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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hatte, beförderte sie einen Holzscheit in den Kamin, um das Feuer anzufachen, und bückte sich, um eine Kerze an den glühenden Kohlen anzuzünden. Im flackernden Schein der Kerze konnte sie sehen, dass sich die Beardsleys unerwartet ordentlich zurechtgemacht hatten. Ihr Haar war gekämmt und fest geflochten, und beide trugen ein sauberes Hemd und eine Lederweste; Röcke besaßen sie nicht. Auch Lizzie war im Sonntagsstaat – sie trug tatsächlich das blass-pfirsichfarbene Wollkleid, das sie für ihre Hochzeit genäht hatten.
    Es war etwas im Busch, und es wurde klarer, als Lizzie Roger ernst ins Ohr wisperte.
    »Ihr wollt, dass ich Euch traue ?«, sagte Roger erstaunt. Er blickte von einem Zwilling zum anderen. »Äh … mit wem denn?«
    »Aye, Sir.« Lizzie knickste respektvoll. »Mich und Jo, Sir, wenn Ihr so gütig wärt. Kezzie ist als Zeuge mitgekommen.«
    Roger rieb sich mit verblüffter Miene das Gesicht.
    »Nun ja … aber…« Er warf Brianna einen flehenden Blick zu.
    »Bist du in Schwierigkeiten, Lizzie?«, fragte Brianna direkt. Sie zündete eine zweite Kerze an und steckte sie in einen Wandhalter an der Tür. Jetzt, da sie mehr Licht hatte, konnte sie sehen, dass Lizzies Augenlider gerötet und geschwollen waren, als hätte sie geweint – obwohl sie eher nervöse Entschlossenheit auszustrahlen schien als Angst.

    »Schwierigkeiten würde ich nicht direkt sagen. Aber ich – ich bekomme ein Kind, aye.« Lizzie kreuzte schützend die Arme vor ihrem Bauch. »Wir – wir wollten verheiratet sein, bevor ich es jemandem sage.«
    »Oh. Nun ja …« Roger warf Jo einen missbilligenden Blick zu, hinter dem aber keine große Überzeugung steckte. »Aber dein Vater – wird er nicht -«
    »Pa würde sich wünschen, dass wir von einem Pastor getraut werden«, erklärte Lizzie ernst. »Und das werden wir auch. Aber Ihr wisst doch, Sir, es wird Monate – vielleicht sogar Jahre – dauern, bis wir einen finden.« Sie senkte den Blick und errötete. »Ich – ich wäre gern verheiratet, mit dem richtigen Spruch, bevor das Baby kommt.«
    »Ja«, sagte er, und sein Blick wurde unausweichlich von Lizzies Taille angezogen. »Ich verstehe. Aber ich kann die Eile nicht ganz begreifen, falls du mich verstehst. Ich meine, deine Schwangerschaft wird doch morgen nicht deutlicher zu sehen sein als heute Abend. Oder nächste Woche.«
    Jo und Kezzie wechselten über Lizzies Kopf hinweg einen Blick. Dann legte Jo Lizzie die Hand um die Taille und zog sie sanft an sich.
    »Sir. Es ist nur – wir möchten das Richtige tun. Aber wir hätten es gern nur unter uns, versteht Ihr? Nur ich, Lizzie und mein Bruder.«
    »Nur wir«, wiederholte Kezzie und trat einen Schritt näher. Er sah Roger mit ernster Miene an. »Bitte, Sir?« Er schien sich irgendwie die Hand verletzt zu haben; es war ein Taschentuch darum gewickelt.
    Brianna fand die drei so rührend, dass es beinahe unerträglich war; sie waren so unschuldig und so jung und hatten die frisch gewaschenen Gesichter so flehend auf Roger gerichtet. Sie trat näher und berührte Rogers Arm, dessen Wärme sie durch den Stoff seines Ärmels spüren konnte.
    »Tu’s doch für sie«, sagte sie leise. »Bitte. Du kannst sie doch wenigstens für handfast erklären.«
    »Aye, aber man sollte sie über ihre Verantwortung aufklären … ihr Vater …« Seine Einwände verstummten, als er von ihr zu dem Trio hinüberblickte, und sie konnte sehen, dass die Unschuld der drei ihn genauso rührte wie sie. Und, so dachte sie insgeheim belustigt, der Gedanke, seine erste, wenn auch noch unorthodoxe Eheschließung zu vollziehen, war sehr verlockend für ihn. Die Umstände würden romantisch und unvergesslich sein, hier in der Stille der Nacht, der Austausch der Gelübde bei Kerzenschein, während die Erinnerung an ihren eigenen Liebesakt das Zimmer noch wärmte und das schlafende Kind Zeuge war, zugleich Segen und Verheißung für die neue Ehe.
    Roger seufzte tief, dann lächelte er ihr resigniert zu und wandte sich ab.
    »Aye, also schön. Aber lasst mich erst meine Hose anziehen; ich werde meine erste Trauung nicht mit blankem Arsch durchführen.«
     
    Roger hielt einen Löffel Marmelade über sein getoastetes Brot und starrte mich an.

    »Sie was ?«, sagte er in ersticktem Ton.
    »Oh, das kann sie doch nicht!« Brianna schlug sich mit großen Augen die Hand vor den Mund und zog sie sofort wieder zurück, um zu fragen: »Alle beide ?«
    »Offensichtlich«, sagte ich und unterdrückte ein höchst

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