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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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und Schultern sehen -, aber seine Rückenwirbel zeichneten sich unter der gebräunten Haut seines Rückens ab, und sie konnte die Schatten seiner Rippen wie gewellten Sand unter Wasser sehen.
    Er zog eine Schulter hoch, gab jedoch keine Antwort und konzentrierte sich darauf, die ausgenommenen Fische auf geschälte Weidenzweige zu spießen, um sie zu grillen.
    »Außerdem schläfst du auch nicht gut.« Sie musterte ihn über das Feuer hinweg mit zusammengekniffenen Augen. Selbst in diesem Licht waren die Schatten und Höhlen in seinem Gesicht deutlich zu sehen, trotz der geschwungenen Mohawk-Tätowierungen über seinen Wangenknochen. Alle sahen die Schatten schon seit Monaten deutlich; ihre Mutter hätte Ian gern darauf angesprochen, doch Jamie hatte ihr gesagt, sie solle den Jungen in Ruhe lassen; er würde schon reden, wenn er so weit war.
    »Oh, eigentlich schon«, sagte er, ohne aufzublicken.
    Ob er jetzt so weit war oder nicht, konnte sie nicht sagen. Aber er hatte sie hierher gebracht. Wenn er noch nicht so weit war, dann beeilte er sich besser.
    Sie hatte sich – natürlich – den ganzen Tag Gedanken über das mysteriöse Ziel ihrer Wanderung gemacht und darüber, warum sie ihn unbedingt begleiten musste. Wenn er hätte jagen wollen, hätte Ian einen der Männer mitgenommen; auch wenn sie eine gute Schützin war, waren doch mehrere der Männer aus Fraser’s Ridge besser, einschließlich ihres Vaters. Und jeder von ihnen war besser als sie im Stande, etwa eine Bärenhöhle auszugraben oder Fleisch und Felle heimzuschleppen.
    Zurzeit befanden sie sich auf Cherokee-Land; sie wusste, dass Ian die Indianer
häufig besuchte und freundschaftliche Beziehungen zu mehreren Dörfern unterhielt. Doch ginge es darum, eine formelle Abmachung zu treffen, hätte er Jamie gebeten, ihn zu begleiten, oder Peter Bewlie, der mit einer Cherokee-Frau verheiratet war, die als Dolmetscherin dienen konnte.
    »Ian«, sagte sie in jenem Tonfall, der normalerweise so gut wie jeden Mann innehalten ließ. »Sieh mich an.«
    Sein Kopf fuhr auf, und er sah sie blinzelnd an.
    »Ian«, sagte sie ein wenig sanfter, »hat es etwas mit deiner Frau zu tun?«
    Er erstarrte für einen Moment, seine Augen dunkel und unergründlich. Rollo, der hinter ihm im Schatten lag, hob plötzlich den Kopf und jaulte leise fragend auf. Das schien Ian zu sich zu bringen; er kniff die Augen zu und senkte den Blick.
    »Aye«, sagte er und klang vollkommen sachlich. »So ist es.«
    Er veränderte den Winkel des Spießes, den er dicht am Feuer in den Boden getrieben hatte; das brutzelnde weiße Fischfleisch wellte sich und wurde auf dem grünen Holz allmählich braun.
    Sie wartete darauf, dass er weiterredete, aber er blieb stumm – er brach nur die Kante eines halb garen Fischstücks ab und hielt sie dem Hund hin, während er einladend mit der Zunge schnalzte. Rollo erhob sich und schnüffelte beunruhigt an Ians Ohr, ließ sich dann aber dazu herab, den Fisch anzunehmen, und legte sich wieder hin. Er leckte den heißen Leckerbissen vorsichtig ab, bevor er ihn mit der Zunge aufhob und sich dann doch dazu aufraffte, auch die beiseite gelegten Fischköpfe und Innereien zu verschlingen.
    Ian spitzte ein wenig die Lippen, und sie konnte ein paar seiner Gedanken über sein Gesicht huschen sehen, bevor er sich zum Sprechen durchrang.
    »Du weißt ja, dass ich einmal daran gedacht habe, dich zu heiraten.«
    Er warf ihr einen raschen, direkten Blick zu, und ein seltsamer kleiner Ruck durchfuhr sie, als sie begriff. Gut, er hatte daran gedacht. Und sie bezweifelte zwar nicht, dass sein Angebot nur den edelsten Motiven entsprungen war … Doch er war ein junger Mann. Bis zu diesem Moment war ihr nicht klar gewesen, dass er natürlich über alle Details nachgedacht hatte, die dieses Angebot beinhaltete.
    Er sah sie direkt an, ein selbstironisches Eingeständnis der Tatsache, dass er sich in der Tat bis ins körperliche Detail ausgemalt hatte, wie es sein würde, ihr Bett zu teilen – und dieser Vorstellung ganz und gar nicht ablehnend gegenübergestanden hatte. Sie widerstand dem Impuls zu erröten und den Blick abzuwenden; das hätte sie beide in Misskredit gebracht.
    Unvermittelt – und zum ersten Mal – war sie sich seiner als Mann bewusst und nicht nur als liebenswerter jüngerer Vetter. War sich der Hitze seines Körpers bewusst, die noch in dem weichen Wildleder gespeichert gewesen war, als sie es anzog.
    »Es wäre nicht das Schlimmste auf der Welt gewesen«, sagte

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