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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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trug, zwang sie, aufzustehen und Wasser zu lassen; als sie in ihr Pelzlager zurückkehrte, war ihre Haut frostig gewesen, und ihr Haar hatte frisch nach Kiefern geduftet.
    »Oh? Nun, warum nicht? Alle anderen schlafen.« Sie hatte sich genüsslich geräkelt, ihn geküsst und ihren kleinen, runden Bauch glatt und hart an den seinen gedrückt.
    »Ich doch nicht. Ich meine, natürlich begehrt diese Person dich auch!«, hatte er hastig gesagt, als sie beleidigt ein Stück von ihm zurückwich. Er umarmte sie rasch zur Illustration. »Ich meine – da ist noch jemand.«
    »Hmf.« Ihre Stimme war gedämpft, ihr Atem warm an seiner Brust. »Ich werde von vielen begehrt. Ich bin sehr, sehr gut mit meinen Händen.« Sie
lieferte ihm eine kurze Demonstration, und er schnappte nach Luft, woraufhin sie zufrieden gluckste.
    Rollo, der sie nach draußen begleitet hatte, kroch unter das Bettpodest, rollte sich an seinem gewohnten Platz zusammen und kaute geräuschvoll auf einer juckenden Stelle an seiner Rute herum.
    Etwas später lagen sie da, die Felle zurückgeschlagen. Sie hatten das Leder, das vor ihrem Eingang hing, beiseite gezogen, so dass die Hitze des Feuers zu ihnen dringen konnte. Sie lag von ihm abgewandt, und er konnte den Widerschein des Lichtes auf der feuchten, goldenen Haut ihrer Schulter sehen. Sie griff hinter sich und legte eine ihrer flinken Hände auf die seine, ergriff seine Handfläche und drückte sie an ihren Bauch.
    »Du solltest dir keine Sorgen machen«, sagte sie ganz leise. »Diese Person begehrt nur dich.«
    Er hatte gut geschlafen.
    Am Morgen jedoch hatte er am Feuer gesessen und Maismehlbrei gegessen, als Sun Elk , der bereits gegessen hatte, vorbeikam. Er blieb stehen und sah auf Ian hinab.
    »Diese Person hat von dir geträumt, Wolfsbruder.«
    »Ach ja?«, sagte Ian freundlich. Er spürte, wie die Hitze an seinem Hals hinaufstieg, doch er hielt sein Gesicht entspannt. Die Kahnyen’kehaka schenkten ihren Träumen große Beachtung. Ein guter Traum konnte tagelang für Gesprächsstoff im Langhaus sorgen. Sun Elks Gesichtsausdruck ließ nicht darauf schließen, dass er etwas Gutes von Ian geträumt hatte.
    »Dieser Hund da -« Er wies kopfnickend auf Rollo, der mitten im Eingang zu Ians Wohnabteil lag und schnarchte. »Ich habe geträumt, dass er auf dein Bett gesprungen ist und dich an der Kehle gepackt hat.«
    Das war ein bedrohlicher Traum. Wenn ein Kahnyen’kehaka an einen solchen Traum glaubte, konnte er sich entschließen, den Hund zu töten, damit er nicht zum Unglücksboten wurde. Aber Ian war kein Kahnyen’kehaka – nicht ganz.
    Ian zog beide Augenbrauen hoch und aß weiter. Sun Elk wartete ein paar Sekunden, doch als Ian nichts sagte, nickte er schließlich und wandte sich ab.
    »Ahkote’ohskennonton«, sagte Ian. Der Mann drehte sich erwartungsvoll um.
    »Diese Person hat auch von dir geträumt.« Sun Elk fixierte ihn scharf. Ian sagte nichts weiter, sondern begann langsam und boshaft zu grinsen.
    Sun Elk sah ihn an. Er lächelte weiter. Der andere Mann wandte sich mit einem angewiderten Schnauben ab, doch Ian hatte den schwachen Ausdruck der Beklommenheit in seinem Gesicht erkannt.
     
    »Nun denn.« Ian holte tief Luft. Er schloss kurz die Augen, dann öffnete er sie wieder. »Du weißt ja, dass das Kind gestorben ist, aye?«

    Er sagte es ohne jede Emotion in der Stimme. Es war dieser trockene, kontrollierte Tonfall, der ihr das Herz versengte und ihr den Atem nahm, so dass sie als Erwiderung nur nicken konnte.
    Doch er hielt diese Beherrschung nicht durch. Er öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, doch plötzlich krampften sich seine großen, knochigen Hände um seine Knie, und er stand stattdessen abrupt auf.
    »Aye«, sagte er. »Lass uns aufbrechen. Ich – ich erzähle dir den Rest im Gehen.«
    Und das tat er auch. Er hielt ihr resolut den Rücken zugekehrt, während er sie weiter bergauf führte, dann über einen schmalen Grat, um schließlich bergab einem Bachlauf zu folgen, der in einer Reihe kleiner, zauberhafter Wasserfälle in die Tiefe stürzte, die von einem Nebel aus winzigen Regenbögen umhüllt waren.
    Works with her Hands war erneut schwanger geworden. Dieses Kind war gestorben, kurz nachdem ihr Bauch sich zu runden begonnen hatte.
    »Bei den Kahnyen’kehaka sagt man«, erklärte Ian mit gedämpfter Stimme, während er sich durch einen Vorhang aus einer leuchtend roten Kletterpflanze schob, »dass eine Frau nur empfangen kann, wenn der Geist ihres Mannes

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