Ein Hauch von Schnee und Asche
Luft.
Draußen befand sich ein Brunnen; nicht mehr als ein kleiner Schacht mit einer ordentlichen Einfassung aus Steinen. Ein großer Kürbisschöpflöffel klemmte zwischen zweien dieser Steine; ich zog ihn heraus, kniete mich hin und schöpfte genug Wasser, um davon zu trinken und es in mein dampfendes Gesicht zu spritzen.
Eigentlich waren Hitzewellen gar nicht so unangenehm – eher interessant, genau wie eine Schwangerschaft; dieses seltsame Gefühl, dass der eigene Körper etwas ganz Unerwartetes machte, außerhalb jeder bewussten Kontrolle. Ich fragte mich kurz, ob Männer in Bezug auf ihre Erektionen das gleiche Gefühl hatten.
Momentan war mir die Hitzewelle sehr willkommen. Ich konnte doch wohl kaum schwanger sein, sagte ich mir, wenn ich Hitzewellen hatte. Oder? Ich wusste unangenehmerweise, dass die Hormonschübe der Frühschwangerschaft genauso im Stande waren, alle möglichen merkwürdigen Wärmephänomene hervorzurufen, wie die der Wechseljahre. Mit Sicherheit durchlebte ich gerade die Gefühlsachterbahn, die eine Schwangerschaft mit sich brachte – oder die Wechseljahre – oder eine Vergewaltigung -
»Mach dich nicht lächerlich, Beauchamp«, sagte ich laut. »Du weißt ganz genau, dass du nicht schwanger bist.«
Das zu hören, weckte ein komisches Gefühl in mir – neun Teile Erleichterung, ein Teil Bedauern. Nun, vielleicht ja auch neuntausendneunhundertneunundneunzig Teile Erleichterung und ein Teil Bedauern – aber es war auf jeden Fall da.
Ich hätte allerdings ohne den Schweißausbruch leben können, der manchmal auf eine Hitzewelle folgte. Meine Haarwurzeln waren klatschnass, und
das kühle Wasser in meinem Gesicht fühlte sich zwar wundervoll an, doch ich wurde immer noch von Wellen der Hitze überspült, die sich wie ein klebriger Schleier über Brust, Gesicht, Hals und Kopfhaut ausbreiteten. Impulsiv schüttete ich mir einen halben Schöpflöffel voll Wasser in mein Mieder und atmete erleichtert auf, als die Nässe den Stoff durchtränkte, zwischen meinen Brüsten entlangrann, dann über meinen Bauch, bis sie kühl meine Beine kitzelte und zu Boden tropfte.
Ich sah verboten aus, aber Mrs. Bug würde es nichts ausmachen – und zum Teufel damit, was der verflixte Lionel Brown dachte. Ich trocknete mir mit dem Saum meiner Schürze die Schläfen ab und ging zum Haus zurück.
Die Tür war angelehnt, so wie ich sie zurückgelassen hatte. Ich drückte sie auf, und das kräftige, klare Licht des Nachmittags fiel an mir vorbei und schien auf Mrs. Bug, die gerade mit aller Kraft ein Kissen auf Lionel Browns Gesicht drückte.
Ich stand einen Moment blinzelnd da, denn ich war so überrascht, dass ich den Anblick nicht in klares Begreifen übertragen konnte. Dann schoss ich mit einem unzusammenhängenden Aufschrei los und packte ihren Arm.
Sie war furchtbar stark und konzentrierte sich so auf das, was sie tat, dass sie keinen Zentimeter von der Stelle wich. Auf ihrer Stirn zeichneten sich die Adern ab, und ihr Gesicht war beinahe lila vor Anstrengung. Ich riss heftig an ihrem Arm, schaffte es nicht, ihren Griff zu lösen, und in meiner Verzweiflung schubste ich sie, so fest ich konnte.
Das brachte sie aus dem Gleichgewicht; sie stolperte, und ich packte den Rand des Kissens und riss es zur Seite, herunter von Browns Gesicht. Sie war mit einem Satz zurück, einzig darauf aus zu vollenden, was sie begonnen hatte, und ihre kantigen Hände pressten sich auf das Kissen und verschwanden bis zu den Handgelenken.
Ich trat einen Schritt zurück und warf mich mit meinem ganzen Körper auf sie. Wir gingen krachend zu Boden, trafen den Tisch, stürzten die Bank um und landeten als Knäuel auf dem Boden, inmitten eines Haufens Tonscherben und der Gerüche von Pfefferminztee und verschüttetem Nachttopf.
Ich drehte mich um, schob sie von mir und versuchte, mich aus dem Wirrwarr aus Röcken zu befreien, und erhob mich stolpernd.
Seine Hand hing schlaff vom Tisch. Ich packte sein Kinn, zog seinen Kopf zurück und drückte meinen Mund mit aller Kraft auf den seinen. Ich blies alle Luft, die ich hatte, in seinen Mund, holte keuchend Luft und blies erneut. Währenddessen suchte ich panisch nach der Spur eines Pulsschlags in seinem Hals.
Er war warm, die Knochen seines Kiefers, seiner Schulter fühlten sich normal an – doch seine Muskeln waren grauenvoll schlaff, und die Lippen unter den meinen wurden obszön flach, wenn ich zudrückte und blies.
Irgendwie fielen sie auseinander, so dass ich gezwungen
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