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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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indigofarbene Wolle gekleidet – welche die Blässe meiner Haut verstärkte und das Gelb und Grün der heilenden Verletzungen in meinem Gesicht traumhaft betonte. Die Süßwasserperlenkette um meinen Hals lieferte mir moralische Unterstützung.
    Ian ritt mit den beiden Kriegern, die Birds Gefolge bildeten, hinter uns. Er sah eher wie ein Indianer als wie ein Schotte aus, dank der Halbkreise aus eintätowierten Punkten, die sich über seine Wangen zogen, und der Tatsache, dass auch er sein langes braunes Haar gefettet und zu einem Knoten zusammengebunden hatte, in dem eine einzelne Truthahnfeder steckte. Zumindest hatte er sich nicht nach Mohawk-Manier die Kopfhaut kahl gerupft; er sah auch so bedrohlich genug aus.
    Und auf einer Schlepptrage hinter Ians Pferd lag Beweisstück B – Lionel Browns Leiche. Wir hatten ihn im Kühlhaus aufbewahrt, um ihn gemeinsam mit der Butter und den Eiern frisch zu halten, und Brianna und Malva hatten getan, was sie konnten, ihn in Moos gepackt, um eventuelle Flüssigkeiten aufzusaugen, so viele stark duftende Kräuter hinzugefügt, wie sie auftreiben konnten, und die unappetitliche Ladung in ein Hirschfell gewickelt, das sie nach Indianerart mit Lederstreifen umschlangen. Trotz dieser Zuwendungen waren die Pferde nicht begeistert davon, sich in der Nähe des Toten aufzuhalten, doch Ians Pferd trug es mit grimmiger Fassung. Es schnaubte nur alle paar Minuten laut und schüttelte den Kopf, so dass sein Zaumzeug rasselte, ein wehmütiger Kontrapunkt zum leisen Klappern der Hufe.
    Wir redeten nicht viel.
    In jeder Siedlung in den Bergen sorgten Besucher für öffentliches Aufsehen und Gerede. Unser kleiner Hofstaat ließ die Leute mit offenem Mund aus den Häusern schießen wie aufgestörte Schnecken. Als wir Richard Browns Haus erreichten, das dem Ort gleichzeitig als Wirtshaus diente, hatten wir eine kleine Schar von Anhängern um uns gesammelt, zum Großteil Männer und Jungen.
    Die Geräusche unserer Ankunft lockten eine Frau – Mrs. Brown, ich erkannte sie – aus dem schlampig gebauten Verkaufsraum. Ihre Hand flog an ihren Mund, und sie hastete ins Haus zurück.
    Wir warteten schweigend. Es war ein kühler, klarer Herbsttag, und der Wind spielte mit dem Haar an meinem Hals; auf Jamies Bitte trug ich es zu einem Zopf zurückgebunden und hatte auf eine Haube verzichtet. Mein Gesicht lag bloß, und die Wahrheit war deutlich darin abzulesen.
    Wussten sie Bescheid? Mit einem seltsam abwesenden Gefühl, als beobachtete ich die Vorgänge von einem Ort außerhalb meines Körpers aus, blickte ich den Umstehenden nacheinander ins Gesicht.
    Sie konnten es nicht wissen. Jamie hatte mich dessen versichert, und
ich wusste es selbst. Es sei denn, Donner war entwischt und hatte ihnen erzählt, was in jener letzten Nacht geschehen war. Doch das konnte nicht sein. Wenn er ihnen etwas erzählt hätte, wäre Richard Brown zu uns gekommen.
    Sie wussten nur, was in meinem Gesicht zu lesen stand. Und das war zu viel.
    Clarence spürte die Hysterie, die unter meiner Haut entlangzitterte wie ein Tropfen Quecksilber; er stampfte mit dem Huf auf und schüttelte den Kopf, als wollte er Fliegen aus seinen Ohren vertreiben.
    Die Tür öffnete sich, und Richard Brown kam heraus. Hinter ihm befanden sich mehrere bewaffnete Männer.
    Brown war bleich, verwahrlost und unrasiert. Seine Haare waren fettig, seine Augen rot und trübe, und der Bierdunst schien ihn wie eine Wolke zu umgeben. Er hatte heftig getrunken und bemühte sich sichtlich, sich so weit zusammenzureißen, dass er sich mit der Bedrohung befassen konnte, die wir vermutlich darstellten.
    »Fraser«, sagte er und blieb blinzelnd stehen.
    »Mr. Brown.« Jamie trieb Gideon dichter an ihn heran, so dass er auf Augenhöhe mit den Männern auf der Veranda war, keine zwei Meter von Richard Brown entfernt.
    »Vor zehn Tagen«, sagte Jamie gleichmütig, »ist eine Bande von Männern auf mein Land gekommen. Sie haben mein Eigentum gestohlen, meine Tochter angegriffen, die ein Kind erwartet, meinen Malzschuppen abgebrannt, meine Gerste vernichtet und meine Frau entführt und misshandelt.«
    Die Hälfte der Männer hatte mich sowieso schon angestarrt; jetzt taten sie es alle. Ich hörte das leise, metallische Klicken einer Pistole, die gespannt wurde. Kein Muskel regte sich in meinem Gesicht, ich hielt die Zügel fest in der Hand und richtete die Augen unbeweglich auf Richard Brown.
    Browns Mund begann, sich zu bewegen, doch bevor er etwas sagen konnte, hob

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