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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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diesen Worten verschluckte ich mich und spritzte Whisky über mein Kinn.
    »Sie was ?«, krächzte ich und wischte mir mit einer Ecke meines Umhangs über das Gesicht. »Ihr meint… alle beide ?«
    Mr. Wemyss sah mich an. Doch anstatt zu antworten, blinzelte er. Dann verdrehte er die Augen und stürzte wie mit der Axt gefällt kopfüber von seinem Felsen.

    Es gelang mir, Mr. Wemyss wieder halb zu Bewusstsein zu bringen, doch nicht so weit, dass er laufen konnte. Daher war Jamie gezwungen, sich den schmächtigen Mann wie ein erlegtes Reh über die Schultern zu schwingen und ihn zu tragen; keine Kleinigkeit angesichts des zerklüfteten Bodens zwischen dem Whiskyversteck und der Mälzerei und des Windes, der uns mit Kies, Laub und fliegenden Kiefernzapfen bombardierte. Hinter dem Bergrücken hatten sich Wolken aufgetürmt, finster und schmutzig wie Waschwasser, und sie breiteten sich rapide am ganzen Himmel aus. Wir würden nass werden, wenn wir uns nicht beeilten.
    Das Gehen wurde einfacher, als wir den Fußweg zum Haus erreichten. Doch es trug nicht zur Verbesserung von Jamies Laune bei, dass Mr. Wemyss an diesem Punkt plötzlich zu sich kam und sich auf sein Hemd übergab. Nach einem hastigen Versuch, die Sauerei wegzuwischen, änderten wir unsere Strategie und nahmen Mr. Wemyss für den Rest des Weges schwankend zwischen uns. Jeder von uns packte einen seiner Ellbogen, während er rutschte und stolperte und seine spindeldürren Knie in unerwarteten Momenten nachgaben, als hätte man Pinocchio die Schnüre durchtrennt.
    Jamie sprach auf diesem Abschnitt des Wegs lautstark auf Gälisch mit sich selbst, verstummte aber abrupt, als wir auf den Hof kamen. Einer der Beardsley-Zwillinge fing dort für Mrs. Bug vor dem Sturm die Hühner ein; er hielt gerade zwei davon kopfunter an den Beinen wie einen sperrigen braungelben Blumenstrauß. Als er uns sah, blieb er stehen und glotzte Mr. Wemyss neugierig an.
    »Was -«, begann der Junge. Weiter kam er nicht. Jamie ließ Mr. Wemyss’ Arm los, ging mit zwei Schritten auf den Beardsley-Zwilling zu und boxte ihn so heftig in den Magen, dass sich dieser vornüber krümmte, die Hühner fallen ließ, rückwärts stolperte und zu Boden fiel. Die Hühner flatterten in einer Wolke verstreuter Federn gackernd davon.
    Der Junge wand sich am Boden und öffnete und schloss vergeblich den Mund, um Luft zu bekommen, doch Jamie achtete nicht darauf. Er bückte sich, packte den Jungen an den Haaren und sprach ihm laut und direkt ins Ohr – vermutlich für den Fall, dass es Kezzie war.
    »Holt Euren Bruder. In mein Studierzimmer. Sofort.«
    Mr. Wemyss hatte dieses interessante Schauspiel mit offenem Mund beobachtet, einen Arm um meine Schulter geschlungen. Sein Mund blieb weiter offen stehen, als er den Kopf wandte und Jamie folgte, der jetzt wieder auf uns zuschritt. Doch dann schloss er ihn blinzelnd, weil Jamie seinen anderen Arm packte, ihn mir zielsicher abnahm und ihn ins Haus schob, ohne hinter sich zu sehen.
    Ich warf dem am Boden liegenden Beardsley einen tadelnden Blick zu.
    »Wie konntet ihr nur?«, sagte ich.
    Er sah mich unter geräuschlosen Fischmaul-Bewegungen an, die Augen
weit aufgerissen, das Gesicht dunkelrot, dann gelang es ihm, mit einem langen Hiiieee einzuatmen.
    »Jo? Was ist, bist du verletzt?« Lizzie kam zwischen den Bäumen hervor, in jeder Hand ein Hühnerpaar, das sie an den Beinen hielt. Sie blickte mit sorgenvoll gerunzelter Stirn auf – nun, es war wohl Jo; wenn irgendjemand sie auseinander halten konnte, war es mit Sicherheit Lizzie.
    »Nein, ihm fehlt nichts«, versicherte ich ihr. »Noch nicht.« Ich wies mahnend mit dem Finger auf sie. »Du, junge Dame, bringst jetzt diese Hühner in den Stall, und dann -« Ich zögerte mit einem Blick auf den Jungen am Boden, der jetzt wieder so weit zu Atem gekommen war, dass er keuchen konnte, und sich vorsichtig hinsetzte. Ich wollte sie nicht in mein Sprechzimmer bringen, nicht, wenn Jamie und Mr. Wemyss auf der anderen Flurseite Hackfleisch aus den Beardsleys machten.
    »Ich gehe mit dir«, entschied ich hastig und scheuchte sie von Jo fort. »Kusch.«
    »Aber -« Sie warf einen verwirrten Blick auf Jo – ja, es war Jo; er fuhr sich mit der Hand durch das Haar, um es sich aus dem Gesicht zu streichen, und ich sah die Narbe an seinem Daumen.
    »Ihm fehlt nichts«, sagte ich und legte ihr entschlossen die Hand auf die Schulter, um sie zum Hühnerstall zu dirigieren. »Geh.«
    Als ich zurückblickte, sah ich, dass Jo

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