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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sie sorgfältig ein – mit der linken Hand. Er grinste uns an, die verbleibenden Zähne scharfkantig und vom Tabak gelb gefärbt.
    »Geht mit Gott, Seaumais mac Brian .«
     
    Später in derselben Woche ging ich zum Blockhaus der Christies, um an Toms linker Hand die Fäden zu ziehen und ihm die Sache mit dem Äther zu erklären. Sein Sohn Allan war auf dem Hof damit beschäftigt, ein Messer an einem pedalbetriebenen Schleifstein zu wetzen. Er lächelte und nickte mir zu, sagte aber nichts, denn unter dem Knirschen und Kreischen den Schleifsteins wäre es sowieso nicht zu hören gewesen.
    Möglicherweise war es ja dieses Geräusch, dachte ich einen Augenblick später, das Tom Christies Argwohn geweckt hatte.
    »Ich habe mich entschlossen, die andere Hand so zu lassen, wie sie ist«, sagte er steif, als ich den letzten Knoten aufschnitt und den Faden herauszog.
    Ich legte meine Pinzette hin und starrte ihn an.
    »Warum?«
    Ein dumpfes Rot stieg ihm in die Wangen, und er stand mit erhobenem Kinn auf und blickte über meine Schulter hinweg, um mich nicht direkt ansehen zu müssen.
    »Ich habe die Frage in meine Gebete eingeschlossen und bin zu dem Schluss gekommen, dass es falsch wäre, es ändern zu wollen, wenn diese Schwäche Gottes Wille ist.«
    Ich unterdrückte das heftige Bedürfnis, »Quatsch mit Soße« zu sagen, allerdings nur unter großen Schwierigkeiten.
    »Setzt Euch«, sagte ich und holte tief Luft. »Und sagt mir bitte, warum Ihr glaubt, dass Gott wünscht, dass Ihr mit einer verkrüppelten Hand herumlauft?«
    Jetzt sah er mich an, überrascht und nervös.
    »Nun … es ist nicht an mir, die Wege des Herrn in Frage zu stellen!«
    »Ach nein?«, sagte ich nachsichtig. »Ich hatte aber durchaus das Gefühl, dass Ihr genau das letzten Sonntag getan habt. Oder wart Ihr es nicht, den ich fragen gehört habe, was sich der Herr dabei denkt, all diese Katholiken wachsen und gedeihen zu lassen?«
    Das dumpfe Rot verdunkelte sich beträchtlich.
    »Ich bin sicher, dass Ihr mich missverstanden habt, Mistress Fraser.« Er richtete sich noch weiter auf, bis er fast hintenüberlehnte. »Das ändert
aber nichts daran, dass ich Eure Hilfe nicht in Anspruch nehmen werde.«
    »Liegt es daran, dass ich katholisch bin?«, fragte ich. Ich setzte mich auf meinem Hocker zurück und legte die Hände gefaltet auf meine Knie. »Glaubt Ihr vielleicht, dass ich die Situation ausnutzen und Euch zum Mitglied der Kirche Roms umtaufen werde, wenn Ihr nicht aufpasst?«
    »Ich bin bereits hinreichend getauft!«, fuhr er mich an. »Und ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr Eure Papistengedanken für Euch behalten würdet.«
    »Ich habe eine Vereinbarung mit dem Papst«, sagte ich und erwiderte seinen durchdringenden Blick unbeeindruckt. »Ich gebe keine Bullen zu theologischen Inhalten heraus, und er führt keine Operationen durch. Nun, zu Eurer Hand -«
    »Der Wille des Herrn -«, begann er stur.
    »War es der Wille des Herrn, dass Eure Kuh letzten Monat in eine Felsspalte gestürzt ist und sich das Bein gebrochen hat?«, unterbrach ich ihn. »Denn wenn es so war, hättet Ihr sie wahrscheinlich dort sterben lassen sollen, statt Euch von meinem Mann dabei helfen zu lassen, sie herauszuziehen, und mich dann ihr Bein richten zu lassen. Wie geht es ihr übrigens?«
    Ich konnte die Kuh durch das Fenster sehen. Sie graste friedlich am Rand des Hofes und schien sich weder von ihrem trinkenden Kalb noch von den Bandagen stören zu lassen, die ich angebracht hatte, um ihr gebrochenes Sprungbein zu stützen.
    »Es geht ihr gut, danke.« Er hörte sich zunehmend an, als bekäme er Atemnot, obwohl sein Hemdkragen offen war. »Das hat -«
    »Nun denn«, sagte ich. »Glaubt Ihr, der Herr ist der Meinung, dass Ihr der medizinischen Hilfe weniger würdig seid als Eure Kuh? Das kommt mir unwahrscheinlich vor, schon angesichts der Einstellung des Herrn gegenüber den Sperlingen.«
    Inzwischen waren seine Wangen dunkelrot angelaufen, und er umklammerte die kranke Hand mit der gesunden, als wollte er sie vor mir in Sicherheit bringen.
    »Ich sehe, dass Euch das eine oder andere Wort aus der Bibel vertraut ist«, hob er aufgeblasen an.
    »Ich habe sie sogar selbst gelesen«, sagte ich. »Ich kann ganz gut lesen, wisst Ihr.«
    Er ging nicht auf meine letzte Bemerkung ein, und in seinem Blick glänzte schwacher Triumph.
    »Ach was. Dann habt Ihr ja sicher auch den Brief des heiligen Paulus an Timotheus gelesen, in dem er sagt: ›Lasset das Weib schweigen

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