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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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fasste, dann berührte er es erneut an der Nase. Henri-Christian kicherte und strampelte wie wild mit den Füßen, gefesselt von diesem Spiel.
    »Die bösen Kreaturen haben versucht, ihn zu ersäufen«, wurde Mrs. Bug deutlicher. »Haben den armen Kleinen in seinem Körbchen gestohlen und es zum Schwimmen in den Bach gesetzt!«
    »Ich glaube nicht, dass sie vorhatten, ihn zu ersäufen«, sagte Jamie nachsichtig, nebenher in sein Spiel vertieft. »Sonst hätten sie sich wohl kaum die Mühe mit dem Körbchen gemacht.«
    »Hmpf!«, lautete Mrs. Bugs Erwiderung auf diese logische Erörterung. »Sie hatten jedenfalls nichts Gutes mit ihm vor«, fügte sie finster hinzu.
    Ich hatte Henri-Christian einer raschen Untersuchung unterzogen und einige weitere heilende Prellungen, eine kleine verkrustete Wunde an seiner Ferse und ein aufgeschürftes Knie gefunden.
    »Hiihiihii!«, sagte Henri-Christian, den meine Erkundungen köstlich amüsierten.
    »Roger hat ihn gerettet?«, sagte ich und blickte zu Jamie auf.
    Er nickte, und seine Mundwinkel verzogen sich ein wenig nach oben.
    »Aye. Ich hatte keine Ahnung, was da vor sich ging, bis die kleine Joan
zu mir gerannt kam und schrie, sie hätten ihren Bruder – aber ich bin noch rechtzeitig dort gewesen, um das Ende der Angelegenheit mitzubekommen.«
    Die Jungen hatten das Babykörbchen in den Forellenteich gesetzt, eine breite, tiefe Stelle des Bachs, an der das Wasser ziemlich ruhig war. Das fest geflochtene Schilfkörbchen war an der Oberfläche dahingetrieben – bis es die Strömung zum Auslauf des Teichs trug, wo das Wasser rasch über eine steinige Strecke lief, bevor es einen guten Meter tief in einen Tumult aus Wasser und Felsbrocken stürzte.
    Roger war dabei gewesen, in Hörweite des Bachs einen Zaun zu errichten. Als er die Rufe der Jungen und Felicités Kreischen hörte, hatte er seinen Balken fallen gelassen und war bergab gerannt, weil er glaubte, sie würde gequält.
    Stattdessen war er gerade rechtzeitig aus den Bäumen geschossen, um zu sehen, wie Henri-Christian in seinem Körbchen langsam über die Kante des Auslaufs kippte und wie wild von Stein zu Stein zu rumpeln begann, wobei sich der Korb in der Strömung drehte und Wasser aufnahm.
    Roger rannte das Ufer hinunter und stürzte sich bäuchlings ins Wasser, um in letzter Sekunde kurz vor dem Wasserfall der Länge nach im Bach zu landen, gerade als Henri-Christian brüllend vor Angst aus seinem durchtränkten Körbchen fiel, den Wasserfall hinunterplumpste und auf Roger landete, der ihn auffing.
    »Ich war also gerade rechtzeitig da, um es zu beobachten«, berichtete mir Jamie, der bei dieser Erinnerung grinste. »Und dann zu sehen, wie Roger Mac sich aus dem Wasser erhob wie ein Wassergeist mit Wasserpflanzen im Haar, mit blutender Nase und dem Kleinen fest im Arm. Es war ein grauenvoller Anblick.«
    Die Übeltäter waren dem Kurs des Körbchens laut rufend am Ufer gefolgt, doch dann hatte es ihnen die Sprache verschlagen. Einer von ihnen setzte zur Flucht an, und die anderen stoben auf wie ein Taubenschwarm, doch Roger hatte drohend mit dem Finger auf sie gezeigt und so laut »Sheas!« gebrüllt, dass er das Lärmen des Bachs übertönte.
    Sein Auftreten war so gebieterisch, dass sie tatsächlich stehen blieben und vor Schreck erstarrten.
    Roger fixierte sie mit seinem Blick und watete fast bis zum Ufer. Dann hockte er sich hin und schöpfte eine Hand voll Wasser, die er dem kreischenden Baby über den Kopf goss – worauf es prompt verstummte.
    »Ich taufe dich, Henri-Christian«, hatte Roger mit seiner heiseren, rauen Stimme gedröhnt. »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Hört ihr mich, ihr kleinen Mistkerle? Sein Name ist Christian ! Er gehört dem Herrn! Wenn ihr ihn noch einmal behelligt, ihr Pestbeulen, so wird Satan erscheinen und euch geradewegs in die Tiefe ziehen – IN DIE HÖLLE!«

    Er zeigte noch einmal anklagend mit dem Finger auf die Jungen, die diesmal tatsächlich die Flucht ergriffen und panisch ins Gebüsch stürzten, wo sie in ihrem Fluchteifer stolpernd übereinander purzelten.
    »Ach du liebe Güte«, sagte ich, hin- und hergerissen zwischen Gelächter und Bestürzung. Ich blickte auf Henri-Christian hinunter, der seit einiger Zeit die Freuden des Daumenlutschens entdeckt hatte und in weitere Studien dieser Kunst vertieft war. »Das muss ja sehr eindrucksvoll gewesen sein.«
    » Mich hat es jedenfalls beeindruckt«, sagte Jamie, der immer noch grinste. »Ich

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