Ein Hauch von Schnee und Asche
runzelte ein wenig die Stirn, entspannte sich dann aber, als sie sah, wie ihr Vater den Kopf zurücklegte, um den Neuzugang zu begrüßen. Fräulein Berrisch war fast so groß wie Brianna.
Nun, das erklärt, warum sie immer noch Fräulein ist , dachte Brianna mitfühlend. Das Haar der Frau war dort, wo es unter ihrer Haube hervorlugte, von grauen Strähnen durchzogen, und sie hatte ein ziemlich gewöhnliches Gesicht, obwohl ihre Augen eine liebe Ruhe ausstrahlten.
»Oh, eine Protestantin also«, sagte Lizzie in einem Tonfall, der deutlich machte, dass das Fräulein wohl kaum als potentielle Partnerin für ihren Vater in Frage kam.
»Aye, aber sie ist trotzdem nett. Komm, wir tanzen, Elizabeth.« Manfred hatte sichtlich jedes Interesse an Mr. Wemyss und dem Fräulein verloren; er zog Lizzie trotz ihrer Proteste hoch und schob sie in den Kreis der Tänzer. Sie ging zwar widerstrebend mit, doch Brianna sah, dass Lizzie, als sie die Tanzfläche erreicht hatten, schon über etwas lachte, was Manfred gesagt hatte, und er zu ihr hinunterlächelte, während das Feuer sein wohlgeformtes Gesicht beleuchtete. Sie sind ein hübsches Paar, dachte sie, und passen besser zusammen als Senga und ihr Heinrich – der zwar hoch gewachsen, aber hager war und eine Hakennase hatte.
Inge und Hilde hatten angefangen, sich auf Deutsch zu streiten, was es Brianna ermöglichte, sich mit Leib und Seele dem Verzehr ihres exzellenten Abendessens zu widmen. Hungrig, wie sie war, hätte ihr beinahe alles geschmeckt, aber das herbe, saftige Sauerkraut und die Würstchen, die vor Saft und Würze platzten, waren ein seltener Genuss.
Erst als sie mit einem Stück Maisbrot die letzten Saft- und Fettreste von ihrem Holzteller wischte, warf sie einen Blick in Richtung der Küferwerkstatt und dachte schuldbewusst, dass sie Roger etwas hätte aufbewahren
sollen. Es war so lieb von ihm, an Ronnies Gefühle zu denken. Stolz und Zuneigung durchströmten sie. Vielleicht sollte sie hinübergehen und ihn retten.
Sie hatte gerade ihren Teller abgestellt und war dabei, ihre Röcke und Unterröcke zu sortieren, um dann ihren Plan in die Tat umzusetzen, als ein Paar kleiner Gestalten, die aus der Dunkelheit torkelten, ihr zuvorkam.
»Jem?«, sagte sie aufgeschreckt. »Was ist denn los?«
Die Flammen ließen Jemmys Haar wie frisch geprägtes Kupfer glänzen, doch das Gesicht darunter war weiß, seine Augen riesige dunkle Kreise, die reglos vor sich hin starrten.
»Jemmy!«
Er wandte ihr verständnislos das Gesicht zu, sagte mit leiser, unsicherer Stimme »Mama?«, und dann setzte er sich plötzlich hin, weil seine Beine unter ihm nachgaben wie Gummibänder.
Sie war sich vage bewusst, dass Germain schwankte wie ein junger Baum im Sturm, doch sie hatte keine Aufmerksamkeit für ihn übrig. Sie packte Jemmy, hob seinen Kopf und rüttelte ihn sacht.
»Jemmy! Wach auf! Was ist denn los?«
»Der Kleine ist stockbesoffen, a nighean «, sagte eine belustigt klingende Stimme über ihr. »Was habt Ihr ihm nur gegeben?« Robin McGillivray, der selbst nicht mehr der Nüchternste war, beugte sich vor und stupste Jemmy leicht an, doch dieser stieß nur ein leises Gurgeln aus. Er hob einen von Jemmys Armen hoch und ließ ihn dann los; er sank schlaff zu Boden wie ein Bündel gekochte Spaghetti.
»Ich habe ihm gar nichts gegeben«, erwiderte sie, und ihre Panik verwandelte sich zunehmend in Verärgerung, als sie sah, dass Jemmy tatsächlich nur schlief und sich seine kleine Brust in beruhigendem Rhythmus hob und senkte. »Germain!«
Germain war zu einem kleinen Häufchen zusammengesunken und sang verträumt »Alouette« vor sich hin. Brianna hatte ihm dieses Lied beigebracht; es war sein absolutes Lieblingslied.
»Germain! Was hast du Jemmy zu trinken gegeben?«
»… j’te plumerai la tête…«
»Germain!« Sie packte seinen Arm, und er hörte auf zu singen und schien überrascht, sie zu sehen.
»Was hast du Jemmy gegeben, Germain?«
»Er hatte Durst, M’dame«, sagte Germain mit einem unnachahmlich süßen Lächeln. »Er wollte etwas zu trinken.« Dann verdrehten sich seine Augen, und er kippte rückwärts um, schlaff wie ein toter Fisch.
»Oh, Himmel, Arsch und Zwirn !«
Inge und Hilde setzten schockierte Mienen auf, doch sie war nicht in der Stimmung, auf ihre Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen.
»Wo zum Teufel ist Marsali?«
»Sie ist nicht hier«, sagte Inge und beugte sich vor, um Germain zu untersuchen. »Sie ist mit den Mädchen zu Hause
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