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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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bist du ihm nicht gleich
nachgelaufen?“
    „Weil ich ein T-Shirt trage und
ohne Schuhe vor die Tür gerannt bin. Bitte, Mama. Ihr dürft ihn nicht gehen lassen.“
    „Ich rede mit ihm. Ich habe dich
wirklich lieb, mein Junge, aber manchmal bist du launischer als eine Frau.“
    „Ich weiß, Mama. Es tut mir ja
auch leid.“ Sie gab noch einen unwirschen Laut von sich, dann legte sie auf.
    Jans Blick war verschleiert, als
er den Telefonhörer auf die Ladestation stellte. Heiße Tränen brannten ihm in
den Augen. Er fühlte sich beschissen.
    Erst mal ne Dusche. Er zitterte am ganzen Leib.
Nicht vor Kälte, das wusste er.
    Früher, mit Florian, hatte er nie
so viel gestritten. Eigentlich war er ein ruhiger Typ, nie aufbrausend. Einzig
bei Tom nicht. Dabei liebte er ihn abgöttisch. Wieso war es nicht möglich,
harmonisch zusammenzuleben? Warum rieben sie sich immer wieder aneinander? Es
war, als müssten sie ständig Fronten klären, darum kämpfen, wer das Sagen in
ihrer Beziehung hatte. War das nicht völlig egal – Hauptsache, sie waren
zusammen?
    Das heiße Wasser der Dusche
brachte das Zittern von Jans Körper zum Erliegen, nicht das innere. Seine
Gedanken drehten sich im Kreis. Er wusste einfach nicht, warum er sich so
verhielt, wie er es tat – streitsüchtig und ungerecht.
    Mit Florian hatte er solche
Probleme nie gehabt. Der hatte immer die Richtung angegeben und Jan war gefolgt,
bis zum Schluss, dem Ende. Eine einfache Beziehung, in der er nicht viel hatte
denken müssen, die jedoch schnell jeglichen Reiz verloren hatte.
    Jan hielt das Gesicht in die
Wasserstrahlen und ließ sich die Tränen wegspülen. Ihm war bis jetzt nicht klar
gewesen, wie sehr er darunter gelitten hatte, nicht gleichberechtigt an
Florians Seite gewesen zu sein. Tom Richter war ebenso dominant. Vielleicht
hatte er Angst, eines Tages abserviert zu werden, ohne sich dagegen wehren zu
können – wieder allein zu sein? Kämpfte er deshalb Schlachten, die keine waren,
krallte sich an Tom fest, ohne ihm Luft zum Atmen zu lassen?
    Dadurch, und nur dadurch, würde
er ihn verlieren!
    Jan duschte zu Ende und zog sich
an. Er musste jetzt reden, konnte nicht allein sein. Er brauchte jemanden, dem
er all das erzählen konnte, ohne ein Urteil über ihn abzugeben, damit er seine
Gedanken sortieren und zur Ruhe kommen konnte.
    Egal, dass er Steffen aus dem
Bett klingeln würde. Er brauchte jetzt seinen besten Freund.

Unerwartete Begegnung
     
    Tom trat ärgerlich gegen den
Schnee. Bella hielt es für ein Spiel, schnappte nach den umherstiebenden
Schneeflocken. Trotz der Wut musste er schmunzeln. Vielleicht sollte er sich
auch einen Hund anschaffen? Mit Bella in der klaren Morgenluft zu laufen,
klärte seine Gedanken. In Jans Nähe hatten sie sich überschlagen, waren zu
einem Knäuel aus Zorn und Frustration geworden.
    Man konnte ihm vieles nachsagen,
aber nicht, dass er wortbrüchig war. Feige – ja. Schwach, sobald es um seinen
Vater ging – ja, aber er stand immer zu seinem Wort, hatte er es erstmal
gegeben.
    Er wusste, warum Jan an ihm
zweifelte, kannte er doch seine Besessenheit gegenüber der Company. Deshalb tat
es aber nicht weniger weh.
    Natürlich hatte Jan nicht ahnen
können, dass er nach ihrem Gespräch letzte Nacht nicht in den Schlaf gefunden
hatte. Um die ständig um seinen Vater kreisenden Gedanken zu betäuben, hatte er
sich durch Arbeit abgelenkt. Doch im Grunde war es keine Arbeit gewesen. Es
hatte ihm Spaß gemacht.
    Außer der Liebe zu ihrem Sohn
hatte er nichts, was er Rosalie und Harald geben konnte. Sie hatten ihn so
liebevoll in ihrer Familie aufgenommen, dass er ihnen etwas zurückgeben wollte.
Die HP sollte ein Geschenk für sie sein, seine Dankbarkeit ausdrücken.
    Was sie wohl zu dem Streit sagen
würden?
    Jan war ihr Sohn. Toms Meinung
nach, war Jan am Zug, sich für das Misstrauen und die beleidigenden Worte zu
entschuldigen, doch er konnte auf keinen Fall erwarten, dass Rosalie und Harald
das verstanden. Doch wenn er jetzt nachgab, den Vorfall schluckte und zur
Tagesordnung überging, würde er über kurz oder lang in einem ebensolchen
Schlamassel stecken, wie mit seinem Vater. Er durfte nicht reumütig
zurückkriechen, auch wenn er nichts lieber getan hätte, als sich in Jans Arme
zu werfen. Irgendwann würde Jan den Respekt vor ihm verloren haben, ihn
schikanieren, demütigen, mit Füßen treten, wie an einem Gummiband von einer
Richtung in die andere ...
    Tom blieb auf der Düne stehen,
holte tief Luft und

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