Ein Hauch von Schnee und Asche
annähernd so heftig wie die Biber.«
»Biber«, sagte er. Er rieb sich nachdenklich mit dem Fingerknöchel über seinen langen, knochigen Nasenrücken. »Aye, ich habe ihr Klatschen gehört. Du hast mit Bibern gekämpft?«
»Ich habe deinen verflixten Hund vor ihnen gerettet«, sagte sie und nieste. Sie sank vor dem frisch entzündeten Feuer auf die Knie und schloss selig die Augen, als die Hitze ihren zitternden Körper traf.
»Oh, dann ist Rollo wieder da? Rollo? Hund, wo bist du?« Der große Hund schlich widerstrebend aus dem Gebüsch. Sein Schwanz zuckte nur ganz schwach als Antwort auf den Ruf seines Herrn.
»Was muss ich denn da von Bibern hören, a madadh ?«, fragte Ian streng. Darauf schüttelte sich Rollo, obwohl sein Fell nur noch einen feinen Nebel aus Wassertropfen versprühte. Er seufzte, ließ sich auf den Bauch plumpsen und legte die Nase niedergeschlagen auf die Vorderpfoten.
»Vielleicht hatte er es ja nur auf Fische abgesehen, aber die Biber waren entschieden anderer Meinung. An Land sind sie vor ihm weggelaufen, aber als er erst im Wasser war -« Brianna schüttelte den Kopf und wrang den triefend nassen Schoß ihres Jagdhemdes aus. »Weißt du was, Ian – du kannst die verdammten Fische ausnehmen.«
Er war schon dabei und nahm den ersten Fisch aus, indem er ihm mit einem sauberen Schnitt den Bauch aufschlitzte und ihn mit dem Daumen säuberte. Er warf Rollo die Eingeweide hin, doch dieser seufzte nur erneut und schien sich noch flacher ins Laub zu drücken, ohne den Leckerbissen zu beachten.
»Er ist doch nicht verletzt, oder?«, fragte Ian mit einem stirnrunzelnden Blick auf seinen Hund.
Sie funkelte ihn an.
»Nein, das ist er nicht. Ich nehme an, es ist ihm furchtbar peinlich. Du könntest mich fragen, ob ich verletzt bin. Weißt du eigentlich, was für Zähne Biber haben?«
Es war jetzt fast dunkel, doch sie konnte sehen, wie sich seine schmalen Schultern schüttelten.
»Aye«, sagte er, und seine Stimme klang ziemlich erstickt. »Das weiß ich. Sie, äh, haben dich doch nicht gebissen, oder? Ich meine – es müsste doch zu sehen sein, wenn du angenagt worden wärst.« Ihm entfuhr ein belustigtes Keuchen, und er versuchte, es zu überdecken, indem er hustete.
»Nein«, sagte sie ausgesprochen kalt. Das Feuer brannte kräftig, aber nicht annähernd kräftig genug. Der Abendwind hatte sich erhoben und durchdrang den nassen Stoff ihres Hemdes und ihrer Hose, um ihren Rücken mit eiskalten Fingern zu betasten.
»Es waren weniger ihre Zähne als vielmehr ihre Schwänze«, erklärte sie und drehte sich auf den Knien rutschend um, bis sie dem Feuer den Rücken zudrehte. Sie rieb sich vorsichtig mit der Hand über den rechten Arm, wo eins der muskulösen Paddel sie der Länge nach am Unterarm getroffen und eine rötliche Prellung hinterlassen hatte, die von ihrem Handgelenk bis zum Ellbogen reichte. Im ersten Moment hatte sie gedacht, der Knochen wäre gebrochen.
»Es war, als würde man von einem Baseballschläger getroffen – äh, ich meine, von einem Knüppel«, verbesserte sie sich. Die Biber hatten sie nicht direkt angegriffen, aber sich mit einem panischen Wolfshund und einem halben Dutzend extrem aufgebrachter Dreißig-Kilo-Nager im Wasser zu befinden, hatte sie doch sehr an das Gefühl erinnert, als ginge man zu Fuß durch eine Autowaschanlage – ein Mahlstrom aus blendendem Schaum und umherschleudernder
Gegenstände. Sie erschauerte und schlang zitternd beide Arme um sich selbst.
»Hier, Cousinchen.« Ian stand auf und zog sich das Wildlederhemd über den Kopf. »Zieh das an.«
Sie war viel zu durchgefroren und zu sehr mitgenommen, um sein Angebot zurückzuweisen. Sie zog sich hinter einen Busch zurück, um den Anstand zu wahren, zog sich die nassen Sachen aus und kam eine Minute später in Ians Wildlederhemd zurück, eine der Decken wie einen Sarong um die Taille gewickelt.
»Du isst nicht genug, Ian«, sagte sie, als sie sich wieder ans Feuer setzte und ihn kritisch betrachtete. »Man kann deine Rippen sehen.«
Das stimmte. Er war immer schon hager an der Grenze zur Magerkeit gewesen, doch als er jünger war, war ihnen das wie die normale Schlaksigkeit eines Teenagers erschienen, die daher rührte, dass sein Knochenwachstum den Rest seines Körpers zu kurz kommen ließ.
Jetzt hatte er seine endgültige Körpergröße erreicht, und seine Muskeln hatten ein oder zwei Jahre Zeit zum Aufholen gehabt. Das hatten sie auch getan – sie konnte jede Sehne in seinen Armen
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