Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Moder

Ein Hauch von Moder

Titel: Ein Hauch von Moder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
kann es nicht herausfinden.«
    »Aber ich fühle mich so«, sagte sie stockend. »Ich… ich bin gar kein Mensch mehr. Man hat mir etwas genommen. Vielleicht sogar die Seele. Kannst du dir das vorstellen, John?«
    Ihre Stimme bebte.
    Ich wollte Glenda nicht noch stärker beunruhigen und sagte deshalb:
    »Keine Sorge, Mädchen, ich kriege dich hier heraus.« Mit der Lampe strahlte ich gegen die Unterseite des Templerkreuzes und entdeckte dort endlich die Stellen, an denen die Drähte befestigt waren.
    »Ich werde sie lösen, Glenda. Moment noch Geduld.«
    »Beeil dich, John. Ich habe Angst. Das kann schiefgehen. Mein Gefühl, es sagt mir…«
    »Ja, ja…«
    Ich hatte die Lampe zwischen die Zähne geklemmt, um beide Hände freizuhaben. Der Draht war zwar dünn, aber sehr stark und dementsprechend sperrig, so daß ich meine Mühe hatte, die Knoten überhaupt auseinanderzudrehen. Einige Male schnitt der Draht tief in das Fleisch meiner Finger. Fast so hart, daß er die Haut schon aufriß, aber ich ließ nicht locker und schaffte es sicher, die Knoten an den Handgelenken zu öffnen.
    Jetzt nur mehr die Füße.
    »John, die Fratze…«
    »Was ist mit ihr?«
    »Sie leuchtete auf. Viel stärker als gewöhnlich. Ich spüre ihre Macht. Es ist furchtbar. Baphomeths Geist, er…« Ihre Stimme erstickte plötzlich. Ich kümmerte mich nicht mehr um die Fußfesseln, sondern tauchte wieder auf.
    Glenda hatte sich nicht getäuscht. Widerlich leuchtete die Fratze Baphomeths. Das tiefe Rot sah aus wie flüssiges Blut, das sich über das Kreuz und Glendas Gesicht verteilte. Die Karfunkelaugen besaßen einen kalten, blauen Schein, die Hörner wuchsen aus der breiten Stirn wie gekrümmte Lanzen, das Maul stand offen, der angedeutete Ziegenbart zitterte.
    Ich holte mein Kreuz hervor.
    Damit konnte ich Baphomeths Fratze zerstören und das Böse aus dem Kreuz treiben.
    »Laß es sein, Sinclair!« peitschte die Stimme des Basil Hartford durch die Totengruft. »Oder willst du, daß die Hitze deine kleine Freundin zu Asche verbrennt…?«
    ***
    Der Superintendent mußte die Worte gehört haben. Jeder Mensch wäre stehengeblieben, er aber nicht.
    Ohne den Schritt auch nur um eine Idee zu verzögern, ging er weiter auf Suko zu.
    Der begriff die Welt nicht mehr. Er war stehengeblieben und erwartete seinen Chef. Einen völlig veränderten Vorgesetzten! Gezeichnet durch die Macht des Bösen, die Kraft der Verfluchten und möglicherweise so seelenlos wie die übrigen Bewohner von Bury.
    Sir James ging mit langsamen, schleppenden Schritten. Er hielt den Kopf gesenkt, schaute vor sich auf den Boden, als suche er etwas Bestimmtes. Bei jeder Gehbewegung pendelten auch seine Arme. Er schwang sie so vor, als würden sie überhaupt nicht zu ihm gehören. Die Distanz verkürzte sich immer mehr. Eigentlich hätte Sir James den Inspektor jetzt sehen müssen, weil ihn schon dessen Schatten berührte, er ging trotzdem weiter.
    »Sir James!« Suko sprach ihn an. Zunächst mit leiser, dann mit lauterer Stimme.
    Der Superintendent schrak zusammen. Er blieb stehen wie eine automatische Puppe, deren Aufzug abgelaufen war. Einen langen Schritt vor Suko kam er zur Ruhe.
    »Bitte, Sir James…«
    Sukos Chef hob den Kopf. Auch sehr langsam und bedächtig, als lausche er bestimmten Worten. Er konnte Suko ins Gesicht schauen, und der Inspektor erschrak.
    Wie hatte sich Sir James verändert!
    Es lag nicht allein an den Schatten der Dämmerung, die das Gesicht streiften. Hinter der Brille wirkten die Augen wie zwei müde, beinahe leblose Kugeln. Es war kein Gefühl darin zu erkennen. Man hatte diesem Mann tatsächlich die Seele geraubt.
    Die Wangen waren eingefallen und durch Falten gezeichnet. Dabei sah die grau gewordene Haut so aus, als könnte sie jeden Augenblick abfallen und blanke Knochen freilegen.
    »Erkennen Sie mich, Sir James? Ich bin es! Suko!«
    Der Superintendent reagierte abermals nicht. Er stand nur da und schien nach innen zu lauschen. Einmal nur zuckten seine Lippen. Da sah es aus, als wollte er sprechen.
    Suko war in diesem Augenblick überfordert. Daß Sir James die Seiten gewechselt hatte, wollte er einfach nicht wahrhaben. Nur, weshalb reagierte der Mann nicht?
    Hörte er ihn nicht? Befand sich sein Geist in einer anderen, sehr fernen Welt?
    Suko startete einen erneuten Versuch. Er griff nach Sir James' rechter Hand und hob den Arm an. Die Haut besaß kaum noch Wärme. Sie war zwar nicht so kalt wie die eines Toten, viel aber fehlte nicht mehr.
    »Hat

Weitere Kostenlose Bücher