Ein Happy End mit Biss - Rowen, M: Happy End mit Biss - Lady & the Vamp (Immortality Bites 03)
drehte sich um und sah sie an. Wenn er direkt neben ihr stand, merkte man den Größenunterschied zwischen ihnen sehr deutlich. Sie war 1,68 und trug Stiefel mit flachen Absätzen. Er überragte sie mindestens um zehn Zentimeter. Die grelle Sonne spiegelte sich in seiner schwarzen Sonnenbrille.
Er machte keine Anstalten, ihr das Papier zu zeigen.
»Provozier mich nicht, Quinn.« Sie beobachtete ihn argwöhnisch, klappte ihr Telefon auf, tippte eine Nummer ein und hielt es an ihr Ohr.
Quinn kniff die Augen zusammen. Seine Miene wurde deutlich kühler, nur sein Adamsapfel bewegte sich, weil er mühsam schluckte. Aber auf seinem Gesicht war kein Schweiß zu sehen. Sie hatte ihn bislang noch nicht zum Schwitzen gebracht. Hitze konnte Vampiren nichts anhaben. Sie behielten ihre Körpertemperatur auch bei extremer Hitze oder Kälte, aber sie schwitzten, wenn sie nervös waren und Angst hatten... oder aufgeregt waren.
Sie hatte schon etliche Vampire zum Schwitzen gebracht. Und das nicht mit ihrem Schlafzimmerblick.
Am anderen Ende klingelte es ein paar Mal, dann hörte sie ein »Hallo?«.
»Lenny, ich bin’s.«
»Hast du es schon?«
»Nein, noch nicht.«
»Es... Es gibt ein kleines Problem mit dem Wolf.« Lenny klang nervös.
Sie räusperte sich und setzte eine gleichgültige Miene auf. »Was ist los?«
»Er... er... ist gewissermaßen... verwandelt.«
»Verwandelt?«
»Er ist zu einem großen schwarzen Hund geworden. Oder Wolf. Was auch immer. Jedenfalls sagte er, ihm sei übel, also bin ich runter vom Highway. Er ist an den Straßenrand, hat sich übergeben, und dann hat er sich verwandelt.«
»Großartig. Einfach großartig. Und was nun?«
Quinn sah sie finster an.
»Er hat sich auf dem Rücksitz zusammengerollt. Ich kann ihn schnarchen hören. Er erinnert mich an einen Hund,
den ich als Kind hatte. Ein großer Neufundländer. Die man auch auf den Skipisten sieht, mit diesen kleinen Whiskeyfässern um den Hals. Nur dass das Bernhardiner sind. Wie in dem Film Beethoven . Hollywood hat einen Haufen Fortsetzungen davon gedreht.«
Sie sah Quinn direkt an, um sicherzustellen, dass er zuhörte. »Lenny, Quinn arbeitet nicht richtig mit mir zusammen. Ich glaube, du musst dem Werwolf einen Finger abhacken.«
Sie log. Sie folterte niemanden, und sie wollte jetzt auch nicht damit anfangen. Aber das musste Quinn ja nicht wissen.
Außerdem hatte er als Wolf gar keine richtigen Finger.
»Aber er ist ein großer, niedlicher Wolfshund.« Ihr Vorschlag stürzte Lenny offenbar in eine Krise. »Ich kann keinem Hund wehtun.«
»Janie...« Quinns Stimme klang angespannt. »Leg auf.«
Sie deckte das Telefon mit ihrer Hand ab. »Entschuldige, was?«
»Leg auf.«
Sie streckte ihm ihre Hand entgegen. »Zeig mir das Papier.« Er mahlte mit dem Kiefer und warf ihr einen Blick zu, der weniger mutige Frauen dazu gebracht hätte, die Flucht zu ergreifen. Sie wich nicht einen einzigen Schritt zurück, aber sie spürte eine Ader in ihrem Kopf pochen.
Stress. Das brauchte sie definitiv nicht. Wieso konnten nicht alle reibungslos mitarbeiten und tun, was sie wollte? Das Leben wäre so viel unkomplizierter.
Ohne ein weiteres Wort schob er seine Hand in die Tasche
seiner Jeans und zog das zerknitterte Papier hervor. Sie entriss es ihm.
»Danke«, sagte sie. Und dann ins Telefon: »Schon gut, Lenny. Macht ihr zwei einfach... ich weiß nicht... einen langen Spaziergang oder so. Kauf ein Frisbee. Damit solltet ihr eine Weile beschäftigt sein.«
Er stieß erleichtert die Luft aus. »Gut. Danke, Janie.«
Sie wandte sich von Quinn ab und flüsterte in den Hörer. »Lenny, lass mich nicht hängen.«
»Nein, mach ich nicht. Ich bin nur...« Er stieß noch einen Seufzer aus. »Er ist so süß! Du solltest ihn selbst sehen.«
Sie legte auf.
Ihr Partner war ein Idiot. Mit einer Schwäche für Hunde. Man sollte den Tierschutzverein informieren, damit er dem Mann einen Orden verlieh.
Sie blickte auf das Papier.
Es war ein Brief, der offenbar vor acht Jahren von einem gewissen Malcolm Price geschrieben und an Quinns Vater adressiert worden war. Ein paar Absätze lang schwafelte er von der Jagd auf Vampire. Im letzten Absatz jedoch war jedes fünfte Wort unterstrichen, inklusive der Worte »Auge«, »Garten« und »Kreuz«, sowie einige Zahlen.
Sie hob eine Braue und sah Quinn an. »Ich nehme an, du weißt selbst, wie unterhaltsam Sudoku ist.«
»Das ist kein Spiel.«
»Sondern was?«
»Eine Wegbeschreibung.«
»Zu dem
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