Ein Hauch von Schnee und Asche
war, heftig zu saugen, um sie zu versiegeln, und dann fest durch die Mundwinkel einatmete, um genug Luft für die Beatmung zu bekommen.
Ich spürte jemanden hinter mir – Mrs. Bug – und trat nach ihr. Sie versuchte, mich an der Schulter zu packen, doch ich entwand mich ihrem Griff, und ihre Finger rutschten ab. Ich drehte mich blitzschnell um, versetzte ihr so fest ich konnte einen Fausthieb in den Magen, und sie fiel mit einem lauten Wuff! zu Boden. Ich hatte keine Zeit für sie; ich fuhr herum und warf mich wieder über Brown.
Die Brust unter meiner Hand hob sich ermutigend, wenn ich blies – sank aber abrupt wieder, sobald ich aufhörte. Ich richtete mich auf und hämmerte mit beiden Fäusten fest auf ihn ein. Ich hieb so kräftig auf seine elastischen Bauchmuskeln ein, dass meine Hände blaue Flecken bekamen – und Browns Haut, wenn er noch blaue Flecken hätte bekommen können.
Er konnte es nicht. Ich blies und hieb, blies und hieb, bis mir der Schweiß in Strömen über den Körper lief und an meinen Oberschenkeln klebte, es mir in den Ohren klingelte und es mir schwarz vor den Augen wurde, weil ich hyperventilierte.
Schließlich hörte ich auf. Ich stand heftig keuchend da, das nasse Haar hing mir ins Gesicht, und meine Hände pochten im Rhythmus meines klopfenden Herzens.
Der verfluchte Kerl war tot.
Ich rieb mir die Hände an meiner Schürze, dann wischte ich mir das Gesicht damit ab. Mein Mund war geschwollen und schmeckte nach Blut. Ich spuckte auf den Boden und fühlte mich völlig ruhig; die Luft war von jener merkwürdigen Stille erfüllt, die oft mit einem leisen Tod einhergeht. Im Wald rief ein Zaunkönig, »Teekessel, Teekessel, Teekessel!«
Ich hörte es leise rascheln und drehte mich um. Mrs. Bug hatte die Bank wieder hingestellt und sich darauf gesetzt. Sie saß vornübergebeugt; die Hände in ihrem Schoß gefaltet, die Stirn über ihrem faltigen runden Gesicht leicht gerunzelt, starrte sie gebannt auf den Toten auf dem Tisch. Browns Hand hing schlaff herunter, die Finger leicht gekrümmt, als hielte er einen Schatten fest.
Das Laken, das über ihm lag, hatte Flecken; das war die Ursache des Nachttopfgeruchs. Dann war er also längst tot gewesen, als ich mit meinen Wiederbelebungsversuchen begonnen hatte.
Eine neue Hitzwelle stieg in mir auf und überzog meine Haut wie heißes Wachs. Ich konnte meinen Schweiß riechen. Ich schloss kurz die Augen, dann öffnete ich sie wieder und wandte mich wieder an Mrs. Bug.
»Warum in aller Welt«, fragte ich im Plauderton, »habt Ihr das bloßgetan?«
»Sie hat was getan?« Jamie richtete den Blick zuerst verständnislos auf mich, dann auf Mrs. Bug, die mit gesenktem Kopf am Küchentisch saß und die Hände verschränkt vor sich liegen hatte.
Ohne darauf zu warten, dass ich wiederholte, was ich gesagt hatte, schritt er durch den Flur zum Sprechzimmer. Ich hörte, wie seine Schritte abrupt anhielten. Es folgte eine kurze Stille, dann ein kräftiger gälischer Fluch. Mrs. Bug zog ihre rundlichen Schultern bis über beide Ohren hoch.
Die Schritte kehrten zurück, diesmal langsamer. Er kam herein und trat an den Tisch, an dem sie saß.
»Frau, wie konntest du Hand an einen Mann legen, der unter meiner Obhut stand?«, fragte er ganz leise auf Gälisch.
»Oh, Sir«, flüsterte sie. Sie fürchtete sich davor aufzublicken; sie kauerte unter ihrer Haube, und ihr Gesicht war so gut wie nicht zu sehen. »Es – es war keine Absicht. Wirklich, Sir!«
Jamie sah mich an.
»Sie hat ihn erstickt«, wiederholte ich. »Mit einem Kissen.«
»Ich glaube nicht, dass man so etwas unbeabsichtigt tut«, sagte er mit einem Unterton, an dem man Messer hätte schleifen können. »Was habt Ihr Euch nur dabei gedacht, a boireannach ?«
Ihre runden Schultern begannen vor Furcht zu zittern. »O Sir, O Sir! Ich, weiß, dass es falsch war – aber … aber es war seine böse Zunge. Solange ich mich um ihn gekümmert habe – er ist zitternd zusammengezuckt, aye, wenn Ihr oder der junge Mann zu ihm gekommen seid, sogar bei Arch – aber bei mir -« Sie schluckte, und die Haut schien auf einmal lose in ihrem Gesicht zu hängen. »Ich bin doch nur eine Frau, bei mir konnte er sagen, was er wollte, und das hat er getan. Er hat mir gedroht und grässlich geflucht. Er hat gesagt – gesagt, sein Bruder würde kommen, er und seine Männer; sie würden uns alle abschlachten und uns die Häuser über dem Kopf anzünden.« Ihre Zähne klapperten beim Sprechen, doch jetzt fand
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