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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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besuchen gekommen waren.
    Schuld daran war einfach nur meine Widerspenstigkeit; der Anblick meines ungebändigten Haars versetzte ihren schottischen Frauenanstand in Rage, und sie versuchten schon seit Jahren – mehr oder weniger subtil -, mich in eine Haube zu zwängen. Der Teufel sollte mich holen, wenn ich zuließ, dass die Umstände ihnen den Wunsch erfüllten.
    Jetzt, da ich mich im Spiegel gesehen hatte, war meine Überzeugung schon weniger felsenfest. Und mein rasierter Schädel war ein wenig kühl. Andererseits war mir klar, dass Jamie sich schreckliche Sorgen machen würden, wenn ich nachgab – und ich hatte das Gefühl, ihm genug Angst eingejagt zu haben, zumindest seinem eingefallenen Gesicht und den dunklen Rändern unter seinen Augen nach zu schließen.
    Tatsächlich hatte sich sein Gesicht beträchtlich erhellt, als ich die Haube in seiner Hand zurückwies, und er warf sie beiseite.
    Ich drehte den Spiegel vorsichtig um und legte ihn auf den Bettüberwurf, während ich einen Seufzer unterdrückte.
    »Zumindest bin ich jetzt für einen Lacher gut, wenn ich mir den Gesichtsausdruck der Leute betrachte, wenn sie mich sehen.«
    Jamie sah mich an, und sein Mundwinkel zuckte.
    »Du bist so schön, Sassenach«, sagte er sanft. Dann brach er in Gelächter aus und prustete keuchend durch die Nase. Ich sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an, ergriff den Spiegel und blinzelte noch einmal hinein – was ihn noch heftiger zum Lachen brachte.
    Ich lehnte mich in die Kissen zurück und fühlte mich etwas besser. Das Fieber war völlig verschwunden, doch ich fühlte mich noch wie ein Gespenst, so geschwächt, dass ich mich kaum ohne Hilfe aufsetzen konnte, und nach der geringsten Anstrengung schlief ich prompt beinahe ohne Vorwarnung ein.
    Jamie, der noch leise prustete, ergriff meine Hand, hob sie an seinen Mund und küsste sie. Die plötzliche, warme Unmittelbarkeit seiner Berührung ließ mir die Haare auf dem Unterarm zu Berge stehen, und meine Finger schlossen sich unwillkürlich um die seinen.
    »Ich liebe dich«, flüsterte er, und seine Schultern bebten vor unterdrücktem Lachen.
    »Oh«, sagte ich und fühlte mich auf einmal viel besser. »Nun ja, also, ich liebe dich auch. Und es wird schließlich wieder wachsen.«

    »Das wird es.« Er küsste mir noch einmal die Hand und legte sie sanft auf die Quiltdecke. »Hast du etwas gegessen?«
    »Ein bisschen«, sagte ich, so geduldig ich konnte. »Ich esse nachher noch etwas.«
    Ich hatte schon vor Jahren begriffen, woher »Patienten« ihren Namen haben; es kommt daher, dass ein Kranker weitgehend bewegungsunfähig ist und daher gezwungen ist, sich endlos von Menschen quälen und ärgern zu lassen, die nicht krank sind.
    Vor zwei Tagen hatte das Fieber nachgelassen, und ich hatte das Bewusstsein wiedererlangt; seitdem reagierte jeder, der mich sah, unausweichlich, indem er angesichts meines Aussehens nach Luft schnappte, mich bedrängte, eine Haube zu tragen – und dann versuchte, etwas Essbares in mich hineinzuzwingen. Jamie, der den Tonfall meiner Stimme besser interpretieren konnte als Mrs. Bug, Malva, Brianna oder Marsali, verfolgte das Thema klugerweise nicht weiter, nachdem er sich mit einem raschen Blick auf das Tablett neben dem Bett vergewissert hatte, dass ich tatsächlich etwas gegessen hatte .
    »Sag mir, was geschehen ist«, bat ich, als ich bequem lag und mich auf alles gefasst gemacht hatte. »Wer ist krank geworden? Wie geht es ihnen? Und wer -« Ich räusperte mich. »Wer ist gestorben?«
    Er musterte mich mit zusammengekniffenen Augen und versuchte offenbar zu erraten, ob ich in Ohnmacht fallen, sterben oder aus dem Bett springen würde, wenn er es mir verriet.
    »Bist du sicher, dass es dir gut genug geht, Sassenach?«, fragte er skeptisch. »Das sind Nachrichten, die nicht alt werden.«
    »Nein, aber ich muss es doch früher oder später hören, oder nicht? Und es zu wissen ist besser, als mir Sorgen um das zu machen, was ich nicht weiß.«
    Er nickte, verstand und holte tief Luft.
    »Aye, nun denn. Padraig und seine Tochter sind auf dem Weg der Besserung. Evan – er hat seinen Jüngsten verloren, den kleinen Bobby, und Grace ist immer noch krank, aber Hugh und Caitlin sind überhaupt nicht krank geworden.« Er schluckte und fuhr fort. »Drei von den Fischersleuten sind gestorben; etwa einem Dutzend von ihnen geht es noch schlecht, aber die meisten sind über den Berg.« Er legte die Stirn in Falten und überlegte. »Und dann ist da noch Tom

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