Ein Hauch von Schmerz: Erotischer Roman (German Edition)
Anspielung verstand und sich daran erinnerte, wie er sie nackt über die Wanne gebeugt gesehen hatte.
Doch Ray ging nicht auf ihre Anspielung ein. Er trat neben sie ans Fenster und schaute sie von der Seite an. »Du legst also keinen Wert auf eine schöne Aussicht.«
»Nicht, wenn ich mich dabei wie auf einem Präsentierteller fühle.« Sie drehte sich wieder um und deutete auf ein weiteres Hochhaus des Ensembles, das schätzungsweise zwanzig Meter entfernt und leicht versetzt stand, sodass es nicht die Aussicht auf die Themse behinderte, den Bewohnern aber beste Einblicke in die Fenster dieses Hauses bot.
»Das ist wahr. Vor allem dann, wenn es draußen dunkel und drinnen das Licht an ist.« Wieder ein Druck auf die Fernbedienung. Eine Lichtdusche ergoss sich wie ein schimmernder Vorhang parallel zu den Fenstern. April fühlte sich wie in Scheinwerferlicht gebadet und trat instinktiv einen Schritt zurück.
Ray ging zu einem der schwarzen Ledersessel, setzte sich und sah sie mit einem Blick an, der nichts Geschäftliches mehr an sich hatte. »Ich möchte, dass du dich ausziehst.«
Verwirrt starrte sie ihn an. Das kam zu plötzlich. Außerdem war es weder eine Bitte noch ein Befehl gewesen, und so wusste April nicht, wie sie reagieren sollte. Sie wartete darauf, dass er sie stärker drängte, doch er sah sie nur interessiert an. Dabei legte er die Hände übereinander und lenkte durch die Bewegung ihren Blick darauf. Sie fand seine Hände wundervoll und wollte von ihnen berührt werden. Wenn sie dafür in Kauf nehmen musste, sich seinen seltsamen Regeln zu beugen … Andererseits gab es vielleicht einen Verhandlungsspielraum. »Könntest du bitte das Licht löschen?«
Er schüttelte den Kopf.
»Wollen wir ins Schlafzimmer gehen?«
Erneutes Kopfschütteln.
»Dann ziehe ich mich nicht aus.« Ihr Schulterzucken fiel nicht sonderlich überzeugend aus, das merkte sie selbst.
Ray griff ohne hinzusehen mit der rechten Hand neben sich, wo er seinen Aktenkoffer abgestellt hatte. Er nahm ihn auf den Schoß, ließ die Schlösser aufschnappen und hob den Deckel. April folgte aufmerksam seinen Bewegungen.
Auch heute enthielt der Koffer einen Stapel von Papieren. Zudem zeichnete sich darauf gestochen scharf eine Peitsche mit mehreren kurzen Riemen ab.
Aprils Körper reagierte schneller als ihr Verstand. Zwischen ihren Schulterblättern prickelte es, ihre Bauch- und Pomuskeln spannten sich an, ihre Pussy wurde feucht. Sie leckte sich über die Lippen.
Ray sah es und lächelte. Es war ein einvernehmliches Lächeln. So ganz anders als das überlegene Lächeln, das Blains Spezialität war. Sie hatte es erregend gefunden, aber nie liebenswert. Rays Lächeln hingegen war sanft, verständnisvoll, zufrieden. Widerstrebend löste sie den Blick von ihm, vermied es, erneut zur Peitsche hinzuschielen, die so viel wonniglichen Schmerz verhieß, und ging zur Tür.
»Na gut«, sagte Ray leise.
Sie blieb stehen.
»Kleines Zugeständnis.« Er griff nach der Peitsche.
Sie schwieg und hielt die Augen stur in den Vorraum gerichtet. Jetzt keine Schwäche zeigen.
»Kurz bevor du kommst, werde ich das Licht löschen.«
Sie empfand immer noch eine starke Scheu vor möglichen Beobachtern. Dennoch trat sie in den Lichtschein und knöpfte ihre Jacke auf. Sie legte sie über einen der sechs Designerstühle, die um den Esstisch standen. Sie zog ihre Pumps und die Nylonstrümpfe aus, dann die Hose. Schließlich streifte sie den blauen Kaschmirpullover über den Kopf und schüttelte ihre Haare zurecht. Bis hierhin war es nicht schwierig gewesen. Doch ihren BH und den Tanga abzulegen, würde sie Überwindung kosten, auch wenn sie mit dem Rücken zum Fenster stand.
Ray bemerkte ihr Zögern und stellte die Aktentasche auf den Boden. Er stand auf und begann den Sekt zu entkorken. Vielleicht war es auch Champagner. Wie sie Ray einschätzte, wahrscheinlich ein besonders teurer. Ray schenkte etwas in ein Glas und kam zu ihr. »Meinst du, das könnte dich ein wenig lockerer machen?«
»Möglich«, sagte sie und nahm einen Schluck. Der Champagner schmeckte sündhaft gut. Sie trank noch ein bisschen mehr. »Weißt du, es ist nicht nur mein eigenes Schamgefühl, es ist auch …« Sie deutete mit dem Daumen über die Schulter. »An einem der Fenster im Haus gegenüber könnte jemand mit einem Fernglas stehen, der uns beobachtet. Und wir wissen nicht, was das für ein Mensch ist. Ein Mann, der Spaß am Zusehen hat? Das wäre nicht weiter schlimm. Ein
Weitere Kostenlose Bücher