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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Hand hing immer noch über seiner Schulter in der Luft. Er sah albern aus und kam sich offenbar auch so vor.
    Jamie goss noch einen Becher voll und reichte ihn mir, ohne Christie zu beachten. Das hätte ich für selbstverständlichen Takt gehalten, wäre ich mir nicht der komplizierten Vergangenheit der beiden Männer bewusst gewesen. Es klangen unverändert gewetzte Messer mit, wenn Jamie und Tom Christie miteinander umgingen, obwohl sie nach außen hin eine freundliche Fassade wahrten.
    Gegenüber jedem anderen Mann wäre Jamies Demonstration seiner eigenen beschädigten Hand einfach nur das gewesen, wonach es aussah – eine Geste der Beruhigung und der Kameradschaft in einer verletzlichen Lage. Gegenüber Tom Christie war es möglich, dass es bewusst als Beruhigung gemeint war, doch es lag zugleich eine Drohung darin, obwohl Jamie vielleicht gar nichts dafür konnte.
    Es war nun einmal schlicht und ergreifend so, dass die Leute Jamie öfter um Hilfe baten als Christie. Jamie genoss allgemeinen Respekt und Bewunderung, trotz seiner verkrüppelten Hand. Christie war als Person nicht besonders beliebt; es war gut möglich, dass er jeden gesellschaftlichen Rang verlor, wenn ihm die Fähigkeit zu schreiben abhanden kam. Und – wie ich unverblümt erwähnt hatte – Jamies Hand würde sich nicht verschlimmern.
    Christies Augen hatten sich über seinem Becher ein wenig verengt. Die Drohung war ihm nicht entgangen, ob sie nun beabsichtigt war oder nicht. So etwas entging ihm nicht; Tom Christie war von Natur aus ein argwöhnischer Mensch; er fühlte sich schon bedroht, wenn es nicht beabsichtigt war.
    »Ich glaube, die Hand hat sich jetzt etwas beruhigt, lasst mich danach sehen.« Ich griff sanft nach seiner linken Hand und wickelte sie aus. Die Blutung hatte aufgehört. Ich legte die Hand in ein Bad aus mit Knoblauch abgekochtem Wasser, fügte zur weiteren Desinfektion ein paar Tropfen reines Äthanol hinzu und machte mich daran, mir meine Ausrüstung zurechtzulegen.
    Es wurde allmählich dunkel, und ich zündete den Alkoholbrenner an, den Brianna für mich konstruiert hatte. In seinem hellen, gleichmäßigen Licht konnte ich sehen, dass Christies Gesicht den Anflug von Zornesröte verloren hatte. Er war nicht mehr so blass wie vorhin, sah aber so beklommen aus wie ein Maulwurf auf einer Dachsversammlung, als sein Blick meinen Händen folgte, die mein Nähmaterial und meine Schere zurechtlegten. Im Schein der Lampe glänzte alles sauber und scharf.
    Jamie ging nicht, sondern blieb an die Arbeitsfläche gelehnt stehen und
nippte ebenfalls an einem Becher Wein – mutmaßlich für den Fall, dass Christie erneut das Bewusstsein verlor.
    Ein leises Zittern durchlief Christies Hand und Arm, die auf den Tisch gestützt waren. Er schwitzte wieder; ich konnte es riechen, scharf und bitter. Es war dieser Geruch, halb vergessen, aber augenblicklich vertraut, der mich schließlich das Problem erkennen ließ: Es war Angst. Möglicherweise konnte er kein Blut sehen; Angst vor Schmerzen hatte er mit Sicherheit.
    Ich hielt den Blick auf meine Arbeit gerichtet und beugte den Kopf tiefer darüber, damit er meinem Gesicht nichts ansehen konnte. Ich hätte es eher sehen müssen; ich hätte es auch eher gesehen, dachte ich, wenn er kein Mann gewesen wäre. Seine Blässe, der Ohnmachtsanfall … nicht verursacht durch den Blutverlust, sondern durch den Schreck, das Blut verloren gehen zu sehen.
    Ich flickte routinemäßig Männer und Jungen zusammen; eine Farm in den Bergen war harte Arbeit, und es gab kaum eine Woche, in der mir nicht irgendeine Axtwunde präsentiert wurde oder der Hieb einer Gartenhacke, ein Schweinebiss, eine Kopfverletzung, die sich jemand bei einem Sturz zugezogen hatte, oder irgendeine andere kleine Kalamität, die genäht werden musste. Im Großen und Ganzen verhielten sich meine Patienten völlig ungerührt, ließen meine Behandlung stoisch über sich ergehen und gingen danach gleich wieder an die Arbeit. Doch mir war klar, dass die Männer fast ausnahmslos Highlander waren, und viele von ihnen nicht nur Highlander, sondern ehemalige Soldaten.
    Tom Christie war ein Städter aus Edinburgh – er war in Ardsmuir als Sympathisant der Jakobiten eingekerkert gewesen, doch er war nie ein Kämpfer gewesen, sondern Militärbeauftragter. Wahrscheinlich, so begriff ich überrascht, hatte er im Leben noch keine richtige Militärschlacht gesehen , ganz zu schweigen davon, sich auf den täglichen Kampf mit der Natur

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