt erhoffen
konnte, war kürzeres Haar.
    Mit der
Kleidung stand es ähnlich. Es war noch keine Kleidung erfunden worden, in der
er weltmännisch und kultiviert aussah. Er gab sich längst mit Dingen zufrieden,
die ihn vor dem Regen schützten und Taschen fürs Kleingeld boten.
    Und er war
alles andere als attraktiv. Er war es nicht einmal dann, wenn er die Brille
abnahm.* [* Ohne die
Brille verlor er sogar an Attraktivität, weil er dann immerzu stolperte und
häufig Verbände trug.]
    Noch etwas
anderes kam hinzu. Als Anathema dem ohnmächtigen Newt die Schuhe auszog, mußte
sie feststellen, daß er sonderbare Socken trug: eine blaue, mit Löchern an der
Ferse, und eine graue mit Löchern im Bereich der Zehen.
    Vermutlich
sollte ich ihm jetzt mütterliche Gefühle entgegenbringen, dachte die junge Hexe und schüttelte den Kopf. Wenn
er seine Socken wenigstens waschen würde …
    Hochgewachsen, dunkelhaarig, aber nicht attraktiv. Anathema hob die
Schultern. Na schön. Zwei von drei ist eigentlich gar nicht
so übel.
    Die Gestalt auf dem Bett bewegte sich. Anathema wußte bereits, was
sie erwartete. Sie verdrängte ihre Enttäuschung und fragte:
    »Wie fühlen wir
uns jetzt?«
    Newt schlug die
Augen auf.
    Er lag in einem
Bett, und zwar nicht in seinem. Die Zimmerdecke bot einen eindeutigen Hinweis.
In seinem Schlafzimmer hing immer noch das Flugzeugmodell von der Decke herab –
er hatte es bisher noch nicht geschafft, es abzunehmen. An dieser Zimmerdecke befand sich nur Putz mit feinen
Rissen darin. Newt war niemals zuvor im Schlafzimmer einer Frau gewesen, aber
er merkte es sofort an der Kombination von Gerüchen. Er nahm den Duft von
Körperpuder und Maiglöckchenparfüm wahr, nicht die besonderen Aromen alter
fleckiger T-Shirts, die längst vergessen hatten, wie eine Waschmaschine von
innen aussah.
    Er hob den
Kopf, stöhnte und ließ ihn wieder aufs Kissen sinken. Auf ein rosarotes Kissen,
wie er feststellte.
    »Sie sind mit
dem Kopf ans Lenkrad gestoßen«, sagte die Stimme, die ihn geweckt hatte. »Keine
Angst, Sie haben sich nichts gebrochen.

Weitere Kostenlose Bücher