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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Schürzenband geknotet neben ihr. Im ersten Moment hört sie ihn im ohrenbetäubenden Rauschen des Wassers nicht. Als er ihren Namen lauter ausrief, fuhr ihr Kopf erschrocken auf, und sie hob das Messer, das sie fest in der Hand hielt.
    Ihr alarmierter Ausdruck schwand, als sie sah, wer er war, obwohl sie ihn weiterhin argwöhnisch im Blick behielt – und das Messer fest umklammerte, wie er bemerkte. Seine Bitte stieß auf reges Interesse.
    »Den Äther? Wirklich, sie wird ihn operieren?«, fragte sie wissbegierig, während sie auf ihn zuwatete.
    »Ja. Kommt! Ich habe Eurem Vater schon gesagt, dass Mrs. Fraser Euch braucht. Wir brauchen dort nicht anzuhalten.«
    Bei diesen Worten änderte sich ihre Miene.
    »Ihr habt es ihm gesagt?« Ihre Stirn legte sich eine Sekunde in Falten. Dann biss sie sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf.
    »Ich kann nicht mitkommen«, sagte sie laut genug, um den Bach zu übertönen.
    »Doch, das könnt Ihr«, sagte er so ermutigend wie möglich und streckte die Hand aus, um ihr zu helfen. »Kommt, ich helfe Euch tragen.«
    Sie schüttelte noch entschlossener den Kopf und schob die Unterlippe vor.
    »Nein. Mein Vater – er wird es nicht zulassen.« Sie blickte in Richtung der Hütte, und er drehte sich um. Doch es war alles friedlich; weder Allan noch Tom waren ihm gefolgt. Noch nicht.
    Er zog sich sie Schuhe aus und trat in das eisige Bachbett, dessen harte, schlüpfrige Steine ihm unter den Füßen wegrollten. Malva riss Mund und Augen auf, als er sich bückte und nach ihrem Korb griff, ihn von ihrem Schürzenband abriss und ans Ufer warf. Dann nahm er ihr das Messer ab, schob es in seinen Gürtel, packte sie um die Taille, hob sie hoch und watete mit ihr ans Ufer, ohne ihre Tritte und ihr Kreischen zu beachten.
    »Ihr kommt jetzt mit«, sagte er und stellte sie ächzend hin. »Möchtet Ihr laufen, oder soll ich Euch tragen?«
    Er hatte zwar den Eindruck, dass sie dieser Vorschlag eher faszinierte als abschreckte, doch sie schüttelte erneut den Kopf und wich vor ihm zurück.

    »Es geht nicht – wirklich nicht! Er – er wird mich schlagen, wenn er herausfindet, dass ich mit dem Äther zu tun hatte.«
    Das ließ ihn kurz innehalten. Würde er das wirklich tun? Vielleicht. Aber Aidans Leben stand auf dem Spiel.
    »Dann wird er es eben nicht herausfinden«, sagte er. »Und falls doch, sorge ich dafür, dass er Euch nichts tut. Kommt, in Gottes Namen – wir haben keine Zeit zu verlieren!«
    Sie presste den Mund zu einem Ausdruck der Sturheit zusammen. Keine Zeit für Skrupel also. Er bückte sich, um ihr näher ins Gesicht zu sehen, und sah ihr unverwandt in die Augen.
    »Ihr kommt jetzt mit«, sagte er und ballte die Hände zu Fäusten, »oder ich erzähle Eurem Vater und Eurem Bruder von Euch und Bobby Higgins. Erzählt über mich, was Ihr wollt – es ist mir egal. Aber wenn Ihr glaubt, dass Euch Euer Vater schlagen würde, weil Ihr Mrs. Fraser helft, was wird er dann wohl tun, wenn er erfährt, dass Ihr mit Bobby herumgeknutscht habt?«
    Er wusste nicht, was im achtzehnten Jahrhundert das Wort für knutschen war, aber sie verstand ihn ganz eindeutig. Und wäre sie auch nur annähernd so groß gewesen wie er, hätte sie ihn niedergeschlagen, wenn er das gefährliche Leuchten in ihren großen grauen Augen richtig interpretierte.
    Doch sie war es nicht, und nach kurzer Überlegung bückte sie sich, um sich die Beine an ihrem Rock abzutrocknen, und schlüpfte hastig in ihre Sandalen.
    »Lasst ihn stehen«, sagte sie knapp, als sie sah, dass er sich nach ihrem Korb bückte. »Und gebt mir mein Messer zurück.«
    Möglich, dass es einfach nur das Bedürfnis war, sie ein Stück weit unter Kontrolle zu behalten, bis er sie sicher im Sprechzimmer abgeliefert hatte – Angst hatte er bestimmt nicht vor ihr. Doch er legte die Hand auf das Messer in seinem Gürtel und sagte: »Später. Wenn es vorbei ist.«
    Sie machte sich nicht die Mühe zu widersprechen, sondern kletterte vor ihm die Uferböschung hinauf und hielt auf das Fraserhaus zu. Die Sohlen ihrer Sandalen klatschten gegen ihre nackten Fersen.
     
    Ich hatte meine Finger auf der großen Schlagader in Aidans Magengrube liegen und zählte. Seine Haut fühlte sich ziemlich heiß an; er würde eine Temperatur von knapp 39 Grad haben. Sein Pulsschlag war kräftig, aber rapide – und wurde jetzt langsamer, als er in der Narkose versank. Ich konnte spüren, wie Malva vor sich hin zählte, so viele Tropfen Äther, so lange Pause bis zum

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