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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wunde Herz in seiner Brust sehen konnte.
    Er stieß ein leises reumütiges Geräusch aus, nicht ganz ein Lachen.
    »Du kennst doch diese Bilder vom Herzen Jesu – wie wir sie in Paris gesehen haben?«

    Ich kannte sie – Renaissancegemälde, deren Farben auf den Buntglasfenstern von Notre Dame leuchteten. Der Schmerzensmann, dessen durchbohrtes Herz bloß lag und Liebe ausstrahlte.
    »Daran musste ich denken. Und ich habe mir gedacht, wer auch immer diese Vision Unseres Herrn hatte, muss wahrscheinlich selbst sehr einsam gewesen sein, um es so gut zu verstehen.«
    Ich hob die Hand und legte sie ganz leicht auf die kleine Mulde in der Mitte seiner Brust. Er hatte das Laken zurückgeschlagen, und seine Haut war kühl.
    Er schloss seufzend die Augen und umfasste fest meine Hand.
    »Dieser Gedanke ist mir manchmal gekommen, und dann dachte ich, ich wüsste, wie sich Jesus dort fühlen muss – so voller Sehnsucht, ohne dass ihn jemand berührt.«

25
    Asche zu Asche
    Jamie überprüfte noch einmal seine Satteltaschen, obwohl er das in letzter Zeit so oft getan hatte, dass diese Übung kaum noch mehr für ihn war als eine Angewohnheit. Doch er lächelte jedes Mal, wenn er die linke Tasche öffnete. Brianna hatte sie für ihn umgearbeitet und ihm Lederschlaufen hineingenäht, die seine Pistolen mit dem Kolben nach oben für den Notfall griffbereit hielten, sowie ein clevere Ansammlung von Fächern, die seinen Patronenbeutel enthielten, sein Pulverhorn, ein zusätzliches Messer, eine zusammengerollte Angelschnur, eine Rolle Garn zum Legen von Schlingen, Nähzeug, ein Esspaket, eine Flasche Bier und ein ordentlich zusammengerolltes sauberes Hemd.
    An der Außenseite der Tasche hing ein kleiner Beutel, den sie voller Stolz »Erste-Hilfe-Ausrüstung« nannte, obwohl ihm nicht ganz klar war, wem die Hilfe gelten sollte. Er enthielt mehrere Gazepäckchen mit einem bitter duftenden Tee, eine Dose Salbe und mehrere Streifen ihres selbst klebenden Pflasters. Nichts davon schien im Fall eines vorhersehbaren Unglücks von irgendwelchem Nutzen zu sein, doch es schadete auch nicht.
    Er entfernte das Stück Seife, das sie hinzugefügt hatte, gemeinsam mit einigem anderem unnötigem Tand, und versteckte das Ganze unter einem Eimer, damit sie nicht beleidigt war.
    Gerade rechtzeitig; er hörte ihre Stimme, die dem armen Roger einen Vortrag darüber hielt, wie wichtig es war, genügend saubere Strümpfe einzupacken. Als sie um die Ecke des Heuschobers bogen, hatte er alles sicher verstaut.

    »Fertig, a charaid ?«
    »Oh, aye.« Roger nickte, schlang sich die Satteltaschen von der Schulter und legte sie auf den Boden. Er wandte sich Brianna zu, die Jemmy auf dem Arm hatte, und gab ihr einen kurzen Kuss.
    »Ich komme mit dir , Papa!«, rief Jem hoffnungsvoll.
    »Diesmal nicht, Kumpel.«
    »Will Indianer sehen!«
    »Später vielleicht, wenn du größer bist.«
    »Ich kann Indianersprache! Von Onkel Ian! Will mit!«
    »Diesmal nicht«, sagte Brianna fest zu ihm, doch er hatte keine Lust zu hören und fing an zu treten, damit sie ihn auf den Boden stellte. Jamie stieß ein leises Grollen aus und sah ihn gebieterisch an.
    »Du hast deine Eltern gehört«, sagte er. Jem funkelte ihn an und schob die Unterlippe vor, hörte aber auf, Theater zu machen.
    »Irgendwann musst du mir verraten, wie du das machst«, sagte Roger mit einem Blick auf seinen Nachwuchs.
    Jamie lachte und beugte sich zu Jemmy hinüber.
    »Gib Opa einen Abschiedskuss, aye?«
    Jemmy, der seine Enttäuschung großzügig abgelegt hatte, streckte die Ärmchen aus und legte sie ihm um den Hals. Er nahm Brianna den Kleinen ab, drückte ihn und gab ihm einen Kuss. Jem roch nach Porridge, Toast und Honig, ein kuschelig warmes Gewicht in seinen Armen.
    »Sei ein lieber Junge und hör auf deine Mutter, aye? Und wenn du etwas größer bist, kannst du mitkommen. Komm und sag Clarence auf Wiedersehen; du kannst ihm die Worte sagen, die Onkel Ian dir beigebracht hat.« Mit etwas Glück würden es ja Worte sein, die für ein dreijähriges Kind geeignet waren. Ian hatte einen höchst verantwortungslosen Sinn für Humor.
    Oder vielleicht , dachte er und grinste vor sich hin, denke ich ja auch nur an ein paar Dinge, die ich Jennys Kindern – einschließlich Ian – auf Englisch beigebracht habe .
    Er hatte Rogers Pferd schon gesattelt und aufgezäumt, und Clarence, das Packmuli, war voll beladen. Brianna überprüfte Sattelgurt und Steigbügel, während Roger seine Satteltaschen über den

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