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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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aufgeregtem Bericht entnehmen konnte – Krämpfen. Aber es war mit Sicherheit keine Durchfallerkrankung gewesen.
    »Seid Ihr Euch da sicher?« Er spielte stirnrunzelnd mit seinem abgelegten Gänsekiel.
    »Es ist sehr schwer, die Ruhr mit fiebrigen Kopfschmerzen zu verwechseln«, sagte ich knapp. »Also – hattet Ihr Durchfall?«
    Er zögerte einen Moment, doch dann siegte seine Neugier.
    »Nein«, sagte er. »Es war so, wie Ihr gesagt habt – Kopfschmerzen, dass ich dachte, mein Schädel birst, und Fieber. Große Schwäche und… außergewöhnlich unangenehme Träume. Ich hatte keine Ahnung, dass es nicht dieselbe Krankheit war, die die anderen hatten.«
    »Dazu gab es auch keinen Grund, nehme ich an. Ihr habt ja keinen von ihnen gesehen. Es sei denn – hat Euch Malva die Krankheit beschrieben?«, fragte ich aus reiner Neugier, doch er schüttelte den Kopf.
    »Ich wünsche, nichts von solchen Dingen zu hören; sie erzählt sie mir nicht. Dennoch, warum seid Ihr hier?« Er legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen. »Was ändert es, ob Ihr und ich Fieber hattet anstatt Durchfall. Oder sonst jemand?« Er schien sehr aufgewühlt zu sein; er stand auf und spazierte auf eine ziellose Weise durch die Hütte, die seinen üblichen entschlossenen Bewegungen gar nicht ähnlich war.
    Ich seufzte und rieb mir mit der Hand über die Stirn. Ich hatte erfahren, was ich wollte; zu erklären, warum ich es wissen wollte, würde einen Kraftakt bedeuten. Es war schwierig genug gewesen, Jamie, Ian und Malva dazu zu bringen, die Theorie der Krankheitserreger zu akzeptieren, und das, obwohl mir im Mikroskop sichtbare Beweise zur Verfügung standen.

    »Seuchen sind ansteckend«, sagte ich ein wenig müde. »Eine Person gibt sie an die nächste weiter – manchmal direkt, manchmal über ein Nahrungsmittel oder Wasser, das sich ein Kranker mit einem Gesunden teilt. Die Menschen, die den Durchfall hatten, leben alle in der Nähe einer bestimmten kleinen Quelle; ich habe Grund zu der Annahme, dass es das Wasser dieser Quelle war, das die Amöben enthielt – das sie krank gemacht hat. Ihr und ich dagegen – ich habe Euch seit Wochen nicht mehr gesehen. Und ich bin auch nicht in die Nähe eines Fieberkranken gekommen. Wie ist es da möglich, dass wir beide dieselbe Krankheit bekommen haben?«
    Er starrte mich verblüfft und immer noch stirnrunzelnd an. »Ich wüsste nicht, warum zwei Menschen nicht krank werden sollten, ohne einander zu sehen. Natürlich kenne ich Krankheiten, wie Ihr sie beschreibt; das Gefängnisfieber zum Beispiel breitet sich unter beengten Umständen aus – aber es verhalten sich doch sicherlich nicht alle Krankheiten gleich?«
    »Nein, das tun sie nicht«, räumte ich ein. Mein Zustand erlaubte es mir ebenfalls nicht, ihm die Grundlagen der Epidemiologie oder der Hygiene zu erklären. »Es ist zum Beispiel möglich, dass Krankheiten durch Moskitos übertragen werden. Malaria zum Beispiel.« Einige Formen viraler Meningitis ebenfalls – die Krankheit, von der ich vermutlich gerade genesen war.
    »Wisst Ihr, ob Ihr in letzter Zeit von einer Mücke gestochen worden seid?«
    Er starrte mich an, dann stieß er ein kurzes Bellen aus, das ich als Gelächter interpretierte.
    »Meine werte Dame, in diesem schwärenden Klima wird jeder während der heißen Jahreszeit ständig gestochen.« Er kratzte sich wie automatisch am Bart.
    Das stimmte. Jeder außer mir und Roger. Hin und wieder unternahm ein verzweifeltes Insekt einen Versuch, doch im Großen und Ganzen blieben wir ungestochen, selbst wenn eine absolute Mückenplage herrschte und sich ringsum alles kratzte. Ich hegte die Theorie, dass sich blutsaugende Mücken im Lauf der Jahre in solcher Nähe zu den Menschen entwickelt hatten, dass Roger und ich für sie einfach nicht richtig rochen, da wir aus einer zu weit entfernten Zeit stammten. Brianna und Jemmy, die mein Genmaterial besaßen, aber auch Jamies, wurden zwar gestochen, aber nicht so häufig wie die meisten anderen.
    Ich konnte mich nicht entsinnen, in letzter Zeit gestochen worden zu sein, doch es war gut möglich, dass es geschehen war und ich einfach zu beschäftigt gewesen war, um es zu bemerken.
    »Warum interessiert Euch das?«, fragte Christie, der jetzt nur noch verwundert zu sein schien.
    »Ich weiß es nicht. Ich – muss es einfach herausfinden.« Außerdem musste ich aus dem Haus kommen, und ich musste mich daran begeben,
mein Leben wieder für mich zu beanspruchen, und zwar auf die

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