Ein Happy End mit Biss - Rowen, M: Happy End mit Biss - Lady & the Vamp (Immortality Bites 03)
Hände vors Gesicht geschlagen. Barkley saß auf der Bettkante und wartete, dass er etwas sagte. Dieser Werwolf war wirklich geduldig. Sehr geduldig sogar. Trotzdem wollte Quinn nicht zu ihm hochsehen. Er wusste, welcher Gesichtsausdruck ihn erwartete.
Der Abscheu, Scham und Angst signalisierte.
Alles, was Quinn selbst empfand.
Wieso hatte sie ihn nicht aufgehalten?
Jetzt war er wirklich verloren. Er hatte die Grenze überschritten, die er sich selbst gesetzt hatte. Die Grenze, von der er gemeint hatte, dass sie ihn zumindest noch ein bisschen menschlich machte.
Es war seine eigene Schuld. Wieso hatte er so lange auf Blut verzichtet? Und sich für etwas Besonderes gehalten, als wäre er irgendwie stärker als die anderen? Er hatte zu lange gewartet, und jetzt musste er dafür bezahlen.
Janie dagegen hatte sich mutig und stark verhalten, und auch wenn man sich besser nicht auf sie einlassen sollte,
hatte sie ihm ihr Blut angeboten, damit er von ihr trinken konnte. Sie war vermutlich der Meinung, sie sei dafür verantwortlich, schließlich war es ihre Idee gewesen, und was hatte sie sich verdammt noch mal dabei gedacht? Aber er hatte sie einfach wie ein hilfloses Opfer genommen.
Himmel! Und sie hatte so gut geschmeckt. Was er schon vorher gewusst hatte. Und als wenn das nicht schon schlimm genug gewesen wäre... Hätte Lenny ihn nicht aufgehalten, hätte er nicht nur ihr Blut getrunken, sondern sie dazu auf ganz andere Art genommen.
Janie würde ihn jetzt vermutlich noch mehr hassen als vorher.
Er presste die Hände fester gegen seine geschlossenen Augen.
»Quinn.« Barkleys ruhige Stimme durchdrang schließlich die Mauer aus Selbsthass. »Ist alles in Ordnung?«
Er zwang sich hochzusehen. Barkley betrachtete ihn irgendwie ziemlich merkwürdig. War er beunruhigt? Wieso sah er so verdammt danach aus, als würde er sich Sorgen um Quinn machen?
»Ich habe von ihr getrunken«, gab Quinn mit belegter Stimme zu.
»Ja. Das habe ich mir gedacht.«
»Ich habe ihr Blut getrunken.«
»Na ja, du bist schließlich ein Vampir.«
Quinn verzog das Gesicht. »Ich habe ihr Schmerzen zugefügt.«
»Sie hat auf mich aber keinen allzu mitgenommenen Eindruck gemacht. Ein paar Heftpflaster, eine kalte Dusche, dann dürfte sie wieder okay sein.«
»Versuch bloß nicht, mich aufzumuntern.«
»Quinn, ich weiß, dass du dich jetzt nicht gerade toll fühlst, aber...«
»Nein, du täuschst dich. Ich fühle mich großartig. Ich fühle mich so gut wie seit Tagen nicht mehr.« Er lachte, doch es klang trocken und verzweifelt. »Ich habe bekommen, was ich brauchte.«
»Dann ist ja alles gut.«
»Nein, ist es nicht. Ich muss dieses Auge finden. Es ist meine einzige Hoffnung.«
»Das Auge. Das Ding, das angeblich einen Wunsch erfüllt und wonach Janie und Lenny ebenfalls suchen?«
Quinn nickte. »Ich brauche diesen Wunsch, ich will wieder ein Mensch werden. Wenn ich ein Vampir bleibe … Ich weiß nicht, wozu ich noch fähig bin. Und wen ich als Nächstes verletze.«
»Die Vergangenheit ist vorbei. Die Zukunft ist alles, was du hast. Ob du sie als Vampir oder Mensch lebst, macht nicht wirklich einen Unterschied.«
»Wovon redest du?«
»Du kannst ebenso gut ein widerlicher Vampir wie ein widerlicher Mensch sein. Es spielt keine Rolle, was du bist. Es zählt nur, was du aus dem machst, was du bist.«
»Und das sagt ein feiger Werwolf. Na toll. Genau der Ratschlag, den ich gebraucht habe. Vielen Dank.«
Barkley verzog säuerlich das Gesicht. »Ich habe nur versucht, dir zu helfen. Soll ich dich lieber allein lassen, während du dich in Selbstmitleid suhlst? Wäre das gut?«
»Das wäre wunderbar!«
Barkley drehte sich ohne ein weiteres Wort um und verließ Quinns Zimmer.
Er legte erneut die Hände aufs Gesicht und kniff die Lippen aufeinander. Er konnte Janies warmen Körper immer noch spüren und hatte ihren Geschmack auf seinen Lippen.
Sie hatte besser geschmeckt und sich besser angefühlt als alles, was er jemals erlebt hatte.
In seinem ganzen Leben.
Er nahm die Karte neben sich vom Bett, die er ihr heimlich aus der Tasche gezogen hatte. Dieser alte Zettel war das Einzige, was zählte, bedeutete jetzt alles für ihn. Zumindest konnten sie sich gegenseitig nichts antun.
Janie war es in nicht einmal einem Tag gelungen, sich in sein Leben zu drängen, in sein Herz, seinen Verstand und seinen Körper. Der Gedanke, sie niemals wiederzusehen, schmerzte ihn. Aber es gab keine andere Möglichkeit.
Schon um
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