Ein Hauch von Schnee und Asche
Händen, ihre kleinen, runden Pobacken, die gegen ihn stießen, heftig und gierig, wenn er sie nahm, o Gott, er wusste, dass er es lassen sollte, er wusste es genau! Und doch hatte er es getan, Nacht für Nacht, verrückt nach ihrer schlüpfrigen, festen Umklammerung, weit über den Tag hinaus, an dem er wusste, dass es besser wäre aufzuhören, selbstsüchtig, gedankenlos, von Sinnen und gewissenlos vor Lust…
Er rannte, und hoch oben verdammten ihn murmelnd die Bäume.
Er musste stehen bleiben, um schluchzend nach Atem zu ringen. Der Himmel war von Schwärze zu jener Farbe übergegangen, die vor dem Licht kommt. Der Hund stieß ihn mit der Nase an und jaulte leise, tief in seiner Kehle. Seine bernsteinfarbenen Augen waren in der lichtlosen Stunde dunkel und stumpf geworden.
Unter dem Lederhemd lief ihm der Schweiß über den Körper, durchtränkte den schmutzigen Lendenschurz zwischen seinen Beinen. Sein Geschlecht hing durchfroren und geschrumpft an seinem Körper, und er konnte sich riechen, ein ranziger, bitterer Geruch nach Angst und Verlust.
Rollo stellte die Ohren auf, und der Hund jaulte erneut und trat einen Schritt von ihm fort, dann zurück, dann wieder fort, und seine Rute zuckte nervös. Komm , sagte er so deutlich, als benützte er Worte. Komm jetzt!
Am liebsten hätte sich Ian in das eiskalte Laub gelegt und sein Gesicht am Boden vergraben, um nie wieder aufzustehen. Doch die Gewohnheit hinderte ihn daran; er war es gewohnt, den Hund zu beachten.
»Was?«, murmelte er und wischte sich mit dem Ärmel über das nasse Gesicht. »Was ist denn los?«
Rollo knurrte tief in seiner Kehle. Er stand stocksteif da, und seine Nackenhaare richteten sich langsam auf. Ian sah das, und ein fernes Alarmgefühl verschaffte sich durch den Nebel seiner erschöpften Verzweiflung hindurch Gehör. Seine Hand fuhr an seinen Gürtel, stieß auf Leere und schlug ungläubig dagegen. Himmel, er hatte nicht einmal ein Häutemesser dabei!
Rollo knurrte erneut, diesmal lauter. Eine Warnung, die keine Missachtung duldete. Ian fuhr herum, sah aber nur die dunklen Stämme der Zedern und Tannen, die Schattenmasse zu ihren Füßen und die nebelerfüllte Luft zwischen ihnen.
Ein französischer Händler, der einmal an ihr Lagerfeuer gekommen war, hatte diese Tageszeit, dieses Licht l’heure du loup genannt – die Stunde des Wolfs. Und das mit gutem Grund; es war eine gute Zeit zum Jagen, wenn die Nacht an Schwärze verliert und der schwache Windhauch, der dem Licht vorausgeht, sich zu erheben beginnt und den Geruch der Beute mitbringt.
Seine Hand fuhr an die andere Seite seines Gürtels, wo sein taseng -Beutel hätte hängen sollen; Bärenschmalz mit Pfefferminzblättern, um den Körpergeruch eines Mannes zu überdecken, wenn er auf der Jagd war – oder gejagt wurde. Doch auch diese Seite war leer, und er spürte sein Herz schnell und fest schlagen, während der Wind ihm den Schweiß am Körper trocknete.
Rollo hatte die Zähne entblößt, und sein Knurren grollte unablässig wie Donner. Ian bückte sich und hob einen abgebrochenen Kiefernast vom Boden auf. Er hatte die richtige Länge, wenn er auch nicht so stabil war, wie er es sich gewünscht hätte, und unhandlich, weil er lange Zweige hatte.
»Nach Hause«, flüsterte er dem Hund zu. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand oder wo das Dorf lag, doch Rollo wusste es. Der Hund bewegte sich langsam rückwärts, die Augen nach wie vor auf die grauen Schatten gerichtet – bewegten sie sich, diese Schatten?
Er ging jetzt schneller, immer noch rückwärts, spürte den abgeschrägten Boden durch die Sohlen seiner Mokassins, spürte, wo sich Rollo befand, am Rascheln seiner Füße, an dem leisen Jaulen, das dann und wann hinter ihm erklang. Da. Ja, es hatte sich ein Schatten bewegt! Eine graue Gestalt, weit entfernt und zu kurz erspäht, um sie zu erkennen, doch unleugbar da.
Wo einer war, waren noch mehr. Sie jagten nicht allein. Doch sie waren ihm noch nicht besonders nah; er drehte sich um und beschleunigte seine Schritte so, dass er beinahe rannte. Nicht mehr in Panik jetzt, trotz der Angst in seiner Magengrube. Eine schnelle, gleichmäßige Schrittfolge, die Gangart der Bergwanderer, die ihm sein Onkel gezeigt hatte und die die steilen, endlosen Meilen der schottischen Berge verschlang, beständige Anstrengung ohne Erschöpfung. Er musste seine Kräfte schonen, um kämpfen zu können.
Bei diesem Gedanken verzog er ironisch den Mund und knickte im Gehen die
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