Ein Hauch von Schnee und Asche
und längst verrotteten Ästen. Da er nichts Besseres entdeckte, ergriff er einen ordentlichen Stein, fand dann aber, was er suchte, einen Hartriegelast, den der Wind abgebrochen hatte und der in seiner Reichweite noch am Baum hing.
Sie näherten sich jetzt den grasenden Pferden; Gideon sah sie und hob den Kopf. Er kaute weiter, legte aber in unverhohlenem Argwohn die Ohren halb an. Clarence, der ewig freundliche, nahm ebenfalls Notiz von den Ankömmlingen und hob den Kopf, die Ohren hellwach aufgestellt.
Jamie nutzte die Gelegenheit, und als Clarence sein Willkommensgeschrei ausstieß, riss er den Ast vom Baum, stürzte auf die Eindringlinge zu und brüllte aus voller Kehle »Tulach Ard!« .
Weit aufgerissene Augen blickten ihm entgegen, und der eine der Männer ergriff mit wehendem Haar die Flucht. Der andere folgte ihm, doch da er stark humpelte, brach er auf ein Knie ein, weil irgendetwas nachgab. Er war zwar sofort wieder auf den Beinen, jedoch zu langsam; Jamie hieb ihm außer sich vor Wut den Ast mit beiden Händen vor die Beine, so dass er auf dem Boden landete, dann sprang er auf den Rücken des Mannes und presste ihm brutal das Knie in die Niere.
Der Mann stieß ein ersticktes Geräusch aus und erstarrte, gelähmt vor Schmerz. Jamie hatte seinen Stein fallen gelassen – nein, da war er ja. Er hob ihn auf und versetzte dem Mann einen ordentlichen Hieb hinter das Ohr, als Glücksbringer. Und schon hetzte er dem zweiten nach, der auf den Wald zugehalten hatte, dann aber ausscherte, weil ihm ein steiniger Bach den Weg versperrte. Jetzt rannte der Mann mit großen Sätzen durch das Schilf; Jamie sah, wie er in Todesangst einen Blick zum Wasser warf, wo Ian und Rollo wie die Biber auf ihn zuschwammen.
Möglich, dass es der Indianer in den Schutz des Waldes geschafft hätte, wenn er nicht plötzlich mit einem Fuß im weichen Schlamm eingesunken wäre. Er stolperte seitwärts, und Jamie holte ihn ein, rutschte im Schlamm aus, bekam ihn zu fassen.
Der Mann war jung und sehnig und kämpfte wie ein Aal. Jamie, der ihm
an Größe und Gewicht überlegen war, schaffte es, ihn zu Boden zu werfen, und sie fielen zusammen hin und rollten ineinander gekrallt durch Schilf und Schlamm. Der Indianer packte Jamies langes Haar und riss daran, so dass ihm die Augen tränten; er boxte den Mann fest in die Rippen, damit er losließ, und als er es tat, stieß er ihm den Kopf ins Gesicht.
Seine Stirn traf mit einem dumpfen Knall auf die des Indianers, und ein blendender Schmerz fuhr ihm durch den Kopf. Sie sanken keuchend auseinander, und Jamie rappelte sich auf die Knie hoch. Ihm war schwindelig, und er versuchte mit tränenden Augen, etwas zu sehen.
Einem grauen Blitz folgte ein Schreckensschrei. Rollo bellte einmal aus der Tiefe seiner Brust, dann ging er zu einem grollendem, unablässigen Knurren über. Jamie kniff ein Auge zu, eine Hand auf seiner dröhnenden Stirn, und erspähte seinen Gegner auf dem Rücken im Schlamm. Rollo stand über ihm und hatte die Zähne unter seinen schwarzen Lippen gefletscht.
Füße rannten plätschernd durch das flache Wasser, und dann war Ian da. Er schnappte keuchend nach Luft.
»Geht es dir gut, Onkel Jamie?«
Er zog seine Hand zurück und betrachtete seine Finger. Kein Blut, obwohl er hätte schwören können, dass sein Kopf eine Platzwunde hatte.
»Nein«, sagte er, »aber besser als ihm. O Himmel.«
»Hast du den anderen umgebracht?«
»Wahrscheinlich nicht. O Gott.«
Er stützte sich auf Hände und Knie, kroch ein kleines Stück beiseite und übergab sich. Hinter sich konnte er hören, wie Ian im Befehlston auf Cherokee fragte, wer die Männer waren und ob sie in Begleitung waren.
»Es sind Tuscarora«, ächzte er. Sein Kopf dröhnte immer noch, aber er fühlte sich etwas besser.
»Oh, aye?« Ian war überrascht, wechselte aber sofort in die Sprache der Kahnyen’kehaka. Der junge Gefangene, dem schon Rollo Furcht und Schrecken einjagte, sah jetzt aus, als könnte er angesichts von Ians Tätowierungen und der Tatsache, dass er Mohawk sprach, vor Angst sterben. Kahnyen’kehaka gehörte zur selben Familie wie die Tuscarora-Sprache, und der junge Mann konnte eindeutig verstehen, was Ian sagte, denn er antwortete vor Angst stammelnd. Sie waren allein. War sein Bruder tot?
Jamie spülte seinen Mund mit Wasser aus und bespritzte sein Gesicht. Das war schon besser, obwohl über seinem linken Auge eine Beule von der Größe eines Enteneis heranschwoll.
»Bruder?«
Ja, sagte der
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