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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hatte, hatte sie offenbar die Vorteile einer Ehe zwischen Senga und Ronnie gesehen.
    »Ich kann mir vorstellen, dass das ein bisschen peinlich wird«, sagte Brianna taktvoll. »Wenn Ronnie weiter mit Eurer Familie zusammenlebt, nachdem -« Sie wies kopfnickend auf das verlobte Paar, das sich gegenseitig mit Kuchenstückchen fütterte.
    »Huh!«, rief Hilde aus und verdrehte die Augen. »Ich bin so froh, dass ich nicht hier wohne!«
    Inge kicherte zustimmend, fügte aber hinzu: »Nun ja, Mutti jammert aber keinen Dingen nach, die nicht zu ändern sind. Sie hat schon die Fühler nach einer Frau für Ronnie ausgestreckt. Seht sie euch nur an.« Sie deutete auf
den Essenstisch, wo Ute plaudernd und lächelnd in einer Gruppe deutscher Frauen stand.
    »Was meinst du wohl, wen sie im Auge hat?«, fragte Inge ihre Schwester, während sie die Manöver ihrer Mutter mit zusammengekniffenen Augen beobachtete. »Unser kleines Gretchen? Oder die Cousine deines Archie vielleicht? Die mit den Schielaugen… Seona?«
    Hilde, die mit einem Schotten aus Surry County verheiratet war, schüttelte den Kopf.
    »Sie will bestimmt ein deutsches Mädchen«, wandte sie ein. »Denn sie denkt sicher schon daran, was geschieht, wenn Ronnie stirbt und seine Frau noch einmal heiratet. Wenn es ein Mädchen aus Salem ist, kann Mama sie ja eventuell dazu bewegen, einen ihrer Neffen oder Vettern zu heiraten – den Besitz in der Familie halten, aye?«
    Brianna hörte fasziniert zu, wie die Mädchen die Situation ganz und gar sachlich diskutierten – und fragte sich, ob Ronnie Sinclair nur die geringste Ahnung hatte, dass sein Schicksal hier auf diese pragmatische Art entschieden wurde. Doch er lebte schon seit über einem Jahr mit den McGillivrays zusammen, dachte sie; er musste eine gewisse Vorstellung von Utes Methoden bekommen haben.
    Während sie Gott im Stillen dankte, dass sie nicht gezwungen war, in einem Haus mit der gefürchteten Frau McGillivray zu leben, sah sie sich nach Lizzie um und spürte einen Stich des Mitgefühls mit ihrer ehemaligen Leibeigenen. Lizzie würde mit Ute zusammenleben, wenn nächstes Jahr ihre Hochzeit mit Manfred stattfand.
    Als sie den Namen »Wemyss« hörte, wandte sie sich wieder der Unterhaltung zu, um dann allerdings festzustellen, dass die Mädchen nicht über Lizzie sprachen, sondern über ihren Vater.
    »Tante Gertrud«, erklärte Hilde und hielt sich leise rülpsend die Faust vor den Mund. »Sie ist selber Witwe, sie ist am besten für ihn.«
    »Tante Gertrud würde den armen kleinen Mr. Wemyss in einem Jahr ins Grab bringen«, widersprach Inge lachend. »Sie ist doch doppelt so schwer wie er. Wenn sie ihn nicht zu Tode erschöpft, würde sie sich am Ende im Schlaf umdrehen und ihn platt drücken.«
    Hilde schlug sich beide Hände vor den Mund, jedoch weniger, weil sie schockiert war, sondern vielmehr, um ihr Kichern zu ersticken. Brianna hatte den Eindruck, dass auch sie ihren Teil Bier getrunken hatte; ihre Haube saß schief, und selbst im Schein des Feuers sah ihr Gesicht errötet aus.
    »Aye, nun ja, ich glaube, der Gedanke stört ihn nicht besonders. Seht ihr ihn?« Hilde wies an den Biertrinkern vorbei, und Brianna erkannte Mr. Wemyss’ Kopf auf Anhieb, sein Haar hell und fein wie das seiner Tochter. Er unterhielt sich angeregt mit einer kräftigen Frau in Schürze und Haube, die ihn vertraulich in die Rippen stieß und lachte.
    Doch während sie ihn beobachtete, kam Ute McGillivray auf die Gruppe
zu, gefolgt von einer hoch gewachsenen, hellhaarigen Frau, die ein wenig zögerte und die Hände unter ihrer Schürze gefaltet hatte.
    »Oh, wer ist das denn?« Inge reckte den Hals wie eine Gans, und ihre Schwester stieß sie schockiert mit dem Ellbogen an.
    »Lass das, du alte Ziege! Mutti sieht in unsere Richtung!«
    Lizzie war halb aufgestanden, um zu lauern.
    »Wer -?«, sagte sie. Dann wurde sie vorerst durch Manfred abgelenkt, der sich neben ihr ins Stroh sinken ließ und freundlich grinste.
    »Wie geht es denn, Herzchen?«, sagte er, legte ihr den Arm um die Taille und versuchte, sie zu küssen.
    »Wer ist das, Freddie?«, sagte sie, während sie seiner Umarmung geschickt entwich und diskret auf die hellhaarige Frau zeigte, die schüchtern lächelte, während Ute sie Mr. Wemyss vorstellte.
    Manfred blinzelte und schwankte ein wenig, antwortete jedoch prompt.
    »Oh. Das ist Fräulein Berrisch. Pastor Berrischs Schwester.«
    Inge und Hilde stießen leise, interessierte Gurrgeräusche aus; Lizzie

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