Ein Hauch Vanille (German Edition)
ist uns
ausgegangen.“
„Mach ich Ma. Willst du mitkommen Lilly?“ Shane sah mich erwartungsvoll an.
Laut quietschend schob er mit den Beinen seinen Stuhl zurück und streckte mir
die Hand entgegen. Um nichts in der Welt würde ich mir das entgehen lassen!
„Ich liebe neue Geschäfte, vor allem die, in anderen Welten“, entgegnete ich
freudestrahlend, während ich Livias neugierige Blicke im Nacken spürte. Ich
drehte mich zu ihr um und sah, wie sie mein Psy fasziniert anstarrte. Ihre
Neugier war ihr jedoch kein Stück peinlich.
„Darf ich es mir mal aus der Nähe ansehen?“ fragte sie. Sie war nur ein kleines
Stück größer als ich, deshalb konnte ich ihren warmen Atem in meinen Haaren
spüren, während sie die Hand nach meinem Psy ausstreckte. Wahrscheinlich hatte
sie noch nie eines gesehen. Ihres war ja im Collectum.
„Du kannst es ruhig anfassen“, ermutigte ich sie. Vorsichtig griff sie danach,
traute sich aber kaum es zu berühren. Als wäre es zu heiß, zog sie ihre Hand
gleich wieder zurück.
„Wie fühlt es sich an, merkst du dass es da ist?“ fragte sie wissbegierig ohne
ihren Blick davon abzuwenden.
„Nein gar nicht, es ist kein Problem“, sagte ich. Doch dann dachte ich noch
einmal darüber nach und korrigierte mich.
„Naja, wenn man damit nicht gerade im Ultraball unterwegs ist und es auch sonst
keine Alarmsignale aussendet, bemerkt man es eigentlich gar nicht“, schmunzelte
ich. Shane lachte. Während Livia mich noch immer anstarrte wie einen Exoten im
Käfig, der ich für sie ja zweifelsohne auch darstellte, hatte Shane inzwischen
Mitleid mit mir. Er schüttelte den Kopf, zog die Augenbrauen hoch und zerrte
mich von Livia weg. Wir rannten um ein paar Häuserecken, dann waren wir an
seinem Schuppen. Ich wartete davor, während er das Hoover Segway herausholte. Wir
fuhren an Häusern vorbei, die sich alle ähnelten. Allesamt waren mit Gärten und
viel Liebe zum Detail ausgestattet und erinnerten mich irgendwie an eine
Kulissenstadt, wie man sie manchmal im Fernsehen sieht. Auch hier war alles so
ordentlich, nichts lag auf der Straße, kein Müll oder sonstiger Unrat. Auf den
Straßen konnte ich niemanden entdecken, nicht einmal spielende Kinder. Dann
hielten wir vor einem Geschäft mit dem Namen Taberna . Zu meiner
Enttäuschung sah es innen nicht viel anders als bei uns aus. Neugierig streifte
ich durch die Regale.
„Hast du schon etwas entdeckt was es bei euch nicht gibt?“ fragte Shane, der
plötzlich mit der Milch im Arm, in der Obst und Gemüse Abteilung hinter mir
auftauchte. Es gab zwar ein paar Früchte, die ich bis dato noch nie gesehen
hatte, trotzdem konnte ich mir darüber kein Urteil erlauben.
„Meine Mutter kauft immer nur Bananen und Äpfel, nichts Exotisches“, sagte ich,
als ich eine fünfzig Zentimeter lange wurstähnliche Frucht neugierig beäugte.
Shane grinste.
„Die Frauen sagen, ihr Fleisch strafft die Haut und vergrößert den Busen“, flüsterte
er mir von hinten ins Ohr.
Ich blickte an mir herunter und versuchte die Frucht mit einer Hand zu heben.
„Meinst du ich sollte mir eine mitnehmen?“ Doch ich musste beide Hände
benutzen, denn sie wog mindestens fünf Kilo. Shane griente.
„Wofür?“ fragte er verwundert. „Sie soll nicht schmecken und sonst brauchst du
sie nicht.“ Mit einem Lächeln im Gesicht ging ich hinter ihm her. Doch Shane
hielt nicht an, er ging schnurstracks zur Tür hinaus. Verwundert blieb ich kurz
vor dem Ausgang im Laden stehen.
„Shane, du hast vergessen zu bezahlen!“ rief ich ihm erschrocken hinterher. Er
drehte sich zu mir um und schüttelte lachend den Kopf.
„So etwas gibt es hier nicht“.
„Wie, ihr müsst nicht bezahlen?“ Entgeistert sah ich ihn an.
„Wie geht das denn?“
„Bei uns gibt es kein Zahlungsmittel wie bei euch, hier bekommt man einfach
das, was man zum Leben braucht. Im Gegenzug trägt jeder seinen Teil aktiv zur
Gemeinschaft bei.“
„Du meinst, ihr geht freiwillig arbeiten und bekommt nichts dafür?“
„Wieso? Wir bekommen doch etwas dafür, wir bekommen alles was wir brauchen.“
„Und da geht wirklich noch jemand arbeiten?“
„Ja, warum denn nicht?“ Fassungslos
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