Ein Hauch von Schnee und Asche
eine Katze, als ich ins Bett kroch. Er streckte einen Arm aus und zog mich mit einem schläfrig-fragenden »Mmmm?« an sich.
Ich kuschelte mich an ihn, und in seiner Wärme begannen sich meine verspannten Muskeln automatisch zu lockern.
»Mmmm.«
»Ah. Und wie geht es dem alten Tom?« Er rückte ein Stück, und seine kräftigen Hände legten sich auf meinen Schultermuskel und kneteten die Knoten in meinem Nacken und meinen Schultern.
»Oh. Oh. Aufmüpfig, reizbar, arrogant und ziemlich betrunken. Ansonsten gut. Oh, ja. Mehr, bitte – etwas höher, oh, ja. Oooh.«
»Aye, das klingt nach Tom in seinen besten Zeiten – abgesehen von der Trunkenheit. Wenn du so stöhnst, Sassenach, wird er glauben, ich massiere dir etwas anderes als den Nacken.«
»Das interessiert mich nicht«, sagte ich und schloss die Augen, um die wunderbaren Empfindungen zu genießen, die an meiner Wirbelsäule entlangvibrierten. »Vorerst habe ich wirklich genug von Tom Christie. Außerdem ist er wahrscheinlich gar nicht mehr bei Bewusstsein, so viel, wie er getrunken hat.«
Dennoch zügelte ich meine hörbaren Reaktionen im Interesse meines ruhenden Patienten.
»Woher kommt eigentlich diese Bibel?«, fragte ich, obwohl die Antwort auf der Hand lag. Jenny musste sie aus Lallybroch geschickt haben; ihr letztes Paket war vor ein paar Tagen eingetroffen, als ich in Salem war.
Seufzend, so dass sein Atem mein Haar anhob, beantwortete Jamie die Frage, die ich eigentlich gestellt hatte.
»Ich habe mich ziemlich erschrocken, als ich sie unter den Büchern gefunden habe, die meine Schwester uns geschickt hat. Ich konnte mich nicht gleich entscheiden, was ich damit anfangen sollte, aye?«
Kein Wunder, dass er einen Schreck bekommen hatte.
»Hat sie gesagt, warum sie sie mitgeschickt hat?« Meine Schultern begannen, sich zu entspannen, und der Schmerz dazwischen ließ nach. Ich spürte, wie er hinter mir mit den Achseln zuckte.
»Sie hat sie zusammen mit ein paar anderen Büchern geschickt; sie sagt, sie hat den Dachboden aufgeräumt und dabei eine Bücherkiste gefunden, also hat sie beschlossen, sie mir zu schicken. Aber sie sagt auch, sie hat gehört, dass das Dorf Kildennie beschlossen hat, nach North Carolina auszuwandern; das sind alles MacGregors, weißt du?«
»Oh, ich verstehe.« Jamie hatte mir einmal erzählt, er hätte vor, eines Tages Alex MacGregors Mutter zu suchen, ihr seine Bibel zu geben und ihr zu sagen, dass ihr Sohn gerächt sei. In der Zeit nach Culloden hatte er Nachforschungen nach ihr angestellt, jedoch herausgefunden, dass beide MacGregor-Eltern tot waren. Nur seine Schwester hatte überlebt, und sie hatte geheiratet und war von zu Hause fortgegangen; niemand schien zu wissen, wo sie lebte oder ob sie überhaupt noch in Schottland war.
»Glaubst du, Jenny – oder vielmehr Ian – hat seine Schwester endlich gefunden? Und sie hat in diesem Dorf gelebt?«
Er zuckte erneut mit den Achseln, drückte mir noch einmal die Schultern und ließ sie los.
»Möglich. Du kennst doch Jenny; sie würde es mir überlassen, ob ich nach der Frau suchen will.«
»Und wirst du es tun?« Ich drehte mich zu ihm um. Alex MacGregor hatte sich lieber erhängt als Black Jack Randalls Beute zu sein. Jack Randall war tot, war in Culloden gestorben. Doch Jamies Erinnerungen an Culloden waren nur Bruchstücke; das Trauma der Schlacht und das darauf folgende Fieber hatten sie vertrieben. Er war verletzt erwacht, und Jack Randalls Leiche hatte über ihm gelegen – doch er konnte sich an nichts von dem, was passiert war, erinnern.
Und doch, so dachte ich, war Alex MacGregor gerächt – ob durch Jamies Hand oder nicht.
Er dachte kurz nach, und ich spürte die schwache Bewegung, als die beiden steifen Finger seiner rechten Hand auf seinen Oberschenkel klopften.
»Ich werde mich umhören«, sagte er schließlich. »Ihr Name war Mairi.«
»Ich verstehe«, sagte ich. »Nun, viel mehr als, oh … drei- oder vierhundert Frauen namens Mairi MacGregor kann es in North Carolina ja nicht geben.«
Das brachte ihn zum Lachen, und wir drifteten in den Schlaf, begleitet von Tom Christies sonorem Schnarchen auf der anderen Seite des Flurs.
Vielleicht Minuten, vielleicht Stunden später erwachte ich plötzlich und lauschte angespannt. Im Zimmer war es dunkel, das Kaminfeuer war erkaltet, und die Fensterläden klapperten schwach. Ich spannte mich sofort an und versuchte, so weit wach zu werden, dass ich aufstehen und nach meinem Patienten sehen
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