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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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beklommen hin und her, und Jo machte Anstalten aufzustehen – dann fing er einen Blick verletzten Tadels von Mr. Wemyss auf und überlegte es sich anders.
    Jamie seufzte schwer und rieb sich den Nasenrücken. Dann stand er auf, bückte sich vor dem Kamin und zog zwei Strohhalme aus dem Korb mit Zunder. Er steckte sie in seine Faust und hielt sie den Zwillingen hin.
    »Wer den kurzen zieht, heiratet sie«, sagte er resigniert.
    Die Zwillinge glotzten ihn mit offenem Mund an. Dann schluckte Kezzie deutlich sichtbar, schloss die Augen und zog vorsichtig einen Strohhalm, als könnte dieser an etwas Explosivem hängen. Jo hielt die Augen offen, ohne den Strohhalm anzusehen, den er gezogen hatte; sein Blick war auf Lizzie geheftet.
    Alle schienen gleichzeitig auszuatmen, als sich die Blicke auf die Strohhalme richteten.
    »Also schön. Steht auf«, sagte Jamie zu Kezzie, der den kürzeren Strohhalm in der Hand hatte. Er sah benommen aus, als er Jamie Folge leistete.
    »Nehmt ihre Hand«, sagte Jamie geduldig zu ihm. »Also, schwört Ihr vor diesen Zeugen -«, er wies kopfnickend auf mich und Mr. Wemyss, »dass Ihr Elizabeth Wemyss zur Frau nehmt?«
    Kezzie nickte, dann räusperte er sich und richtete sich auf.
    »Jawohl«, sagte er entschlossen.
    »Und nimmst du, mein Fräulein, Keziah – Ihr seid doch Keziah?«, fragte er und blinzelte den Zwilling argwöhnisch an. »Aye, schön, Keziah. Dass du ihn zu deinem Mann nimmst?«
    »Aye«, sagte Lizzie und klang hoffnungslos verwirrt.
    »Gut«, sagte Jamie ohne Umschweife. »Ihr seid handfast . Sobald wir einen Pastor finden, lassen wir Euch offiziell segnen, aber Ihr seid verheiratet.« Er richtete die Augen auf Jo, der sich erhoben hatte.
    »Und Ihr«, sagte er entschlossen, »Ihr werdet gehen. Noch heute. Ihr kommt nicht zurück, bis das Kind geboren ist.«
    Jos Lippen waren weiß, doch er nickte. Er hatte beide Hände an den Körper gepresst – nicht auf die Stelle, wo ihn Jamies Faust getroffen hatte, sondern höher, auf sein Herz. Ich spürte einen scharfen Schmerz an derselben Stelle, als ich sein Gesicht sah.

    »Nun denn.« Jamie holte tief Luft und ließ die Schultern sinken. »Joseph – habt Ihr den Ehevertrag noch, den Ihr für Eure Tochter und den McGillivray-Jungen aufgesetzt habt? Holt ihn, aye, und wir ändern den Namen.«
    Mr. Wemyss, der aussah wie eine Schnecke, die nach einem Gewitter den Kopf herausstreckt, nickte vorsichtig. Er sah Lizzie an, die unverändert Hand in Hand mit ihrem frisch gebackenen Bräutigam dastand. Sie sahen aus wie Lot und seine Frau. Mr. Wemyss klopfte ihr sacht auf die Schulter, hastete aus dem Zimmer, und seine Schritte tappten die Treppe hinauf.
    »Du brauchst dazu doch bestimmt eine neue Kerze, oder?«, sagte ich zu Jamie und neigte den Kopf viel sagend in die Richtung Lizzies und der Zwillinge. Der Stummel in seinem Kerzenhalter war noch ungefähr vier Zentimeter hoch, doch ich hielt es für anständig, ihnen ein paar Minuten unter sich zu gewähren.
    »Oh? Oh, aye«, sagte er, denn er verstand, was ich meinte. Er hustete. »Ich, äh, komme mit und hole mir eine.«
    Im selben Moment, als wir mein Sprechzimmer betraten, schloss er die Tür, lehnte sich dagegen, ließ den Kopf nach vorn fallen und schüttelte ihn.
    »O Gott«, sagte er.
    »Die armen Dinger«, sagte ich mitfühlend. »Ich meine – man muss doch Mitleid mit ihnen haben.«
    »Ach ja?« Er roch an seinem Hemd, das zwar getrocknet war, aber immer noch einen deutlichen Fleck von Erbrochenem an der Vorderseite hatte, dann richtete er sich auf und räkelte sich, bis sein Rücken ächzte. »Aye, das muss man wohl«, gab er zu. »Aber – o Gott! Hat sie dir erzählt, wie es passiert ist?«
    »Ja. Ich erzähle dir die schmutzigen Details später.« Ich hörte Mr. Wemyss’ Schritte die Treppe herunterkommen. Unter der Decke hing eine Ansammlung von Kerzen, und ich zog ein Paar herunter und hielt sie so vor mich hin, dass der lange Docht, der sie verband, gerade gezogen wurde. »Hast du ein Messer dabei?«
    Seine Hand fuhr automatisch an seine Hüfte, doch er trug keinen Dolch.
    »Nein. Aber ich habe ein Taschenmesser auf meinem Schreibtisch.«
    Er öffnete die Tür im selben Moment, als Mr. Wemyss vor dem Zimmer anlangte. Mr. Wemyss’ Schreckensruf drang gemeinsam mit dem Geruch von Blut zu mir.
    Jamie schubste Mr. Wemyss beiseite, und ich hastete hinter ihm ins Zimmer, das Herz in der Kehle.
    Die drei standen dicht beieinander vor dem Tisch. Versprühte

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