Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
daran.
    »Und dann… ging es noch ein wenig so weiter mit den erhobenen Stimmen – und dann knallte ein Gürtel, und es folgte ein Schrei, den man sechs Felder weit hören konnte.«
    Er holte tief Luft und zuckte mit den Achseln.
    »Nun, ich war etwas verwundert und wusste nicht sofort, was ich tun sollte.«
    Ich nickte, denn das konnte ich zumindest nachempfinden.
    »Ich kann mir vorstellen, dass es eine etwas peinliche Situation war, ja. Aber dann … äh … ging es so weiter?«
    Er nickte. Seine Ohren waren jetzt dunkelrot, und sein Gesicht war gerötet, was allerdings auch lediglich von der Hitze kommen konnte.
    »Aye, so war es. Er sah mich an. »Versteh mich nicht falsch, Sassenach, wenn ich das Gefühl gehabt hätte, dass er ihr etwas antun wollte, wäre ich im nächsten Moment oben auf der Treppe gewesen. Aber…« Er verscheuchte eine neugierige Biene und schüttelte den Kopf. »Es war – es hat sich angefühlt – ich weiß gar nicht, wie ich es ausdrücken soll. Es war nicht so, dass Jenny die ganze Zeit gelacht hat, denn das hat sie nicht – aber dass ich das Gefühl hatte, dass sie es am liebsten getan hätte. Und Ian … nun, Ian hat gelacht. Ich meine, nicht laut; es war nur… in seiner Stimme.«
    Er atmete aus und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß vom Kinn.
    »Ich bin völlig erstarrt stehen geblieben, ein Stück Kuchen in der Hand, und habe zugehört. Ich bin erst wieder zu mir gekommen, als mir die ersten Fliegen in den offenen Mund geflogen sind, und zu diesem Zeitpunkt waren sie schon… äh … sie haben… mmmpfm.« Er zog den Kopf ein, als sei ihm sein Hemd zu eng.
    »Waren dabei, sich zu versöhnen, wie?«, fragte ich trocken.
    »Ich nehme es an«, erwiderte er steif. »Ich bin gegangen. Bin den ganzen Weg nach Foyne gewandert und habe bei der alten Mrs. MacNab übernachtet.
« Foyne war ein winziges Dorf etwa fünfzehn Meilen von Lallybroch entfernt.
    »Warum?«, fragte ich.
    »Nun, es ging nicht anders«, sagte er in aller Logik. »Ich konnte das Ganze schließlich nicht ignorieren. Also musste ich entweder herumwandern und nachdenken oder kapitulieren und mich selbst missbrauchen, und das konnte ich nun wirklich nicht gut machen – es war schließlich meine eigene Schwester.«
    »Willst du damit sagen, dass du nicht gleichzeitig denken und dich sexuell betätigen kannst?«, fragte ich lachend.
    »Natürlich nicht«, sagte er – womit er einen Verdacht bestätigte, den ich schon lange hegte – und betrachtete mich, als hätte ich den Verstand verloren. »Du denn?«
    »Ich kann das, ja.«
    Er zog eine Augenbraue hoch und war eindeutig nicht überzeugt.
    »Nun, ich sage ja nicht, dass ich es immer tue «, räumte ich ein, »aber es ist möglich. Frauen sind es gewohnt, mehr als einer Tätigkeit gleichzeitig nachzugehen – sie müssen es, wegen der Kinder. Aber egal, zurück zu Jenny und Ian. Warum in aller Welt -?«
    »Nun, ich bin herumgewandert und habe darüber nachgedacht«, gab Jamie zu. »Um ehrlich zu sein, konnte ich gar nicht damit aufhören. Die alte Mrs. MacNab konnte sehen, dass ich etwas auf dem Herzen hatte, und hat mich beim Abendessen so ausgefragt, dass ich … äh … nun ja, dass ich es ihr erzählt habe.«
    »Wirklich? Wie hat sie reagiert?«, fragte ich fasziniert. Ich hatte die alte Mrs. MacNab gekannt, eine lebhafte Person, die kein Blatt vor den Mund nahm – und jede Menge Erfahrung mit menschlichen Schwächen hatte.
    »Sie hat gegackert wie ein Huhn«, sagte er und seine Mundwinkel kräuselten sich. »Ich dachte schon, sie würde vor lauter Belustigung ins Feuer kippen.«
    Doch nachdem sie sich ein Stück weit erholt hatte, hatte sich die alte Dame die Augen gewischt und ihm die Dinge erklärt, gütig und geduldig, als spräche sie mit jemandem, der nicht ganz bei Verstand war.
    »Sie hat gesagt, es läge an Ians Bein«, sagte Jamie und blickte mich prüfend an, ob das für mich einen Sinn ergab. »Sie hat gesagt, Jenny machte das nichts aus, ihm aber schon. Sie hat gesagt«, sagte er, und seine Gesichtsfarbe wurde noch kräftiger, »dass Männer keine Ahnung haben, was Frauen über das Bett denken, sie aber ständig glauben, sie müssten es wissen, und so kommt es zu Missverständnissen.«
    »Ich wusste doch, dass ich die Alte mochte«, murmelte ich. »Was noch?«
    »Nun ja. Sie hat gesagt, es wäre sehr wahrscheinlich, dass Jenny Ian nur verdeutlicht hat – und vielleicht auch sich selbst -, dass sie ihn nach wie vor für einen Mann hielt,

Weitere Kostenlose Bücher