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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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»Wann?«
    »Morgen«, sagte ich, »wenn das Wetter schön ist. Ich brauche gutes Licht«, erklärte ich, als ich den erschrockenen Ausdruck in seinen Augen sah. »Kommt morgen früh, aber ohne zu frühstücken.«
    Ich griff nach meiner Ausrüstung, verbeugte mich steif vor ihm und ging. Mir war höchst merkwürdig zumute.
    Allan Christie winkte mir fröhlich nach und wetzte sein Messer weiter.
     
    »Glaubst du, er kommt?« Unser Frühstück war verzehrt, und noch keine Spur von Thomas Christie. Nach einer Nacht unruhigen Schlafes, in der ich wiederholt von Äthermasken und chirurgischen Katastrophen geträumt hatte, war ich mir nicht sicher, ob ich mir wirklich wünschte, dass er kam.
    »Aye, er kommt schon.« Jamie las eine vier Monate alte North Carolina Gazette und kaute die letzten Reste von Mrs. Bugs Zimttoast. »Sieh nur, sie haben einen Brief des Gouverneurs an Lord Dartmouth abgedruckt, in dem steht, was für ein ungeregelter Haufen aufrührerischer Verschwörer und Diebe wir alle sind. Er bittet General Gage, ihm Kanonen zu schicken, damit
er uns wieder Manieren beibringen kann. Ich frage mich, ob MacDonald weiß, dass das öffentlich bekannt ist?«
    »Ach wirklich?«, sagte ich geistesabwesend. Ich erhob mich und griff nach der Äthermaske, die ich während des ganzen Frühstücks angestarrt hatte. »Nun, wenn er kommt, sollte ich wohl besser bereit sein.«
    Ich hatte meine selbst gemachte Äthermaske und die Tropfflasche bereitliegen, daneben das Sortiment der Instrumente, die ich für die eigentliche Operation brauchen würde. Unsicher griff ich nach der Flasche, entkorkte sie und wedelte mit der Hand über ihren Hals, so dass die Ausdünstungen auf meine Nase zuwehten. Das Ergebnis war ein beruhigender Schwindelanfall, der mich ein paar Sekunden lang verschwommen sehen ließ. Als mein Blick wieder klar war, verkorkte ich die Flasche und stellte sie zurück. Jetzt fühlte ich mich ein wenig selbstsicherer.
    Gerade rechtzeitig. Ich hörte Stimmen an der Rückseite des Hauses und Schritte im Flur.
    Als ich mich erwartungsvoll umdrehte, sah mir Mr. Christie finster von der Tür aus entgegen, die Hand schützend vor der Brust zusammengeballt.
    »Ich habe es mir anders überlegt.« Christie zog die Augenbrauen noch enger zusammen, um seinen Standpunkt zu betonen. »Ich habe über die Angelegenheit nachgedacht, und ich habe gebetet, und ich werde Euch nicht gestatten, mir Eure üblen Tränke einzuflößen.«
    »Oh, was für ein Dummkopf«, sagte ich gründlich verärgert. Ich stand auf und erwiderte seinen finsteren Blick. »Was ist nur los mit Euch?«
    Er sah verblüfft aus, so als hätte eine Schlange im Gras zu seinen Füßen es plötzlich gewagt, ihn anzusprechen.
    »Es ist ganz und gar nichts mit mir los«, entgegnete er ziemlich schroff. Er hob aggressiv das Kinn und hielt mir seinen kurzen Bart wie ein Stachelkleid entgegen. »Was ist mit Euch los, Madam?«
    »Und ich dachte, nur Highlander sind so stur wie Felsbrocken!«
    Angesichts dieses Vergleiches zog er eine furchtbar beleidigte Miene, doch bevor er sich weiter mit mir anlegen konnte, steckte Jamie den Kopf in das Sprechzimmer, angezogen vom Klang unseres Wortgefechts.
    »Gibt es ein Problem?«, erkundigte er sich höflich.
    »Ja! Er weigert sich -«
    »O ja. Sie besteht darauf -«
    Die Worte prallten in der Luft aufeinander, und wir brachen beide ab und funkelten einander an. Jamie ließ den Blick von mir zu Mr. Christie schweifen, dann zu den Gerätschaften auf dem Tisch. Er richtete die Augen gen Himmel, als flehte er um Beistand, dann rieb er sich nachdenklich mit dem Finger unter der Nase.
    »Aye«, sagte er. »Nun gut. Möchtet Ihr, dass Eure Hand geheilt wird, Tom?«
    Christie starrte weiter vor sich hin wie ein Maultier und hielt sich die verkrüppelte
Hand schützend vor die Brust. Nach ein paar Sekunden nickte er jedoch langsam.
    »Aye«, sagte er. Er warf mir einen zutiefst argwöhnischen Blick zu. »Aber ich dulde keinen papistischen Unsinn dabei!«
    »Papistisch?« Jamie und ich sprachen gleichzeitig; Jamie klang schlicht nur verwundert, ich absolut frustriert.
    »Aye, und Ihr braucht gar nicht zu denken, dass Ihr mich dazu überreden könnt, Fraser!«
    Jamie warf mir einen Blick zu, der »Ich hab’s dir ja gesagt, Sassenach« ausdrückte, nahm jedoch seine Geduld zusammen, um einen Versuch zu wagen.
    »Nun, Ihr seid immer schon ein schwieriger Zeitgenosse gewesen, Tom«, sagte er nachsichtig. »Ihr müsst natürlich tun, was Euch

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