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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ihren Worten empfunden
hatte – einem Erstaunen, dem die Verärgerung auf dem Fuße folgte. Über das Mädchen und seine alberne Drohung, aber noch viel mehr über sich selbst.
    Er hatte auf der Whiskylichtung gearbeitet und war zur Essenszeit auf dem Rückweg zur Hütte um eine Wegbiegung gekommen und hatte die beiden überrascht, Malva und Bobby Higgins, eng umschlungen. Sie waren wie aufgeschreckte Rehe mit aufgerissenen Augen auseinander gefahren und so erschrocken gewesen, dass es schon wieder komisch war.
    Er lächelte, doch bevor er sich entweder entschuldigen oder taktvoll mit dem Unterholz verschmelzen konnte, hatte sich Malva vor ihm aufgebaut, die Augen nach wie vor weit aufgerissen, aber brennend vor Entschlossenheit.
    Sagt es meinem Vater, und ich erzähle allen …
    Ihre Worte hatten ihn so verblüfft, dass er Bobby kaum bemerkt hatte, bis ihr der junge Soldat die Hand auf den Arm gelegt, ihr etwas zugemurmelt und sie fortgezogen hatte. Sie hatte sich widerstrebend abgewandt, mit einem letzten, bedeutungsschwangeren Blick auf Roger und einer abschließenden Bemerkung, die ihn in den Grundfesten erschütterte.
    Alle wissen, dass Ihr mehr Zeit oben bei der Witwe McCallum verbringt als bei Eurer eigenen Frau.
    Verdammt, ja, so war es, und es war seine eigene dämliche Schuld. Abgesehen von ein oder zwei sarkastischen Bemerkungen, hatte Brianna keine Einwände gegen seine Besuche gehabt; sie hatte es akzeptiert – zumindest anscheinend – dass irgendjemand nach den McCallums sehen musste, dafür sorgen musste, dass sie Nahrung und Feuer hatten, ihnen kurz Gesellschaft leistete, eine kleine Zuflucht in der Monotonie der Einsamkeit und Mühsal.
    Er hatte so etwas schon oft getan, den Reverend begleitet, wenn er Alte, Witwen oder die Kranken der Gemeinde besuchte, ihnen etwas zu essen brachte, ein Weilchen blieb, um sich zu unterhalten – um zuzuhören. Das tat man nun einmal für seine Nachbarn, sagte er sich, es war ein ganz normaler Akt der Güte.
    Doch er hätte besser Acht geben sollen. Jetzt fiel ihm Jamies nachdenklicher Blick am Essenstisch wieder ein, die Art, wie er Luft holte, als wollte er etwas sagen, als Roger Claire um eine Salbe für Klein-Orries Ausschlag bat – und dann der Blick, den Claire Brianna zuwarf, woraufhin Jamie den Mund schloss und die Worte, die ihm auf der Zunge lagen, unausgesprochen blieben.
    Sie werden es mir glauben. Da das Mädchen so etwas sagte, musste es bereits Gerede gegeben haben. Jamie hatte wahrscheinlich davon gehört; er konnte nur hoffen, dass Brianna nichts davon wusste.
    Über den Lorbeerbüschen kam der schiefe Schornstein in Sicht; sein Rauch ein beinahe durchsichtiger Hauch, der die reine Luft über dem Dachbalken
erzittern ließ, als sei die Hütte verwunschen und könnte im nächsten Moment verschwunden sein.
    Das Schlimmste daran war, dass er genau wusste, wie sich die Geschichte entwickelt hatte. Er hatte eine Schwäche für junge Mütter, eine schreckliche Zärtlichkeit, ein Bedürfnis, sich um sie zu kümmern. Die Tatsache, dass er genau wusste, warum er ein solches Bedürfnis verspürte – die Erinnerung an seine eigene junge Mutter, die im Bombenkrieg gestorben war, als sie ihm das Leben rettete -, half ihm absolut nicht weiter.
    Es war eine Schwäche, die ihn in Alamance fast das Leben gekostet hätte, als dieser verfluchte Dummkopf William Buccleigh MacKenzie Rogers Sorge um Morag MacKenzie irrtümlich … nun gut, er hatte sie geküsst, aber nur auf die Stirn, und zum Kuckuck, sie war seine eigene Urahnin … und die unglaubliche Idiotie, beinahe von seinem eigenen Ururgroßvater umgebracht zu werden, weil man dessen Frau belästigte … Sie hatte ihn die Stimme gekostet, und er hätte seine Lektion lernen sollen, aber das hatte er nicht, nicht gründlich genug.
    Plötzlich wütend auf sich selbst – und auf Malva Christie, dieses boshafte kleine Schandmaul – hob er einen Stein vom Weg auf und schleuderte ihn bergab in den Bach. Er traf im Wasser einen anderen Stein, hüpfte zweimal und verschwand in der gurgelnden Strömung.
    Seine Besuche bei den McCallums mussten aufhören, und zwar sofort. Das war ihm klar. Er musste eine andere Möglichkeit für sie finden … aber einmal musste er noch hingehen, um es ihnen zu erklären. Amy würde es verstehen, dachte er – aber wie erklärte man Aidan, was ein Ruf war, warum Gerede eine Todsünde war und warum Roger nicht mehr kommen konnte, um mit ihm zu angeln oder ihm das Schreinern

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