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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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glatt polierten Baumstamm zurück, der einen Pfosten seines Wohnabteils in dem Langhaus bildete. Über ihm hingen mehrere Büschel getrockneter Maiskolben, festlich bunt im Vergleich mit dem schlichten Gelb der Kolben, die man in Edinburgh kaufen konnte – und dennoch war es Mais. Zwiebeln , dachte er, und sein Blick wanderte an dem geflochtenen Zopf aus gelben Kugeln entlang. Bett. Felle. Feuer.
    Seine Frau lehnte sich lächelnd an ihn, und plötzlich verschwammen die Wörter in seinem Kopf. Schwarz Haar Rabenglanz BrüsteKnospenOberschenkelsorundohjaohjaohEmily …
    Sie gab ihm ein warmes Schüsselchen in die Hand, und das würzige Aroma von Kaninchen, Mais und Zwiebeln stieg ihm in die Nase. Eintopf , dachte er, und der schlüpfrige Wortstrom kam plötzlich zum Halten, als er sich auf das Essen besann. Er lächelte sie an, legte seine Hand um die ihre und hielt sie kurz fest; klein und kräftig bog sie sich unter der seinen um die Schüssel. Ihr Lächeln wurde breiter; dann zog sie die Hand fort und erhob sich, um noch mehr zu essen zu holen.
    Er sah ihr nach und ergötzte sich an ihrem schwungvollen Gang. Dann fiel sein Blick auf Sun Elk – auch er sah ihr von seiner Tür auf der anderen Seite des Herdfeuers aus nach.
    Bastard , dachte Ian laut und deutlich.
     
    »Also, anfangs sind wir ganz gut miteinander ausgekommen«, erklärte Ian. »Er ist eigentlich ein gutmütiger Mensch, Sun Elk .«
    »Eigentlich«, wiederholte Brianna. Sie saß reglos da und betrachtete ihn. »Und uneigentlich?«

    Ian rieb sich mit der Hand durch das Haar, so dass es abstand wie die buschigen Stacheln eines Stachelschweins.
    »Nun … eigentlich waren wir Freunde, zumindest am Anfang, aye? Brüder sogar; wir haben zum selben Clan gehört.«
    »Und eure Freundschaft hat nicht gehalten wegen – wegen deiner Frau?«
    Ian seufzte tief.
    »Nun, weißt du … Die Kahnyen’kehaka, ihre Vorstellungen von einer Heirat gleichen dem … dem, was man oft auch in den Highlands erlebt. Das heißt, die Eltern haben viel damit zu tun, sie zu arrangieren. Oft beobachten sie schon die Kinder beim Heranwachsen und sehen, ob eventuell ein Junge und ein Mädchen gut zueinander zu passen scheinen. Und wenn das so ist – und sie den richtigen Clans entstammen -, nun, das ist ein wenig anders, weißt du«, fügte er hinzu und brach dann ab.
    »Die Clans?«
    »Aye. In den Highlands heiratet man meistens innerhalb seines eigenen Clans, es sei denn, es geht darum, sich mit einem anderen Clan zu verbünden. Aber bei den Irokesen kann man unter keinen Umständen jemanden aus dem eigenen Clan heiraten, und man kann nur in bestimmte Clans einheiraten, nicht in jeden beliebigen.«
    »Mama sagt, die Irokesen erinnern sie stark an die Highlander«, sagte Brianna leicht belustigt. »Rücksichtslos, aber unterhaltsam, so hat sie es, glaube ich, formuliert. Abgesehen vielleicht von den Martermethoden und der Sitte, seine Feinde lebendig zu verbrennen.«
    »Dann hat deine Mutter aber Onkel Jamies Geschichten über seinen Großvater noch nicht gehört«, erwiderte er mit einem ironischen Lächeln.
    »Wen, Lord Lovat?«
    »Nein, den anderen – den Roten Jacob. Ein hinterlistiger alter Kerl, hat meine Mutter oft gesagt, und nach allem, was ich von ihm gehört habe, stellt er jeden Irokesen an Grausamkeit weit in den Schatten.« Doch dann tat er dieses Randthema mit einer Handbewegung ab und kam wieder auf seine Erklärung zurück.
    »Nun gut, als mich die Kahnyen’kehaka aufgenommen und mir einen Namen gegeben haben, hat mich der Wolfsclan adoptiert, aye?«, sagte er und wies zur Erklärung kopfnickend auf Rollo, der die Honigwabe mitsamt der toten Bienen verspeist hatte und sich jetzt sinnierend sämtliche Pfoten leckte.
    »Sehr angemessen«, erwiderte sie. »Zu welchem Clan hat Sun Elk gehört?«
    »Wolf natürlich. Und Emilys Mutter und Großmutter waren aus dem Schildkröten-Clan. Aber worauf ich hinauswill, ist – wenn ein Junge und ein Mädchen aus den richtigen unterschiedlichen Clans zueinander zu passen scheinen, besprechen sich die Mütter – sie nennen auch die Tanten ›Mütter‹«, fügte er hinzu. »Also haben manchmal eine ganze Menge Mütter in
der Sache zu sagen. Aber wenn sich alle Mütter und Großmütter und Tanten einig sind, dass es eine gute Partie ist…« Er zuckte mit den Achseln. »Dann heiraten sie.«
    Brianna lehnte sich etwas zurück, die Arme um die Knie gelegt.
    »Aber du hattest keine Mutter, die für dich hätte sprechen

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