Ein Happy End mit Biss - Rowen, M: Happy End mit Biss - Lady & the Vamp (Immortality Bites 03)
erstechen, aber nicht, als ihr persönlicher Ernährungsberater zu agieren. Es blieb keine Zeit mehr für irgendwelche komplizierten Maßnahmen. Es war zu spät, ins Krankenhaus zu fahren und einen Beutel Blutkonserven oder von einem Veterinär Tierblut zu besorgen. Und die synthetische Variante konnte man auch vergessen. Quinn brauchte in seinem Zustand Bio-Blut, und zwar schleunigst.
Oder er würde sterben.
Eine leise Stimme in Janies Hinterkopf flüsterte, dass es doch egal war, wenn er stürbe. Schließlich befand sich die einzige Sache, für die sie ihn gebraucht hatte, sicher in ihrer Tasche. Sie vergeudete ihre Zeit damit, sich um jemand zu kümmern, der ihre Hilfe noch nicht einmal wollte.
Wenn sie jetzt ging, hätte sie viel mehr Zeit, der Karte zu dem Auge zu folgen und morgen zu ihrem Chef nach Vegas zu fahren. Nicht viel Zeit, aber genug.
Während sie Quinns verschlossene Zimmertür im Auge
behielt, tastete sie in ihrer Handtasche nach ihrem Mobiltelefon.
»Lenny«, sagte sie, als er nach dem achten Klingeln das Gespräch annahm. »Ich hoffe für dich, du hast eine verdammt gute Erklärung, warum vorhin deine Mailbox eingeschaltet war.«
»Janie?«, erwiderte Lenny. Er musste gegen die Musik ansprechen, die, wo auch immer er gerade war, im Hintergrund wummerte. »Wo bist du?«
»Das klingt für mich nicht nach einer guten Erklärung. Ich hätte dich dringend gebraucht. Du wolltest doch im Motel warten. Du warst nicht da. Wieso hast du mich nicht zurückgerufen?«
»Oh... Tut mir wirklich leid. Bis vor einer Minute habe ich gar nicht gemerkt, dass mein Telefon ausgeschaltet war. Ich hatte... gehofft, dass bei dir alles in Ordnung ist.«
» Gehofft ?« Sie versuchte, nicht zu schreien. »Oh, sicher, mir geht’s einfach blendend.«
»Siehst du? Das ist gut.«
Janie atmete mehrmals tief durch. Kein Grund auszuflippen. Ihr ging es gut. Ihm ging es gut. Allen ging es gut.
Außer Quinn natürlich.
»Ich bin im Motel«, sagte sie schließlich. »Und wo bist du?«
»Wir... sind um die Ecke in einem Laden, der Tails and Rails heißt. Barkley hat darauf bestanden, dass wir ein bisschen länger bleiben, als ich eigentlich wollte. Tut mir leid.«
Sie blinzelte. »Du bist in einem Stripclub?«
Er räusperte sich. »Es... es war Barkleys Idee.«
Sie atmete langsam durch gespitzte Lippen aus. »Das will ich gar nicht wissen.«
»Ich gehe jetzt. Ich bin in fünf oder zehn Minuten bei dir.«
»Nein, nein, vergiss es. Ist schon okay. Hör zu, ich habe die Karte. Morgen früh besorgen wir zuallererst das Auge. Zu dem Motel gehört ein Restaurant. Dort treffen wir uns morgen früh um halb acht.«
»Du klingst beunruhigt. Ist alles in Ordnung?«
»Ja. Bestens. Es ist nur... Quinn geht es nicht so gut.«
»Aha?«
Sie biss sich auf die Unterlippe. »Okay. Ja. Egal. Wir sehen uns morgen.«
»Gute Nacht.«
Sie legte auf.
Er hatte recht. Sie sollte sich nicht weiter um den Vampir kümmern. Sie kümmerte sich doch gar nicht um ihn. Außerdem – wenn jemand die Hilfe und Unterstützung, die man anbietet, nicht haben will, na, dann war er eben stur genug, um zu sterben.
Qualvoll.
Verwundet.
Einsam.
In einem beschissenen Motel.
Gott sei Dank hatte sie jedes Mitgefühl durch ihre Arbeit für die Firma bereits vor Jahren verloren. So etwas wäre bei ihrem Job nur eine schreckliche Belastung. Was brachte es schon, Mitleid für Monster zu empfinden?
Nur einen Haufen Ärger.
Janie hatte schon genug Ärger, mit dem sie zurechtkommen musste.
Sie hatte diese Lektion auf brutale Art gelernt. Bei einem ihrer ersten Aufträge wurde sie in eine Organisation für schwarze Magie eingeschleust, die von einem düsteren Zauberer geleitet wurde. Der Zauberer war gutaussehend und erheblich charmanter, als sie erwartet hatte. Sie hatte sich in den Kerl verliebt und wusste, dass auch er etwas für sie empfand. Sobald ihre Tarnung aufgeflogen war, war die Hölle ausgebrochen. Der Zauberer war auf sie losgegangen und hatte versucht, sie umzubringen, doch sie hatte ihn zuerst getötet, eine Tat, durch die ihr Herz in eine Million Stücke zersprungen war. Letztlich war es gut so gewesen, denn ihr Herz war mehr eine Belastung als ein Aktiva gewesen. Seit diesem Fehlurteil hatte sie sich stets ihrer coolen, rationalen Entscheidungen rühmen können.
Ein solcher Fehler würde ihr nicht noch einmal unterlaufen, sie würde sich nicht noch einmal zum falschen Zeitpunkt für die falsche Person interessieren.
Eine Nacht
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