Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
weiß«, sagte er schließlich und fuhr sich mit der Hand unter der Nase entlang. »Weißt du, Sassenach – dass ich manchmal um den alten Schuft trauere?« Er schüttelte den Kopf. »Irgendwann muss ich Mrs. Bug einmal fragen, ob es stimmt, was er zum Schluss gesagt hat. Angeblich, meine ich.«
    »Was denn?«
    »Er hat den Scharfrichter bezahlt und ihm gesagt, er solle seine Sache gut machen – ›Sonst werde ich furchtbar wütend.‹«
    »Nun, es sähe ihm zumindest ähnlich, so etwas von sich zu geben«, sagte ich mit einem kleinen Lächeln. »Was glaubst du, was die Bugs in London gemacht haben?«
    Er schüttelte erneut den Kopf, wandte ihn mir zu und hob das Kinn, so dass die Sonne, die durch das Fenster schien, wie Wasser auf seinem Kinn und seinen Wangen schimmerte.
    »Weiß der Himmel. Meinst du, sie hat Recht, Sassenach? Dass ich ihm ähnlich bin?«
    »Dem Aussehen nach nicht«, antwortete ich lächelnd. Der verblichene Lord Simon Lovat war kurz und kantig gewesen, trotz seines Alters allerdings kraftvoll gebaut. Zudem hatte er große Ähnlichkeit mit einer böswilligen – aber schlauen – Kröte gehabt.
    »Nein«, pflichtete mir Jamie bei. »Zum Glück. Aber sonst?« Der Humor leuchtete ihm noch aus den Augen, doch es war ihm ernst; er wollte es wirklich wissen.
    Ich betrachtete ihn grübelnd. Es war keine Spur des alten Fuchses in seinen kühnen, klaren Gesichtszügen zu entdecken – die hatte er hauptsächlich mütterlicherseits von den MacKenzies geerbt -, genauso wenig wie in seinem hoch gewachsenen, breitschultrigen Körperbau, doch irgendwo hinter seinen schrägen, dunkelblauen Augen spürte ich hin und wieder ein schwaches Echo Lord Lovats und seiner tiefliegenden Augen, in denen Neugier und sardonischer Humor glitzerten.
    »Du hast etwas von ihm«, räumte ich ein. »Manchmal auch mehr als nur etwas. Dir fehlt sein maßloser Ehrgeiz, aber…« Ich blinzelte und überlegte. »Ich wollte sagen, du bist nicht so rücksichtslos wie er«, fuhr ich langsam fort, »aber genau das bist du.«
    »Bin ich das?« Es schien ihn weder zu überraschen noch zu erschrecken, das zu hören.

    »Manchmal«, sagte ich, und irgendwo im Inneren meiner Knochen spürte ich das Plop , mit dem Arvin Hodgepiles Genick durchgebrochen war. Der Nachmittag war warm, aber unversehens breitete sich eine Gänsehaut auf meinen Armen aus – um dann wieder zu verschwinden.
    »Meinst du, dass ich seinen hinterhältigen Charakter habe?«, fragte er ernst.
    »Ich weiß es nicht genau«, sagte ich etwas skeptisch. »Du bist kein Intrigant wie er – aber vielleicht auch nur, weil du das Ehrgefühl besitzt, das ihm fehlte. Du benutzt die Menschen nicht wie er.«
    Er lächelte, doch mit weniger echtem Humor als zuvor.
    »O doch, das tue ich, Sassenach«, sagte er. »Ich gebe mir nur Mühe, dass es niemand merkt.«
    Einen Moment saß er still da, und sein Blick fixierte die kleine Kirschholzschlange in meiner Hand, doch ich hatte nicht das Gefühl, dass er sie ansah. Schließlich schüttelte er den Kopf und sah zu mir auf, und sein Mundwinkel verzog sich ironisch.
    »Wenn es einen Himmel gibt und mein Großvater dort ist – und ich erlaube mir, das zu bezweifeln -, so lacht er gerade, bis ihm sein garstiger alter Kopf abfällt. Oder er würde es, wenn er ihm nicht schon unter dem Arm klemmen würde.«

34
    Beweisstück A und Beweisstück B
    Und so kam es, dass wir ein paar Tage später zu Pferd in Brownsville Einzug hielten. Jamie in voller Highland-Tracht, Hector Camerons Dolch mit dem goldenen Griff an seiner Hüfte und eine Falkenfeder im Barett. Auf Gideon, der die Ohren angelegt und Blut in den Augen hatte, wie üblich.
    An seiner Seite Bird-who-sings-in-the-morning , Friedenshäuptling der Snowbird vom Stamm der Cherokee. Bird , so hatte Ian mir gesagt, stammte aus dem Langhaar-Clan, und so sah er auch aus. Sein Haar war nicht nur lang und mit glänzendem Bärenfett gesalbt, sondern dazu prachtvoll frisiert. Ein Pferdeschwanz erhob sich auf seinem Scheitel und fiel ihm über den Rücken, bis er in einem Dutzend kleiner Flechtzöpfe endete, die – wie der Rest seiner Aufmachung – mit Wampum-Muscheln, Glasperlen, kleinen Messingglöckchen, Wellensittichfedern und einem chinesischen Yen verziert waren; wusste der Himmel, woher er den hatte. An
seinem Sattel festgeschnallt seine neueste und kostbarste Errungenschaft – Jamies Gewehr.
    An Jamies anderer Seite ich – Beweisstück A. Auf meinem Maultier Clarence, ganz in

Weitere Kostenlose Bücher