Ein Hauch von Schnee und Asche
geringste Unebenheit auf. Er sagte es laut, und sie strahlte ihn an, während sie sich eine rote Locke hinter das Ohr strich.
»Es muss noch viel tiefer werden«, sagte sie, »etwa noch einen knappen Meter. Aber der Boden hier eignet sich gut zum Graben; er ist weich, bröckelt jedoch nicht allzu viel. Ich hoffe, ich habe das Loch fertig, bevor es anfängt zu schneien, aber ich weiß es nicht.« Sie rieb sich die Nase und blinzelte skeptisch in das Loch. »Eigentlich muss ich noch Wolle kämmen und spinnen, damit ich den Stoff für deine und Jemmys Winterhemden weben kann, ich muss die ganze nächste Woche einkochen, und …«
»Ich grabe es für dich.«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn genau unter das Ohr, und er lachte und fühlte sich plötzlich besser.
»Nicht für diesen Winter«, sagte sie und nahm ihn zufrieden beim Arm, »aber irgendwann – ich frage mich, ob ich einen Teil der Hitze des Ofens ableiten und unter dem Boden der Hütte hindurchführen kann. Weißt du, was ein römisches Hypokaustum ist?«
»Ja.« Er drehte sich um und betrachtete das Fundament seines Domizils, eine simple hohle Grundplatte aus Feldsteinen, auf denen die Holzwände standen. Bei der Vorstellung einer Zentralheizung in einer schlichten Berghütte hätte er am liebsten gelacht, doch eigentlich hatte sie nichts Unmögliches an sich. »Und wie würdest du das tun? Rohre mit warmer Luft durch die Steine des Fundaments leiten?«
»Ja. Immer vorausgesetzt, dass ich wirklich gute Rohre hinbekomme, was noch abzuwarten ist. Was meinst du?«
Er richtete den Blick von ihrem geplanten Projekt bergauf zum Haupthaus. Selbst aus dieser Entfernung war der Erdhaufen neben dem Fundament sichtbar, der von der Grabelust der weißen Sau zeugte.
»Ich glaube, du würdest Gefahr laufen, dass unser weißes Buddelwunder seine Aufmerksamkeit auf uns richtet, wenn du unter unserem Haus eine gemütliche warme Höhle baust.«
»Dann freut sich Major MacDonald, wenn es ihn endlich in Ruhe lässt. Dieses Schwein kann Major MacDonald wirklich nicht ausstehen«, sinnierte Brianna. »Ich frage mich, warum?«
»Frag deine Mutter, sie mag ihn auch nicht besonders.«
»Oh, nun ja, das -« Sie blieb abrupt stehen, spitzte die Lippen und warf einen nachdenklichen Blick auf das Haus ihrer Eltern. Ein Schatten ging hinter dem Fenster des Sprechzimmers vorbei; innen bewegte sich jemand. »Weißt du, was? Such Pa und trink einen Whisky mit ihm; währenddessen erzähle ich Mama von Marsali und Fergus. Vielleicht hat sie ja eine gute Idee.«
»Ich weiß zwar nicht, ob hier ein medizinisches Problem vorliegt«, sagte er. »Aber eine Vollnarkose für Germain wäre sicherlich ein Anfang.«
27
Die Mälzerei
Ich konnte den süßen, etwas modrigen Geruch feuchten Getreides im Wind riechen, als ich den Pfad hinaufstieg. Er hatte nichts mit dem durchdringend betäubenden Geruch der Maische zu tun, dem kaffeeähnlichen Röstgeruch der Malzbildung oder dem Destillieraroma – doch er erinnerte bereits stark an Whisky. Sie war eine geruchsintensive Angelegenheit, diese Herstellung von uisge beatha , und das war der Grund, warum die Whiskylichtung fast eine Meile vom Haus entfernt stand. Selbst so fing meine Nase oft einen wilden, schwachen Alkoholgeruch auf, wenn mein Sprechzimmerfenster offen war und der Wind richtig stand, während die Maische vergor.
Die Whiskyherstellung hatte ihren eigenen Rhythmus, an dem sich alle Bewohner von Fraser’s Ridge unbewusst orientierten, ob sie direkt daran beteiligt waren oder nicht. Daher wusste ich auch, ohne zu fragen, dass die Gerste in der Mälzerei gerade zu keimen begonnen hatte und Marsali daher dort sein würde, um das Korn zu wenden und gleichmäßig zu verteilen, bevor das Mälzfeuer angezündet wurde.
Das Korn musste einen Keim bilden, um die größtmögliche Süße zu garantieren, doch es durfte nicht sprießen, sonst nahm die Maische einen bitteren Geschmack an und war ruiniert. Nach dem Beginn des Keimvorgangs durften höchstens vierundzwanzig Stunden vergehen, und ich hatte am Nachmittag zuvor den fruchtbaren, feuchten Geruch des aufquellenden Getreides gerochen, als ich im Wald Heilpflanzen suchte. Die Zeit war reif.
Dies war bei weitem der beste Ort für ein Gespräch unter vier Augen mit Marsali; die Whiskylichtung war der einzige Ort, an dem sie je ohne ihre Ansammlung lärmender Kinder anzutreffen war. Ich hatte oft das Gefühl, dass sie die Einsamkeit dieser Arbeit weitaus mehr schätzte
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