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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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direkteste Weise, die mir zur Verfügung stand – die medizinische Praxis. Aber das gehörte nicht zu den Dingen, die ich mit Tom Christie zu teilen plante.
    »Hmpf«, sagte er. Er stand stirnrunzelnd und unentschlossen da und blickte auf mich nieder, dann streckte er plötzlich eine Hand aus – es war die Hand, die ich operiert hatte, wie ich sah; das »Z« des Einschnitts war zu einem gesunden Hellrosa verblasst, und die Finger waren gerade.
    »Dann kommt mit hinaus«, sagte er resigniert. »Ich bringe Euch nach Hause, und wenn Ihr darauf besteht, mir unterwegs störende und aufdringliche Fragen über meine Gesundheit zu stellen, kann ich Euch wohl nicht daran hindern.«
    Verblüfft nahm ich seine Hand, deren Griff sich trotz seines eingefallenen Gesichts und seiner hängenden Schultern als fest und zielsicher erwies.
    »Ihr braucht mich nicht nach Hause zu bringen«, protestierte ich. »Eurem Aussehen nach solltet Ihr im Bett sein!«
    »Ihr aber auch«, sagte er und führte mich mit einer Hand auf meinem Arm zur Tür. »Aber wenn Ihr beschließt, Eure Gesundheit und Euer Leben durch solch unangemessene Anstrengungen zu gefährden – nun, dann kann ich das ebenfalls. Allerdings bestehe ich darauf«, fügte er streng hinzu, »dass Ihr Euren Hut aufsetzt, bevor wir gehen.«
     
    Mit vielen Pausen schafften wir es zurück zum Haus, wo wir keuchend, schweißtriefend und ganz aufgekratzt von unserem Abenteuer eintrafen. Niemand hatte mich vermisst, doch Mr. Christie bestand darauf, mich innen abzuliefern, was bedeutete, dass alle meine Abwesenheit nachträglich bemerkten, und irrational, wie die Menschen sind, prompt sehr verärgert reagierten.
    Ich wurde von allen gescholten, die in Sichtweite waren, einschließlich Ians, dann wurde ich buchstäblich am Hemdkragen nach oben geführt und mit Gewalt wieder ins Bett gesteckt, wo ich, wie man mir zu verstehen gab, mit viel Glück Brot und Milch zum Abendessen bekommen würde. Das Ärgerlichste an der ganzen Situation war Thomas Christie, der mit einem Bierkrug am Fuß der Treppe stand und verfolgte, wie ich abgeführt wurde. Dabei hatte er das einzige Grinsen aufgesetzt, das ich je in seinem haarigen Gesicht gesehen hatte.
    »Was in Gottes Namen ist nur in dich gefahren, Sassenach?« Jamie schlug mit einem Ruck die Bettdecke zurück und wies ohne Umschweife auf die Laken.
    »Nun, ich habe mich gut gefühlt und -«
    »Gut! Dein Gesicht hat die Farbe verdorbener Buttermilch, und du zitterst so, dass du kaum – warte, lass mich das machen.« Unter verächtlichem Schnauben schob er meine Hände von den Schnüren meiner Unterröcke fort, die er mir in Sekunden auszog.

    »Hast du den Verstand verloren?«, wollte er wissen. »Und dann auch noch so davonzuschleichen, ohne es jemandem zu sagen! Was, wenn du gestürzt wärst? Was, wenn dir wieder unwohl geworden wäre?«
    »Wenn ich es jemandem gesagt hätte, hätte man mich nicht gehen lassen«, meinte ich nachsichtig. »Und ich bin Ärztin, weißt du. Ich kann ja wohl meinen eigenen Gesundheitszustand beurteilen.«
    Er warf mir einen Blick zu, der mir ausdrücklich nahe legte, dass er mir nicht einmal zutraute, die Farbe der Vorhänge zu beurteilen. Doch er schnaubte nur noch lauter als gewöhnlich.
    Dann hob er mich auf, trug mich zum Bett und bugsierte mich sanft hinein – legte dabei allerdings hinreichend unterdrückte Kraft an den Tag, um mich wissen zu lassen, dass er mich am liebsten aus großer Höhe fallen gelassen hätte.
    Dann richtete er sich auf und funkelte mich unheilvoll an. »Wenn du nicht so aussehen würdest, als würdest du gleich in Ohnmacht fallen, Sassenach, würde ich dich umdrehen und dir den Hintern versohlen, das schwöre ich dir.«
    »Das kannst du nicht«, sagte ich schwach. »Ich habe keinen.« Ich war tatsächlich ein wenig müde … nun ja, um ehrlich zu sein, schlug mein Herz wie eine Kesselpauke, in meinen Ohren klingelte es, und wenn ich mich nicht sofort flach hinlegte, würde ich wahrscheinlich in Ohnmacht fallen. Also tat ich das und lag mit geschlossenen Augen da, während sich das Zimmer geruhsam um mich drehte wie ein Karussell, inklusive blinkender Lichter und Kirmesmusik.
    Inmitten dieser verwirrenden Wahrnehmungen spürte ich irgendwo Hände auf meinen Beinen, und es breitete sich eine angenehme Kühle über meinen überhitzten Körper. Dann umhüllte etwas Warmes meinen Kopf wie eine Wolke, und ich schlug wild mit den Händen um mich, um mich davon zu befreien, bevor ich

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