Ein Hauch von Schnee und Asche
anmerken zu lassen.
»Das spart obendrein Verpflegung, nehme ich an.« Hiram war weithin als Geizkragen bekannt – was angesichts der als sparsam, aber gastfreundlich bekannten Highlander einiges sagte.
Draußen kam erneut Hektik auf, als noch mehr Neuankömmlinge eintrafen. An der Tür gab es ein Gedränge, weil sich jemand hineinzuzwängen versuchte, obwohl die Leute im Haus Schulter an Schulter standen und sich die einzige freie Stelle auf dem Fußboden unter dem Tisch befand, auf dem Mrs. Wilson ruhte.
Die Leute an der Tür machten widerstrebend Platz, und Mrs. Bug rauschte in die Hütte, angetan mit ihrer besten Haube und ihrem guten Schultertuch, Arch an ihrer Seite.
»Ihr habt den Whisky vergessen, Sir«, unterrichtete sie Jamie und reichte ihm eine verkorkte Flasche. Sie sah sich um, erspähte die Crombies und verneigte sich mit ein paar gemurmelten Beileidsworten vor ihnen. Dann richtete sie sich auf, rückte ihre Haube gerade und sah sich erwartungsvoll um. Jetzt konnten die Festivitäten offenbar beginnen.
Hiram Crombie sah sich um, dann nickte er Roger zu.
Roger richtete sich etwas gerader auf, erwiderte das Kopfnicken und begann. Er hielt eine schlichte Rede, die sich über ein paar Minuten erstreckte und sich mit der Kostbarkeit des Lebens, der Enormität des Todes und der Bedeutung von Verwandten und Nachbarn bei der Bewältigung solcher Dinge befasste. Dies alles schien gut anzukommen, denn die Anwesenden nickten beifällig mit den Köpfen und schienen auf ordentliche Unterhaltung eingestellt zu sein.
Roger hielt inne, um zu husten und sich die Nase zu putzen, dann ging er zu etwas über, was eine bestimmte Version des presbyterianischen Seelenamtes zu sein schien – oder das, was ihm aus seiner Zeit bei Reverend Wakefield davon im Gedächtnis geblieben war.
Auch das schien auf Akzeptanz zu stoßen. Brianna entspannte sich etwas und stellte Jemmy hin.
Alles verlief gut… und doch war ich mir nach wie vor einer gewissen Beklommenheit bewusst. Das lag natürlich zum Teil daran, dass ich Roger sehen konnte. Durch die zunehmende Wärme im Inneren der Hütte lief ihm die Nase; er behielt sein Taschentuch in der Hand, betupfte sich verstohlen die Nase und hielt hin und wieder inne, um sie sich so diskret wie möglich zu putzen.
Doch Hustenschleim fließt bergab. Und je zäher er wurde, umso stärker beeinträchtigte er Rogers empfindliche Kehle. Der erstickte Unterton, der immer in seiner Stimme mitklang, wurde merklich schlimmer. Er musste sich wiederholt räuspern, um sprechen zu können.
Jemmy wurde an meiner Seite unruhig, und ich sah aus dem Augenwinkel, wie ihm Brianna die Hand auf den Kopf legte, um ihn zum Schweigen zu bringen. Er sah zu ihr auf, doch ihre ganze Aufmerksamkeit war gebannt auf Roger gerichtet.
»Wir danken Gott für das Leben dieser Frau«, sagte er und hielt inne, um sich zu räuspern – schon wieder. Ich erwischte mich dabei, dass ich mich vor lauter nervösem Mitgefühl ebenfalls räusperte.
»Sie ist eine Dienerin Gottes, gläubig und treu, und jetzt preist sie ihn vor seinem Thron, mit allen Hei…« Ich sah plötzlichen Zweifel über sein Gesicht huschen – teilte die hier versammelte Gemeinde den Glauben an die Heiligen, oder würde sie ihre Erwähnung als römische Häresie betrachten? Er hustete und schloss »mit den Engeln.«
Engel waren offenbar harmlos; die Gesichter ringsum trugen ernste Mienen, in denen aber kein Affront zu lesen war. Roger atmete sichtlich auf, griff nach der kleinen grünen Bibel und schlug eine markierte Seite auf.
»Lasst uns gemeinsam einen Psalm sprechen zum Lobpreis dessen, der -« Er sah die Seite an, und zu spät erkannte er die Schwierigkeit, einen Psalm ad hoc aus dem Englischen ins Gälische zu übersetzen.
Er räusperte sich explosiv, und ein halbes Dutzend Kehlen in der Menge fiel automatisch ein. Neben mir murmelte Jamie, »O Gott«. Es kam von Herzen.
Jemmy zupfte seine Mutter am Rock und flüsterte etwas, doch sie gebot ihm zu schweigen. Ich konnte sehen, wie sich Brianna Roger entgegensehnte, sich ihr ganzer Körper in dem dringendem Bedürfnis anspannte, ihm irgendwie zu helfen, wenn auch nur durch Telepathie.
Da sich keine Alternative auftat, begann Roger stockend, den Psalm vorzulesen.
Die Hälfte der Anwesenden hatte ihn beim Wort genommen, als er sie einlud, »gemeinsam zu sprechen« und sagten den Psalm auswendig auf – um einiges schneller als er lesen konnte.
Ich schloss die Augen, weil ich es nicht
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