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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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schlechter Freund. „Kann
ich dir irgendwie helfen?“
    Tom lachte, doch es klang
freudlos. „Wie würdest du einen Energieriegel anpreisen, der nach Seife
schmeckt, jedoch keinen Zucker enthält und deshalb als gesund gelten soll?“
    „Mit einer klapperdürren Frau
beim Joggen. Nach einem Marathon ist die so fertig, dass sie nichts mehr
schmeckt, aber der Energieschub bringt sie wieder in Schwung.“
    Jetzt lachte Tom aus vollem
Herzen. Jan liebte dieses Lachen. Er hatte es viel zu lange nicht gehört.
    „So ähnlich sah der Entwurf aus.
Ich hatte ihn nicht extern gespeichert, weil er mir nicht gefiel.“
    „Dann solltest du statt der Frau
einen sexy Mann nehmen.“
    „Das will die Firma nicht.“
    „Hm? Kein schöner Auftrag!“
    „Du sagst es.“
    „Und das zweite Produkt?“
    „War ein Häuserkatalog. Die
Bilder und Texte sind auf meinem privaten Rechner. Ich muss ihn neu
zusammenstellen. Das Layout geht dann in zwei Tagen an die Druckerei. “
    „Schon wieder so ein popeliger
Auftrag?“, frotzelte Jan.
    „Keines der Häuser liegt unter einer
Million. So poplig ist der Auftrag nun auch wieder nicht.“
    „Wow! Du verkehrst wirklich in
Kreisen, die mir suspekt sind.“
    Tom verstärkte die Umarmung und
küsste Jans Haar. „Es ist eine andere Welt und offengestanden fühle ich mich
bei dir viel wohler. Wie war es eigentlich bei Katja? Hattet ihr trotzdem
Spaß?“
    Jetzt, wo Tom es ansprach, spürte
Jan die Aufregung wieder. Er hatte doch tatsächlich vergessen, Tom die gute
Nachricht zu sagen.
    „Wir werden Patenonkel“, grinste
er.
    „Cool! Es tut mir wirklich leid,
dass ich nicht da sein konnte. Ich hoffe, sie reißt mir Weihnachten nicht den
Kopf ab.“
    Jan drehte sich hastig um und
strahlte Tom an. „Du kommst wirklich mit?“
    „Ja! Ich muss dringend raus aus
dem ganzen Trott. Vom zwanzigsten bis dreiundzwanzigsten bin ich in London,
danach werde ich das Büro bis nächstes Jahr nicht mehr betreten. Versprochen!“
    Jan freute sich riesig. Er
glaubte zwar nicht daran, dass es Tom so lange ohne Arbeit aushielt, doch
zumindest die Weihnachtsfeiertage würden sie zusammen verbringen.
    „Am liebsten würde ich meine
Mutter jetzt anrufen und ihr sagen, dass sie dich endlich kennenlernen darf.
Sie wird ganz aus dem Häuschen sein.“
    Tom sah auf die Uhr und zog eine Augenbraue
hoch. „Es ist gleich drei Uhr. Ich glaube nicht, dass sie über deinen Anruf
erfreut wäre.“
    Jan riss entsetzt die Augen auf.
„Was? Gleich drei? Mist!“
    „Lass uns ins Bett gehen. Ich bin
auch fertig.“
    Sie kuschelten sich aneinander
und Jan genoss Toms Gegenwart in vollen Zügen. Dieser Thomas Richter war gar
kein so schlechter Kerl, kannte man ihn erstmal richtig. Sie würden es schaffen
– mussten es, denn ein Leben ohne ihn, konnte sich Jan nicht mehr vorstellen.

Eis und Schnee
     
    Jan beobachtete die tanzenden
Flocken vor dem Fenster und hasste sie inbrünstig. Seit zwei Tagen versank die
Welt im Schnee. Weiße Weihnachten. Wer brauchte diesen Quatsch? Er jedenfalls
nicht. Er brauchte Tom, und der steckte in London fest.
    Gestern hätte er in Hamburg landen
sollen. Dann war der Flug verschoben worden, gestrichen, umgebucht, wieder
verschoben. Es hatte keinen Sinn. War London freigegeben, konnte man nicht in
Hamburg landen und umgekehrt. Der Flugverkehr war allerorts überlastet und im
Norden ganz zum Erliegen gekommen. Durch die anhaltenden Schneefälle waren die
Straßen ebenso überfüllt. Stau reihte sich an Stau. Schöne Scheiße!
    In seinem Herzen mischte sich Wut
mit Enttäuschung und Resignation. Es schien, als hätte das Universum selbst
etwas gegen ihre Beziehung. Seit ihrer Aussprache hatten sie sich nicht mehr
gesehen. Tom war durch den Serverabsturz in Arbeit versunken und zu allem
Überfluss hatte Jan in der Klinik Sonderschichten übernehmen müssen. Zwei Ärzte
waren krank geworden. Ein paar Tage stand sogar sein Urlaub auf der Kippe. Nun
hatte er bis zum siebenundzwanzigsten dienstfrei. Und wofür? Dass er am Fenster
stand, den verhassten Schneeflocken zusah und ihn die Sehnsucht zerfraß.
    Im Hintergrund hörte er den
Wetterbericht im Fernsehen. Bis auf weiteres war keine Besserung in sich, die
Flughäfen blieben geschlossen. Jan hätte am liebsten etwas zertreten,
wenigstens laut geschrien, um diese Wut loszubekommen, doch er schwieg, presste
die Lippen aufeinander und starrte in den Garten. In einiger Entfernung stand
eine beleuchtete Tanne. Er und sein Vater hatten sie vor zehn

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