Ein Hauch von Schnee und Asche
Bewegung, jeder Gedanke schien unmöglich.
Nach einer Weile schien es ihm zumindest möglich, die Augen zu öffnen und zu atmen. In seinem Rücken stand ein großer Baum; er war gegen den Stamm gefallen, als der Wolf ihn ansprang; jetzt stützte er ihn. Zwischen den verkrümmten Wurzeln war ein Schlammloch, aus dem er den Stein gezogen hatte.
Er hatte den Stein immer noch in der Hand; fast schien es, als sei er dort festgewachsen; er konnte die Hand nicht öffnen. Als er jetzt den Blick darauf richtete, sah er, warum – der Stein war in Stücke gesprungen; scharfe Splitter hatten seine Hand verletzt und sich mit trocknendem Blut daran festgeklebt. Mit der anderen Hand öffnete er seine verkrümmten Finger und drückte die Bruchstücke des Steins von seiner Handfläche. Er kratzte etwas Moos von den Baumwurzeln, ballte es in seiner Hand zusammen und ließ seine Finger sich wieder darum schließen.
Ein Stück entfernt heulte ein Wolf. Rollo, der sich neben Ian niedergelegt hatte, hob mit einem leisen Wuff! den Kopf. Das Heulen erklang erneut, und es schien etwas Fragendes darin zu liegen, ein besorgter Unterton.
Zum ersten Mal sah er den Körper des Wolfs an. Im ersten Moment glaubte er, dieser bewegte sich, und schüttelte den Kopf, um den Blick frei zu bekommen. Dann sah er noch einmal hin.
Er bewegte sich tatsächlich. Der unförmige Bauch hob sich sacht und sank dann wieder zusammen. Der Tag war jetzt angebrochen, und im Bauchfell des Tiers konnte er rosa Zitzen wie kleine Knöpfe erkennen. Kein Rudel. Ein Paar. Aber jetzt nicht mehr. Der Wolf in der Ferne heulte erneut, und Ian beugte sich zur Seite und übergab sich.
Eats Turtles – Schildkrötenesser – fand ihn etwas später, mit dem Rücken an die Rotzeder neben dem toten Wolf gelehnt, Rollos massigen Körper dicht an sich gepresst. Turtle hockte sich dicht vor ihn und beobachtete ihn.
»Gute Jagd, Wolfsbruder«, sagte er schließlich als Begrüßung. Ian spürte, wie sich der Knoten zwischen seinen Schulterblättern ein klein wenig löste. Turtles Tonfall war gedämpft, aber nicht schmerzerfüllt. Dann lebte sie also.
»Sie, deren Herd ich teile«, sagte er und vermied es bewusst, ihren Namen zu sagen. Ihn laut auszusprechen, konnte sie den bösen Geistern in der Nähe aussetzen. »Geht es ihr gut?«
Turtle schloss die Augen und zog Augenbrauen und Schultern hoch. Sie lebte und war außer Gefahr. Dennoch war es keinem Menschen gegeben zu sagen, was geschehen konnte. Ian erwähnte das Kind nicht. Turtle ebenfalls nicht.
Turtle hatte ein Gewehr, einen Bogen und natürlich sein Messer dabei. Er zog das Messer aus seinem Gürtel und reichte es Ian, ohne eine Miene zu verziehen.
»Du willst doch bestimmt die Felle haben«, sagte er. »Um deinen Sohn darin einzuwickeln, wenn er zur Welt kommt.«
Ein Schock durchfuhr Ian wie plötzlicher Regen, der auf nackte Haut trifft. Turtle sah seine Miene und wandte das Gesicht ab, um ihm nicht in die Augen zu sehen.
»Dieses Kind war eine Tochter«, sagte Turtle ganz nüchtern. »Tewaktenyonh hat es meiner Frau gesagt, als sie sich ein Kaninchenfell geholt hat, um es darin einzuwickeln.«
Seine Bauchmuskeln verkrampften sich und zitterten; er hatte das Gefühl, er selbst könnte aus seiner Haut platzen, doch nichts dergleichen geschah. Seine Kehle war trocken, und er schluckte unter Schmerzen, dann ließ er das Moos aus seiner verwundeten Hand fallen und streckte sie nach dem Messer aus. Er bückte sich langsam, um den Wolf zu häuten.
Schildkrötenesser stocherte fasziniert in den blutigen Überresten des zerschmetterten Steins herum, als ihn Wolfsgeheul abrupt auf die Beine brachte. Er starrte in den Wald.
Es hallte durch den Wald, dieses Geheul, und die Bäume über ihnen bewegten sich und erhoben beklommenes Gemurmel bei diesem Ton des Verlusts und der Trostlosigkeit. Das Messer fuhr rasch den hellen Bauchpelz entlang und trennte die beiden Reihen der rosa Zitzen.
»Ihr Partner ist bestimmt in der Nähe«, sagte Wolfsbruder, ohne aufzublicken. »Geh und töte ihn.«
Marsali starrte ihn an. Sie atmete kaum. Es lag immer noch Traurigkeit in ihrem Blick, doch war sie jetzt schwächer, überwältigt von Mitgefühl. Die Wut war von ihr gewichen; sie hatte Henri-Christian wieder an sich genommen und hielt das dicke Bündel mit ihrem Baby an die Brust gedrückt. Ihre Wange hatte sie an die kraftvolle Rundung seines Köpfchens gelegt.
»O Ian«, sagte sie leise. »Mo charaid, mo chridhe.«
Er saß da
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