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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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er alles dafür ausgab, musste er den Häuptlingen der anderen Dörfer mit leeren Händen gegenübertreten – und das kam nicht in Frage.
    Nun, dann musste er Ian wohl zurückschicken, um noch mehr zu holen. Aber erst, wenn er das Lösegeld ausgehandelt hatte; dabei brauchte er Ians Hilfe.
    »Also schön«, sagte er und stand auf. Er wehrte sich gegen ein plötzliches Schwindelgefühl. »Aber ich werde sie nicht adoptieren.« Das Letzte, was er zurzeit brauchte, waren noch drei Mäuler, die er stopfen musste.

44
    Scottie
    Die junge Frau frei zu bekommen, war, wie er erwartet hatte, ein simpler Tauschhandel. Am Ende war Mrs. Light sogar ziemlich billig; ihr Preis betrug sechs Orden, vier Messer und einen Kompass. Natürlich hatte er sie vor dem Abschluss des Handels nicht zu Gesicht bekommen – hätte er sie erst gesehen, hätte er noch weniger geboten; sie war ein kleines, pockennarbiges Mädchen von etwa vierzehn, das leicht schielte.
    Doch über Geschmack ließ sich nicht streiten, und Light und Goose waren schließlich beide bereit gewesen, für sie zu sterben. Sicher war sie sehr liebenswürdig oder besaß irgendeinen anderen herausragenden Wesenszug, wie zum Beispiel Talent im Bett.
    Es schockierte ihn, sich bei einem solchen Gedanken zu ertappen, und er betrachtete sie sich genauer. Es war alles andere als offensichtlich – und doch strahlte sie jetzt, da er hinsah, jene seltsame Anziehungskraft, diese bemerkenswerte Gabe einiger weniger Frauen aus, die einen Mann dazu brachte, Oberflächlichkeiten wie Aussehen, Alter oder Klugheit links liegen
zu lassen, und in ihm schlicht den Wunsch weckten, sie zu packen und -
    Er erstickte das entstehende Bild im Keim. Ihm waren schon öfter solche Frauen begegnet, meistens Französinnen. Und er hatte schon öfter gedacht, dass es eventuell das französische Erbe seiner Frau war, das dafür verantwortlich war, dass sie diese höchst begehrenswerte, aber äußerst gefährliche Gabe besaß.
    Er konnte sehen, wie Bird das Mädchen nachdenklich betrachtete und ganz offensichtlich bedauerte, dass er sie für so wenig hatte gehen lassen. Glücklicherweise wurde er in diesem Moment auf andere Gedanken gebracht – ein Jagdtrupp kehrte zurück und brachte Gäste mit.
    Die Gäste waren Cherokee der Overhill- Sippe, weit entfernt von ihrer Heimat in den Bergen Tennessees. Und mit ihnen kam ein Mann, von dem Jamie schon oft gehört hatte, dem er aber bis zu diesem Tag nie begegnet war – ein gewisser Alexander Cameron, den die Indianer »Scottie« nannten.
    Cameron war ein dunkelhaariger, wettergegerbter Mann in den mittleren Jahren, der nur durch seinen dichten Bart und seine lange, vorwitzige Nase von den Indianern zu unterscheiden war. Er lebte bei den Cherokee, seit er fünfzehn war, war mit einer Indianerin verheiratet und genoss großen Respekt bei ihnen. Außerdem war er Indianeragent und bestens mit John Stuart bekannt. Und die Tatsache, dass er hier war, zweihundert Meilen von zu Hause entfernt, ließ Jamies lange, vorwitzige Nase neugierig zucken.
    Seine Neugier stieß eindeutig auf Gegenseitigkeit; Cameron betrachtete ihn mit seinen tiefliegenden Augen, in denen gleichermaßen Intelligenz und Verschlagenheit schimmerten.
    »Der rothaarige Bärentöter, och, och!«, rief er aus, schüttelte Jamie herzlich die Hand und umarmte ihn dann nach Indianerart. »Ich habe schon so viel von Euch gehört und immer darauf gebrannt, Euch zu begegnen, um zu sehen, ob es wahr ist.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Jamie. »In der letzten Geschichte, die ich selbst gehört habe, hatte ich drei Bären gleichzeitig erledigt und den letzten auf dem Baum getötet, auf den er mich gejagt hatte, nachdem er mir den Fuß abgefressen hatte.«
    Cameron senkte unwillkürlich den Blick auf Jamies Füße – und sah dann wieder hoch und brüllte vor Lachen, wobei sich die Falten in seinem Gesicht zu einer solch unwiderstehlichen Miene der Fröhlichkeit verzogen, dass Jamie spürte, wie auch in ihm Gelächter aufstieg.
    Natürlich geziemte es sich vorerst nicht, von Geschäftsdingen zu sprechen. Der Jagdtrupp hatte einen Waldbüffel erlegt, und ein Fest wurde vorbereitet; die Leber wurde entfernt, um kurz angebraten und auf der Stelle verspeist zu werden, das Filet wurde mit ganzen Zwiebeln gebraten, und das Herz – so sagte ihm Ian – würde als Ehrenbeweis unter ihnen aufgeteilt werden: ihm selbst, Cameron, Bird und Running Fox .

    Nachdem die Leber verzehrt war, zogen sie sich in Bird s Haus

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