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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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drückte mit dem Nagel genau auf seine Brustwarze, so dass er tief Luft holte. »Hattest du an eine lange Reise gedacht?« Sie schielte auf das kleine Wandbord am Bett, wo sie ihre Verhütungsmittel aufbewahrte.
    »Geht so.« Er folgte ihrer Blickrichtung, dann sah er ihr direkt in die Augen, eine Frage in den seinen.
    Sie wand sich, um es sich bequemer zu machen und befreite unauffällig das Miniauto.
    »Man sagt, eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem Schritt«, sagte sie. Dann hob sie den Kopf, legte den Mund auf seine Brustwarze und umschloss sie sanft mit den Zähnen. Einen Moment später ließ sie los.
    »Leise«, sagte sie tadelnd. »Du weckst noch Jemmy auf.«

    »Wo ist deine Schere? Ich schneide es ab.«
    »Das sage ich dir nicht. Ich mag es lieber lang.« Sie strich ihm das weiche, dunkle Haar aus dem Gesicht und küsste ihn auf die Nasenspitze, was ihn leicht aus der Fassung zu bringen schien. Doch er lächelte und erwiderte ihren Kuss, bevor er sich hinsetzte und sich mit einer Hand das Haar aus dem Gesicht schlug.
    »Das muss doch unbequem sein«, sagte er mit einem Blick auf die Wiege. »Ich lege ihn besser in sein Bett, oder?«
    Brianna blinzelte von ihrer Position auf dem Fußboden zur Wiege auf. Jemmy, der jetzt vier war, war der Wiege längst summa cum laude entwachsen und in ein Rollbett umgezogen, doch hin und wieder bestand er darauf, um der alten Zeiten willen in seiner Wiege zu schlafen, in die er sich hartnäckig hineinquetschte, trotz der Tatsache, dass es ihm unmöglich war, den Kopf und alle vier Gliedmaßen gleichzeitig darin unterzubringen. Im Moment war er unsichtbar bis auf zwei rundliche nackte Beine, die an einem Ende senkrecht in die Höhe ragten.
    Er wurde jetzt so groß, dachte sie. Er konnte noch nicht richtig lesen, konnte aber das Alphabet, und er konnte bis hundert zählen und seinen Namen schreiben. Und er wusste, wie man ein Gewehr lud; sein Großvater hatte es ihm beigebracht.
    »Sagen wir es ihm?«, fragte sie plötzlich. »Und wenn ja, wann?«
    Roger musste im selben Moment etwas Ähnliches gedacht haben, denn er schien genau zu wissen, was sie meinte.
    »Himmel, wie soll man einem Kind so etwas sagen?«, sagte er. Er erhob sich und packte die Bettdecke, um sie auszuschütteln, weil er anscheinend hoffte, das Lederband zu finden, mit dem er sich die Haare zusammenbinden konnte.
    »Würdest du einem Kind nicht sagen, dass es adoptiert ist?«, wandte sie ein. Sie setzte sich hin und fuhr sich ihrerseits mit der Hand durch die Haarmassen. »Oder wenn es einen Skandal in der Familie gibt, zum Beispiel, dass sein Vater nicht tot ist, sondern im Gefängnis? Wenn man es ihnen früh erzählt, glaube ich, dass es gar keine so große Bedeutung für sie hat; sie wachsen einfach damit auf. Wenn sie es später herausfinden, ist es ein Schock.«
    Er sah sie ironisch von der Seite an.
    »Du musst es ja wissen.«
    »Du doch auch.« Die Worte kamen trocken, doch selbst jetzt spürte sie noch das Echo. Unglaube, Wut, Verleugnung – und der plötzliche Zusammenbruch ihrer Welt, als sie es gegen ihren Willen zu glauben begann. Das Gefühl der Leere und Verlassenheit – und der blinden Wut und des Verratenseins, als sie entdeckte, wie viel von dem, was für sie selbstverständlich gewesen war, eine Lüge war.
    »Du brauchtest wenigstens keine Entscheidung zu treffen«, sagte sie und
nahm eine bequemere Position am Bettrahmen ein. »Niemand wusste von dir; niemand hätte dir sagen können , was du warst, und hat es nicht getan.«
    »Oh, und du meinst, sie hätten dir die Sache mit der Zeitreise schon als Kleinkind erzählen sollen? Deine Eltern?« Er zog zynisch belustigt die Augenbraue hoch. »Ich kann mir die Kommentare vorstellen, die du aus der Schule mit nach Hause gebracht hättest – ›Brianna hat eine sehr lebhafte Fantasie, sollte aber ermuntert werden, Situationen zu erkennen, in denen es nicht angebracht ist, diese zu benutzen‹.«
    »Ha.« Sie strampelte das restliche Gewirr aus Kleidern und Bettwäsche beiseite. »Ich war auf einer katholischen Schule. Die Nonnen hätten gesagt, ich lüge, und hätten es unterbunden, Ende. Wo ist mein Hemd?« Sie hatte sich vollständig aus dem Kleidungsstück herausgewunden, und es war zwar warm, aber sie fühlte sich unangenehm entblößt, selbst im gedämpften Schatten des Zimmers.
    »Hier.« Er zupfte ein Leinenknäuel aus dem Durcheinander und schüttelte es aus. »Meinst du?«, wiederholte er und sah sie mit hochgezogener

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