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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gesagt, dass der Männerchor in Salem an dem gleichen Problem arbeitet, also -«
    »Der Chor?« Er versuchte einen weiteren, vorsichtigen Schluck und fand den Tee trinkbar. »Was hat denn der Chor -?
    »So nennen sie sich nur. Es gibt einen Chor der unverheirateten Männer, einen Chor der unverheirateten Frauen, den Chor der Verheirateten … Aber sie singen nicht nur gemeinsam, sondern es ist eher eine soziale Initiative, und jeder Chor hat bestimmte Aufgaben, die er für die Gemeinschaft tut. Also jedenfalls«, sagte sie mit einer Geste, »versuchen sie, Wasser in den Ort
zu holen, und haben dasselbe Problem – kein Metall für Rohre. Aber du kannst dich bestimmt daran erinnern, dass du mich auf die Keramik aufmerksam gemacht hast, die in Salem hergestellt wird. Nun, sie haben versucht, Wasserleitungen aus Baumstämmen herzustellen, aber das ist wirklich schwierig und zeitaufwändig, weil man mit einem Stangenbohrer die Mitte herausbohren muss und trotzdem Verbindungsstücke aus Metall braucht. Und nach einer Weile verrotten sie. Aber dann sind sie auf dieselbe Idee gekommen wie du – warum die Rohre nicht aus gebranntem Lehm herstellen?«
    Je länger sie darüber redete, desto lebhafter wurde sie. Ihre Nase war nicht mehr von der Kälte gerötet, aber das Blut war ihr in die Wangen gestiegen, und ihre Augen leuchteten gebannt. Sie gestikulierte beim Reden – das hatte sie von ihrer Mutter, dachte er amüsiert.
    »…also haben wir die Kinder bei Mama und Mrs. Bug untergebracht, und Marsali und ich haben einen Ausflug nach Salem gemacht -«
    »Marsali? Aber sie konnte doch wohl nicht reiten?« Marsali war hochschwanger, so sehr, dass es ihn schon nervös machte, nur in ihrer Nähe zu sein, weil er fürchtete, sie könnte jeden Moment Wehen bekommen.
    »Sie hat noch einen Monat. Außerdem sind wir ja nicht geritten; wir haben den Wagen genommen und Honig, Cidre und Wild gegen Käse und Decken eingetauscht und – siehst du meine neue Teekanne?« Sie wies stolz darauf, eine unansehnliche, bauchige Kanne, die rotbraun glasiert war und in der Mitte einen Streifen aus gelben Schnörkeln hatte. Sie war einer der hässlichsten Gegenstände, die er je gesehen hatte, und ihr Anblick trieb ihm die Tränen in die Augen, so froh war er, zu Hause zu sein.
    »Gefällt sie dir nicht?«, fragte sie und runzelte ein wenig die Stirn.
    »Nein, sie ist toll«, sagte er heiser. Er tastete nach einem Taschentuch und putzte sich die Nase, um nicht zu zeigen, wie überwältigt er war. »Sie gefällt mir gut. Du warst bei… Marsali?«
    »Ich war bei den Wasserleitungen. Aber – mit Marsali ist auch etwas.« Ihr Stirnrunzeln nahm zu. »Ich habe das Gefühl, dass sich Fergus danebenbenimmt.«
    »Nein! Was macht er denn? Hat er eine wilde Affäre mit Mrs. Crombie?«
    Die Erwiderung auf diese Frage war ein vernichtender Blick, der allerdings nicht lange anhielt.
    »Zunächst einmal ist er oft fort, und Marsali darf sich um die Kinder kümmern und die ganze Arbeit machen.«
    »Völlig normal für diese Zeit«, merkte er an. »Das tun doch die meisten Männer. Dein Vater macht es auch. Ich auch; ist dir das noch nicht aufgefallen?«
    »Doch«, sagte sie und spendierte ihm einen giftigen Blick. »Aber was ich meine ist, dass die meisten Männer die Schwerarbeit verrichten, das Pflügen und die Aussaat, und ihren Frauen die Hausarbeit überlassen, das Kochen
und Spinnen und Weben und die Wäsche und das Einkochen und – nun ja, egal, all das. Aber Marsali macht alles, und sie hat die Kinder und arbeitet auf dem Feld und in der Mälzerei. Und wenn Fergus zu Hause ist, hat er schlechte Laune und trinkt zu viel.«
    Auch das klang nach dem ganz normalen Verhalten eines Vaters dreier kleiner, wilder Kinder und dem Mann einer schwangeren Frau, dachte Roger, doch er schwieg dazu.
    »Ich würde Fergus aber nicht als Faulenzer einschätzen«, sagte er nachsichtig. Brianna schüttelte stirnrunzelnd den Kopf und schenkte ihm Tee nach.
    »Nein, faul ist er eigentlich nicht. Es ist hart für ihn mit nur einer Hand; mit vielen der schweren Arbeiten ist er ja tatsächlich überfordert – aber er weigert sich, Marsali bei den Kindern zu helfen oder zu kochen oder sauber zu machen, während sich Marsali um sie kümmert. Pa und Ian helfen ihnen beim Pflügen, aber… Und er ist oft tagelang fort; manchmal macht er hier und dort Gelegenheitsarbeiten, übersetzt für Reisende – aber meistens ist er einfach nur fort. Und …« Sie zögerte und warf ihm einen

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